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Bundesdeutsche Flüchtlingspolitik und Anfang
1997 An der Autobahn 72, nahe der
sächsischen Stadt Zwickau, werden 54 irakische Flüchtlinge von der Polizei
aus einem LKW herausgeholt. Sie sind leicht bekleidet und ausgehungert, denn
sie sind seit einer Woche zwischen Kisten versteckt unterwegs. FR 20.6.00 2. Januar 97 Samuel Emuengi, Flüchtling aus
Zaire, wird nach Kinshasa abgeschoben. Er meldet sich unmittelbar bei seiner
in Deutschland gebliebenen Ehefrau und seinen Kindern und berichtet, daß er
unbehelligt angekommen ist. Einige
Tage später wird er – nach Auskunft seiner Nachbarn – in seiner Wohnung von
der Polizei gesucht. Er
flieht nach Angola, wo er im Rahmen einer Volkszählung als Ausländer ohne
Papiere festgenommen wird. Er befindet sich auch im Februar 98 noch in
angolanischer Gefangenschaft. Aktion Abschieestop 3.
Januar 97 Der
Bundesgrenzschutz teilt mit, daß zur Zeit "nur" 15 Flüchtlinge pro
Tag an der deutsch-polnischen Grenze aufgegriffen werden. Diese Menschen
versuchen, die noch nicht zugefrorenen Grenzflüsse Oder und Neiße zu
durchqueren. BeZ 4.1.97 6.
Januar 97 Sechs
Jugendliche im Alter von 15 bis 18 Jahren werden von der Berliner Polizei im
Bezirk Neukölln gestellt und festgenommen. Die Flüchtlinge aus dem Libanon
sind über die polnisch-deutsche Grenze gekommen. Ihre Kleidung und Schuhe
sind noch naß und durch die niedrigen Außentemperaturen haben sie
Unterkühlungen erlitten. Zwei Jugendliche werden mit Erfrierungen ins
Krankenhaus eingeliefert. taz 8.1.97; BeZ
8.1.97; TS 8.1.97 7.
Januar 97 Vier
hannoversche Kirchengemeinden nehmen 15 Flüchtlinge aus Nigeria ins
Kirchenasyl, weil ihnen – zur Vorbereitung der Abschiebungen – Zwangsvorführungen
bei der nigerianischen Botschaft bevorstehen. Ihre Namen sind bereits
mehrfach in nigerianischen Zeitungen veröffentlicht worden. Einer der Flüchtlinge
konnte den monatelangen Nervenkrieg nicht mehr ertragen und versuchte vor
kurzem, sich umzubringen. taz 8.1.97 7.
Januar 97 Der
39-jährige bosnische Asylbewerber Salko L., der von der Abschiebung bedroht
ist, versucht in seiner Verzweiflung ein Flugzeug der Austrian Airlines auf
dem Weg von Berlin nach Wