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Hintergrundtexte, Diskussionsbeiträge und Presseerklärungen

Auf dieser Seite findet Ihr Hintergrundtexte, Diskussionsbeiträge und Presseerklärungen zu Themen, die uns wichtig erscheinen, mit denen wir uns in der Vergangenheit beschäftigt haben oder gegenwärtig beschäftigen. Wir geben damit keine Meinung der ARI als Gesamtgruppe wieder. Allenfalls die Sichtweise und Schwerpunktsetzungen einzelner Mitglieder oder (temporärer) Redaktionsgruppen werden sich widerspiegeln. August 2012, Antirassistische Initiative Berlin

Forderungen für die Aufklärung des Mordes an Süleyman Taşköprü
Hamburg | 10. April 2018

initiative_tasköprü Am 27. Juni 2001 ermordete der Nationalsozialistische Untergrund in Hamburg-Bahrenfeld Süleyman Taşköprü.

Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) verübte 1999 bis 2010, soweit bisher bekannt, zehn Morde und drei Sprengstoffanschläge. Im Frühjahr 2018 geht nach 5 Jahren der Prozess gegen fünf Täter_innen des NSU vor dem Oberlandesgericht München zu Ende. Zum Ende des Prozesses sagte Ayşe Yozgat, Mutter eines durch den NSU Ermordeten, dem Münchner Gericht: "Sie haben wie Bienen gearbeitet, aber keinen Honig produziert. Es gibt kein Ergebnis". Der Prozess wird voraussichtlich zur Verurteilung der Angeklagten führen, jedoch keine umfassende Aufklärung der komplexen Hintergründe und Verflechtungen der NSU-Mordtaten mit bundesweiten Naziszenen und staatlichen Geheimdiensten erbringen.

Nach Bekanntwerden des NSU im November 2011 sprach der Hamburger Innensenator Michael Neumann im Mai 2012 von der Notwendigkeit einer "rückhaltlosen Aufklärung" des Mordes an Süleyman Taşköprü. Doch mehr als für andere Bundesländer gilt 2018 für Hamburg: Bisher blieb der NSU-Komplex - die Beteiligung des Verfassungsschutzes, die Mittäterschaft lokaler Neonazis, die Leugnung eines rassistischen Hintergrundes des Mordes durch Polizei und Staatsanwaltschaft und ihre rassistische Ermittlungspraxis - im Zusammenhang mit dem Mord an Süleyman Taşköprü unaufgeklärt. Die wichtigsten Fragen sind unbeantwortet: -- weiterlesen

Mehr Informationen der Initiative unter https://www.aufklaerung-tatort-schuetzenstrasse.org

Polizei und Rassismus in den USA
Warum US-Polizisten schwarze Bürger töten | von Arian Schiffer-Nasserie

Seit einiger Zeit häufen sich wieder Berichte über rassistische Polizeiübergriffe in den USA. ZeitungsleserInnen und Fernsehzuschauer in Deutschland erfahren, dass US-Polizisten beinahe täglich meist junge, männliche Afroamerikaner erschießen wie Alton Sterling und Philando Castile, die im Juli 2016 innerhalb von 48 Stunden erschossen wurden. Jährlich tötet die Polizei Hunderte dunkelhäutiger US-Bürger. Ein Projekt des britischen Guardian zählte Anfang September 184 durch die Polizei getötete Afroamerikaner. Die Wahrscheinlichkeit durch die Polizei getötet zu werden ist für schwarze Menschen in den USA fünfmal so hoch wie für weiße Menschen. 2016 wurden bis Anfang September 750 Menschen durch die US-Polizei getötet. Tödliche Polizeiübergriffe gehören zum Alltag der US-Gesellschaft, schwarze Menschen sind fast täglich unter den Opfern.

Deutsche Medien berichten davon meist erst, wenn es zu gewalttätigen Protesten und "Unruhen" in großen US-Städten kommt. -- weiterlesen

Dieser Artikel
erschien zuerst in einer stark gekürzten Version in der Zeitung "junge Welt"; er erscheint in dieser vom Autor überarbeiteten und aktualisierten Version in der nächsten "ZAG - antirassistische Zeitschrift". Die aktuelle Ausgabe mit dem Titel "Biedermänner" ist ab Ende September im Handel und / oder bestellbar unter www.zag-berlin.de

Über den Autor
Arian Schiffer-Nasserie ist Hochschullehrer für Politikwissenschaft an der Evangelischen Hochschule in Bochum. Schwerpunkte: Sozial- und Migrationspolitik sowie Rassismusforschung. Forschungsprinzip: Nachdenken über – nicht für den Staat.

Berlin für Alle | Mach mit!
Sonntag, 14. Februar 2016 | 13 Uhr | Haus der Demokratie und Menschenrechte

Es ist Zeit für eine soziale und antirassistische Offensive in Berlin!
Eine kaputtgesparte städtische Infrastruktur und fast 80.000 Menschen, die in Berlin in 2015 neu angekommen sind, stellen die soziale Frage in einer neuen Dringlichkeit. Wir wollen diese Situation nicht den Rechten überlassen, weder der extremen Rechten, noch den Marktradikalen und ihrem Spar- und Kürzungswahn. Ihr Ziel ist es, die Alteingesessenen gegen die Neuangekommenen und die Unter- gegen die Mittelschicht auszuspielen. Nur eine neue soziale Allianz kann das verhindern. Wir brauchen einen Zusammenschluss der sozialen und politischen Kräfte, der die Konflikte der Stadt benennt und offensiv führt: Wohnungsnot, Rassismus, Angriffe gegen Geflüchtete, Zwangsräumungen, unhaltbare Zustände beim Lageso, teure Prestigeprojekte, usw. Einen Zusammenhang, der solidarische Praxen weiterentwickelt, der in der Lage ist, ein breites Angebot zur politischen und aktivistischen Partizipation zu machen und der bestehende Initiativen sichtbarer macht, ohne sie zu vereinnahmen.

Gegen die Zersplitterung – Für eine neue soziale Allianz
Wie kaum eine andere Metropole ist Berlin immer noch geprägt von Orten der Solidarität, von einer Vielzahl politischer und sozialer Initiativen und vom Eigenleben der Kieze. Die zahllosen Initiativen für Geflüchtete, die Kämpfe für das Recht auf Stadt, die Volksentscheide und Bürgerbegehren sind Ausdruck eines anderen Berlins - eines Berlin von unten. -- weiterlesen

http://berlinfueralle.org -- http://facebook.com/BerlinFuerAlle -- kontakt@berlinfueralle.org

WIR FORDERN DIE NEUAUSRICHTUNG DER ERMITTLUNGEN ZUM MORD AN BURAK BEKTAŞ
Freitag, 5. Februar 2016 | 12 Uhr | Mahnwache vor dem Gebäude der Berliner Staatsanwaltschaft (Turmstr. 91, Moabit)

Als Reaktion auf Anfang Januar bekanntgewordene Details zu den bisherigen Ermittlungen im Fall Burak Bektaş ziehen wir vor das Gebäude der Berliner Staatsanwaltschaft, um unserer Forderung nach einer konsequenten Neuausrichtung der Ermittlungen mit Blick auf ein mögliches rassistisches Tatmotiv Nachdruck zu verleihen.

- Warum leugnet der zuständige Berliner Staatsanwalt Dieter Horstmann die Existenz einer intern durchgeführten Operativen Fallanalyse, die ein rechtes/rasssistisches Motiv im Mordfall Burak Bektaş als mögliche Tatversion benennt?

- Warum wird Tatzeugen im Mordfall Burak Bektaş die Gegenüberstellung mit Rolf Z., dem mutmaßlichen Mörder des im September 2015 verstorbenen Luke Holland verweigert, obwohl es im Zuge der Ermittlungen im Fall Burak Bektaş bereits einen Hinweis auf Rolf Z. als möglichen Tatverdächtigen gegeben hatte? -- weiterlesen

Aktuelle Pressemitteilung: http://burak.blogsport.de/2016/01/14/pressemitteilung-der-fall-burak-bektas-muss-neu-aufgerollt-werden/
Mehr Infos und Aktuelles zum Mord an Burak unter: http://burak.blogsport.de -- http://www.facebook.com/Burak.unvergessen

#AUSNAHMSLOS
Gegen sexualisierte Gewalt und Rassismus. Immer. Überall. #ausnahmslos (11. Januar 2016)

"In der Silvesternacht auf 2016 waren in Köln und anderen deutschen Städten viele Frauen sexualisierter Gewalt an öffentlichen Plätzen ausgesetzt. Diese Taten müssen zügig und umfassend aufgeklärt werden. Die Schutzlücken im Straftatbestand der sexuellen Nötigung/Vergewaltigung müssen endlich geschlossen werden.

Wir fordern, dass den Betroffenen jetzt alle Unterstützung und Hilfe zukommt, die sie benötigen. Wir stehen solidarisch mit all denjenigen, die sexualisierte Gewalt und Belästigung erfahren und erfahren haben.

Wer wir sind
Als Feminist_innen aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen setzen wir uns seit vielen Jahren für Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern und für eine offene und faire Gesellschaft ein, engagieren uns gegen Sexismus und sexualisierte Gewalt. Dabei haben wir gelernt, wie wichtig es ist, auch gegen Rassismus und andere Formen von Diskriminierung zu stehen.

Dafür setzen wir uns ein
Der konsequente Einsatz gegen sexualisierte Gewalt jeder Art ist unabdingbar und von höchster Priorität. Es ist für alle schädlich, wenn feministische Anliegen von Populist_innen instrumentalisiert werden, um gegen einzelne Bevölkerungsgruppen zu hetzen, wie das aktuell in der Debatte um die Silvesternacht getan wird. -- weiterlesen

Quelle: http://ausnahmslos.org/

Podcast: 'Wer hat Burak erschossen?'
Donnerstag, 15. Oktober - 10. Dezember 2015 | 9:10 (Radioeins) und 14.10 (Kulturradio) sowie online | 9 Folgen

Seit 10. Dezember die neunte und letzte Folge (34:33) im rbb podcast (11. Dezember 2015):

Die neun Folgen liefen vom 15. Oktober bis 10. Dezember 2015, immer donnerstags um 9.10 Uhr auf Radioeins und um 14.10 Uhr im Kulturradio. Im Internet sind alle Folgen als ungekürzter Podcast veröffentlicht.

Der letzte Podcast ist in weiten Teilen eine Zusammenfassung der Serie.

1. Darüber hinaus gibt es etwas Neues: ein ausführliches Interview mit Ryan, einem Freund des ermordeten Luke H.
Er schildert ausführlich wie Rolf Z. immer wieder zu Gast in seiner Bar war. Er hat den Eindruck, dass Rolf Z. erst am Tatabend realisiert habe, dass sich in seiner ehemaligen Rocker-Stammkneipe "Starkstrom" heute "Ausländer" treffen und dass Ryan, der Besitzer "homosexuell" ist. Am Tatabend sagt Rolf Z. in der Bar, es seien so viele Ausländer hier und niemand könne deutsch sprechen.
Ryan geht davon aus, dass Rolf Z. mit seiner Schrotflinte in die Bar gehen wollte, um ihn, Ryan, zu erschiessen, weil er homosexuell sei und einen "nicht-deutschen Ort" geschaffen habe. Ryan vermutet, Luke H. habe Rolf Z. beim Betreten der Bar gesehen und ihn daran gehindert. Deshalb habe Rolf Z. den ihm unbekannten Luke H. getötet. -- weiterlesen

Interview mit Autor Philip Meinhold -- Video-Trailer (4:06)
Hinweise bitte an burak-initiative@web.de -- mehr Informationen: Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak B.

Fluchthilfe organisieren!
Schleuser. Schlepper. Superheldinnen! (Oktober 2015)

Aufgrund der aktuellen öffentlichen Diskussion um Fluchthilfe dokumentieren wir hier eine Linkliste die als Flyer auf antirassistischen Demonstrationen im Umlauf ist:

Das Projekt "Fluchthilfe und du?" organisiert eine sichere klandistine Ein- und Weiterreise Aus Spenden werden Benzinkosten, Unterkunft, Verpflegung und Honorare finanziert. fluchthilfe.at -- facebook.com/fluchthilfeunddu

Die Schutzehe ist eine Möglichkeit, einen Menschen durch Heirat vor Abschiebung zu schützen und ihm_ihr zu einem dauerhaften Aufenthaltsrecht zu verhelfen. schutzehe.de

Einen schnellen Weg zum Aufenthaltstitel für Mütter stellt die Vaterschaftsanerkennung dar. Patri Arsch -- weiterlesen

Viele der genannten Projekte sind auf Geld- und Sachspenden angewiesen: Dauerauftrag, Soliparty, alte Computer, Fahrräder.
Noch mehr Anregungen für Superheld_innen: fluchthilfe.tumblr.com -- http://www.fluchthelfer.in/

Die Vergangenheit tut mir weh (9. September 2015)
Anmerkungen zum 15. Jahrestag des Beginns der Mordserie des NSU von Özge Pınar Sarp

Heute erinnern wir an Enver Şimşek, der am 9. September 2000 von der rassistischen Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) mit acht Schüssen niedergeschossen wurde. Zwei Tage später, am 11. September, starb er in der Klinik in Nürnberg. Erst nach elf Jahren wurde öffentlich bekannt, dass er das erste Opfer einer rassistischen Mordserie in Deutschland war, der insgesamt zehn Menschen zum Opfer fielen.

Die Suche nach Gerechtigkeit ist ein langer Weg. Die Grundlage für die Suche nach Gerechtigkeit liegt im Erinnern und Gedenken. Die Familien der Opfer und die Betroffenen der Anschläge müssen ein Trauma überwinden oder mit diesem weiterhin leben. Es ist wichtig für sie zu sehen, zu hören und zu wissen, dass die Suche nach Gerechtigkeit in der Gesellschaft auch andere Menschen nicht loslässt. Für die Aufklärung dieser Verbrechen, für eine Gerechtigkeit, für unsere verlorenen Menschen erinnern wir heute an Enver Şimşek. -- weiterlesen

Quelle: Özge Pınar Sarp, NSU Watch
Türkçe: Geçmiş canımı acıtıyor

Von Ouagadougou über Mitilini nach Nickelsdorf und weiter. Einige Anmerkungen zu den aktuellen Kämpfen um Bewegungsfreiheit und gerechte Entwicklung
Oktober 2015 | von Transact

Die Dublin-Regelung geschleift bis außer Kraft, Frontex mit dem Rücken zur Wand, Europas Grenzen außer Kontrolle: In neuer Dimension und mit anhaltender Hartnäckigkeit haben die Bewegungen der refugees und migrants das EU-Grenzregime regelrecht überrannt. Das Recht auf Bewegungsfreiheit wird tagtäglich tausendfach durchgesetzt, im Zentralen Mittelmeer und in der Ägäis, durch Italien und über die Balkanroute, in Deutschland bis nach Skandinavien. Die Gegenseite versucht mit allen Mitteln, die verlorene Kontrolle zurückzugewinnen. Sie schärfen ihre Gesetze der Ausgrenzung und Entrechtung. Fast jeden Tag reißen sie immer noch und immer wieder Menschen in den Tod: erstickt in LKWs, ertrunken im Meer.

Doch die Selbstorganisation und das Selbstbewusstsein der Geflüchteten und Migrant_innen nehmen stetig zu, viele haben ihre Erfahrungen aus der Arabellion im Gepäck. Der Aufbruch zum "March of Hope" am 4. September im Budapester Bahnhof markierte einen neuen Höhepunkt. Davon inspiriert kam ein neuer Schub von "Refugee Welcome"-Initiativen march2in Gang, verknüpft mit einer riesigen medialen Aufmerksamkeit, nicht nur in Deutschland und Österreich überwiegend in positiv-solidarischer Berichterstattung für die Geflüchteten. Bei allen "Ambivalenzen dieser Hegemonie" – von bisweilen unerträglichem Paternalismus oder zynischen Nützlichkeitsdiskursen, inklusive Unterscheidung in gute und schlechte Flüchtlinge – sehen wir ein gesteigertes Potential für eine transnationale antirassistische Bewegung, die den "langen Sommer der Migration" weiter erfolgreich flankieren kann und gleichzeitig den Impuls geographisch und sozial ausweiten muss. -- weiterlesen

Transact

Polizei und Rassismus in den USA
Warum US-Polizisten Schwarze erschießen | von Arian Schiffer-Nasserie (18. Mai 2015)

Seit einiger Zeit häufen sich Berichte über rassistische Polizeiübergriffe in den USA. Zeitungsleserinnen und Fernsehzuschauer in Deutschland erfahren, dass US-Polizisten beinahe wöchentlich meist junge, unbewaffnete, männliche Afroamerikaner erschießen (z. B. Michael Brown, 18, in Ferguson; Tamir Rice, 12, in Cleveland; Walter Scott, 50, in North Charleston usw.), erwürgen (z. B. Eric Garner, 43, in New York) oder ihnen in Polizeigewahrsam das Genick brechen (z. B. Freddie Gray, 27, in Baltimore). Jährlich tötet die Polizei mehr als 300 dunkelhäutige US-Bürger. Tödliche Polizeiübergriffe gegen Schwarze gehören also zum Alltag der US-Gesellschaft.

Deutsche Medien berichten davon meist nur, wenn es, wie zuletzt Ende April, zu Demonstrationen und "Unruhen" in großen Städten kommt. Die Sorge – gemischt mit etwas Häme – gilt dann weniger den schwarzen Opfern der Polizeigewalt als vielmehr der inneren Ordnung des NATO-Bündnispartners mit Weltmachtstatus. -- weiterlesen

Zuerst erschienen in: junge Welt, 18.05.2015, Seite 12 / Thema (https://www.jungewelt.de/2015/05-18/001.php)
Arian Schiffer-Nasserie ist Hochschullehrer für Politikwissenschaft an der Evangelischen Fachhochschule in Bochum. Seine Schwerpunkte sind die Sozial- und Migrationspolitik sowie die Rassismusforschung. Kontakt: schiffer-nasserie@efh-bochum.de

Dritter Jahrestag des Mordes an Burak Bektaş: Die Angst bleibt - Findet den Mörder!
Redebeitrag der Initiative: Warum ziehen wir ein rassistisches Motiv in Betracht? (5. April 2015)

Warum ziehen wir ein rassistisches Motiv in Betracht?
Seit dem Bestehen der Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak fordern wir gezielte Ermittlungen in Richtung eines rassistischen Motivs. Wir denken, dass es mehrere Anhaltspunkte gibt, die das rechtfertigen. Wir wollen uns diese hier und heute nochmal ins Gedächtnis rufen:

1) Die Tatkonstellation
Ein weißer Mann schießt in eine Gruppe Jugendlicher, die von der deutschen Mehrheitsgesellschaft als "migrantische Jugendliche" wahrgenommen werden. Die Ermittlungsbehörden kommen zu dem Schluss, dass keine persönliche Beziehung zwischen Opfer und Täter vorlag. Es gab keinen Wortwechsel, keinen Streit, keine Auseinandersetzung. Burak wurde nicht gezielt erschossen, sondern der Täter schoss wahllos in die Gruppe Jugendlicher, die sich zum Teil gerade erst kennengelernt hatten. In einer Gesellschaft wie der deutschen, die zutiefst rassistisch geprägt ist, in der jährlich hunderte Gewalttaten gegen vermeintliche Migrantinnen und Migranten, sowie Geflüchtete stattfinden, liegt unseres Erachtens ein rassistisches Motiv sehr nahe. Wesentlich näher als die These eines "verwirrten Einzeltäters", der die Polizei in alle Richtungen ermitteln lässt. -- weiterlesen

Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş: http://burak.blogsport.de/ -- http://facebook.de/burak.unvergessen

Betroffenheit, Trauer und Scham: Die Toten vor Lampedusa sind notwendig!
Fragt sich nur - wofür? | von Arian Schiffer-Nasserie (5. Oktober 2013)

Hunderte sind auf ihrem Weg vom libyschen Misrata nach Lampedusa an einem Tag im Oktober 2013 gestorben,
· weil die EU (Deutschland vorneweg) mit ihren global überlegenen Unternehmen und subventionierten Waren die afrikanischen und arabischen Ökonomien erfolgreich kaputt konkurriert und den betroffenen Menschen damit ihre Lebensgrundlage nimmt,
· weil die Lebensmittel, die Fischfanggebiete, die Rohstoffvorkommen ihrer Heimat exklusiv der Verwertung westlicher Kapitale dienen und dafür kaum örtliche Arbeitskräfte gebraucht werden,
· weil mit den Menschen vor Ort im Normalfall schlicht überhaupt kein Geschäft zu machen ist,
· weil sie also schlicht überflüssig, d.h. Überbevölkerung sind, die stört, wo immer sie rumvegetiert,
· weil die den ehemaligen Kolonisierten gewährte Freiheit, sich selbstverantwortlich um den eigenen Gelderwerb kümmern zu dürfen, weder die tatsächliche Möglichkeit dazu in ihrer Heimat noch das Recht einschließt, diese verlassen zu dürfen, nur weil man daheim nicht leben kann, um auswärts in den Metropolen des Kapitalismus die eigene Arbeitskraft anzubieten -- weiterlesen

Berlin-Kreuzberg | Mural/ Wandbild:
Vor 13 Jahren, am 9. September 2000, wurde Enver Şimşek vom NSU ermordet (September 2013)

Zum 13. Jahrestag des Mordes an Enver Şimşek am 9. September 2000 wurde an der Hauswand Oranienstr. 1/Manteuffelstr. 42 ein 3 x 6 Meter großes Mural/ Wandbild angebracht.
Zu sehen ist ein Bild von Enver Şimşek mit dem Textzusatz: "9.9.2000 Ermordet vom NSU. Und immer noch: Staatliche Unterstützung des Nazi-Terrors. Rassismus tötet".
Als "Vorbereitungskreis der Kundgebung vom 6. Mai zum Gedenken an die Ermordeten des NSU" soldarisieren wir uns mit den Opfern des NSU Terrors und fordern die Aufklärung der Morde.

Am 9. September jährt sich der Mordanschlag auf Enver Şimşek zum 13. Mal. Er wurde am 9. September 2000 an seinem Blumenstand an einer Nürnberger Ausfallstraße vom Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) mit mehreren Schüssen lebensgefährlich verletzt und verstarb zwei Tage später. Vermutlich ist dies der Beginn der rassistischen Mordserie durch den NSU. Wir wollen nach den Morden und dem Bekanntwerden des Terrornetzwerks NSU nicht zum Alltag übergehen. -- weiterlesen

Netzwerk Kritische Migrations- und Grenzregimeforschung Europe (kritnet.org)
Solidarität statt Rassismus. Es ist Zeit, den virulenten Rassismus zu stoppen.
(Unterzeichnet von mehr als 1.000 Organisationen und Einzelpersonen. Stand: 6. 9. 2013)

Am 2. September debattierte der Deutsche Bundestag den Abschlussbericht des NSU-Untersuchungsausschusses, der das Versagen von Sicherheitsbehörden in den letzten 13 Jahren dokumentiert. Bericht und öffentliche Debatte zeigen, dass ein Teil der gesellschaftlichen und politischen Eliten Deutschlands zumindest in diesem Bereich gelernt hat, im Nachhinein Rassismus zu erkennen und zu benennen. Aber in Solidarität mit den ausdauernden Kämpfen von Migrant_innen und Geflüchteten gegen alltägliche Ausgrenzung und im Angesicht neuer nationalistischer "Bürgerproteste" gilt es den Blick endlich auf die ganze Breite der rassistischen Muster zu richten, die unsere Gesellschaft immer noch prägen – und zu handeln.

Geheimdienste und Strafverfolgungsbehörden sind im Zuge der Aufklärung der NSU-Morde deutlich in die Kritik einer breiteren Öffentlichkeit geraten. Wenn aber von einem systematischen Versagen die Rede ist, so begrenzt sich diese Aussage meist auf das System der Sicherheitsbehörden und meint nicht die eklatanten Missstände des institutionellen und alltäglichen Rassismus in Deutschland. Und so werden parallel zur Aufdeckung der NSU-Strukturen nationalistische Diskurse gegen Migrant_innen, die wie bereits in der Vergangenheit "Integration" in den Mittelpunkt rücken, wieder lauter. Nicht nur Neonazis, auch "aufgebrachte" Bürger_innen vertreten ihre rassistischen Einstellungen öffentlich, auf der Straße ebenso wie medial -- weiterlesen

Erklärung der ARI (Antirassistische Initiative Berlin)
GRIECHENLAND - SOLIDARITÄT STATT NATIONALE UND RASSISTISCHE HETZE (März 2013)

Am Beispiel Griechenland: Der Fluchtweg über das Mittelmeer ist durch die Abschottung der Festung Europa zu einer tödlichen Route geworden. Deshalb wählen immer mehr Flüchtlinge den Weg über Griechenland nach Europa.
Das Asylsystem in Griechenland existiert nicht mehr. Flüchtlinge campieren in öffentlichen Parks und werden in geschlossene Lager gesperrt. Sie werden durch rassistische Polizei und faschistische Horden terrorisiert.
Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass die Wirtschaft und das Sozialsystem Griechenlands während der Staatsschuldenkrise zusammen brachen. Die Mehrheit der Menschen befindet sich in einer Verelendungsspirale: Keine Arbeit, keine Gesundheitsversorgung, kein Existenzminimum, keine Bildung ... keine Aussicht auf Verbesserung.
In Deutschland wird diese Situation ignoriert oder arrogant entstellt.

Deutschland - mal wieder nur nationale und rassistische Hetze

Zum Beginn der europäischen Staatsschuldenkrise, die der Finanz- und Wirtschaftskrise 2007 folgte, musste die neugebildete griechische Regierung ihren Schuldenstand offenlegen und die EU sowie den IWF um Unterstützung bitten. Sofort produzierten deutsche Medien das Klischee des "faulen Griechen". Dieses Bild wurde im Laufe der Krise in die altbekannte Trennung zwischen Süd- und Nordeuropa überführt. Es gäbe in den Ländern Südeuropas das "Dolce vita", die Kaffeehaus- und Siestakultur: Menschen trinken Kaffee, schlafen zu Mittag, nehmen Urlaub und gehen sogar in Rente und seien im Allgemeinen faul und korrupt; während in Nordeuropa, insbesondere in Deutschland, hart gearbeitet werde und Organisation und Kontrolle herrschten. Die innereuropäischen Klischees vom "Südländer" wurden schon im Diskurs über Gastarbeiter dazu genutzt, intensiver auszubeuten und Menschen staatlich zu kontrollieren. Sie werden durch die Krise (re-)aktiviert und nutzbar gemacht für eine deutsche Innen-Europapolitik.
Das ist Rassismus, gegen den wir uns positionieren. -- weiterlesen

Erklärung der ARI (Antirassistische Initiative Berlin): WER HAT BURAK B. ERMORDET?
WIR FORDERN AUFKLÄRUNG! GERECHTIGKEIT! TRANSPARENZ! SOLIDARITÄT! (August 2012)

Am 5. April um ein Uhr nachts wurde Burak B. ermordet. Ein unbekannter Täter näherte sich einer Gruppe von migrantischen Jugendlichen, die zu diesem Zeitpunkt an einer Bushaltestelle gegenüber dem Krankenhaus Neukölln saßen. Der Täter gab aus einer Handfeuerwaffe gezielte Schüsse auf die Gruppe ab. Er tötete den 22-jährigen Burak B. und verletzte Alex A. (16) und Jamal A. (17) lebensgefährlich. Zwei weitere Jugendliche blieben unverletzt. Der Täter war der Jugendgruppe nicht bekannt. Er wird von den Überlebenden des Angriffs als ca. 40-60 Jahre alt, ca. 180 cm groß, weiß, mit Kapuzenpulli, beschrieben. Er flüchtete zu Fuß.

Auf Buraks Beerdigung waren 2.000 Menschen, Angehörige und Freunde und zum größten Teil Mitglieder der türkischen sowie muslimischen Community. Am Tatort befindet sich eine informelle Gedenkstelle. -- weiterlesen (htm) / pdf

Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak B.: blog -- facebook
Das Gedenken an Burak B. ist auch das Anliegen der folgenden facebook-Seiten: R.I.P Burak Bektas (5/4/2012)
Burak Bektas e.V.

Critical Whiteness
Diskussion auf und nach dem No Border Camp Köln 2012 (Herbst 2012)

Auf dem diesjährigen No Border Camp in Köln und in seiner Folge wurde in der antirassistischen Szene kontrovers über Critical Whiteness diskutiert.
Eine ganze Reihe von interessanten Sendungen zu Critical Whiteness finden sich bei verschiedenen freien Radios: 2008 produzierte fsk hamburg auf einem Antira Camp in Hamburg ein Interview mit zwei Aktivist_innen (16 min). Radio Dreyeckland veröffentlichte Ende 2011 "Wie können wir Rassismus verlernen?" (13 min). Ebenfalls zum Thema Critical Whiteness erschien unter Verwendung von Hintergrundmaterial von freiburg postcolonial im Oktober 2010 bei Radio Corax der: Medienspiegel im Oktober 2010 (etwa 50 min).
Ebenfalls bei Radio Corax findet sich die Audiodatei mit zwei eingesprochenen Artikel aus dem aktuellen Schwerpunktheft der ZAG: Medienspiegel im August 2012 (50 min).
Weitere Artikel des Schwerpunkthefts der ZAG zu Critical Whiteness sind online unter: ZAG 61. Das Heft kann in den einschlägigen Buchläden erworben werden oder online bestellt werden: ZAG bestellen.

Als Reaktion auf das No Border Camp 2012 in Köln äußerte No Lager Bremen Kritik an einem wie sie es nennen "identitären Verständnis" von Critical whiteness in einem Artikel auf indymedia vom 25.7.2012. Noch einmal etwas zugespitzter ist Christian Jakobs Artikel, der zeitgleich in der "jungle world" Nr. 30 vom 26. Juli 2012 erschien: "Weiß sein, Schnauze halten". Dem folgte in der Jungle World Nr. 32 vom 9. August 2012 ein Interview mit Vassilis Tsianos "Die deutsche Linke wurde längst migrantisiert".
No Border Aktivist*innen aus Berlin, Hamburg, Köln und Oldenburg antworteten auf indymedia vom 12.8.2012.
Kritik an dem Agieren von Reclaim Society auf dem No Border Camp Köln äußerte ebenfalls die Antifa Friedrichtshain in ihrem Debattenbeitrag auf indymedia vom 17.8.2012 (Titel: "No Border Camp 2012 - Spalten wie die Profis?").

Broschüre gegen Antimuslimischen Rassismus (Gruppe Soziale Kämpfe/Antirassistische Initiative):
Standpunkte gegen Stammtische (Oktober 2011)

Die ARI freut sich, die mit der Gruppe Soziale Kämpfe zusammen herausgegebene Broschüre präsentieren und zum lesen anbieten zu dürfen. Die Broschüre ist in deutscher und türkischer Sprache verfasst:

Standpunkte gegen Stammtische: Argumente gegen Antimuslimischen Rassismus. Omuzdaslarin sloganlarina karsi görüs ve duruslar. Müslüman karsiti irkciliga karsi argümanlar

Aus dem Vorwort: Es gibt mehr Stammtische, als man denkt. Nicht nur in Hinterzimmern wird gegen Muslime gewettert. Auch beim Elternabend, im Freibad oder beim Treffen mit Kollegen_innen schlagen einem oft rassistische Aussagen entgegen. Nicht immer fällt es da leicht, die richtige Reaktion zu finden. Diese Broschüre soll dabei helfen. Wir stellen weit verbreitete rassistische Vorurteile vor und stellen ihnen Argumente entgegen.

Broschüre zum Download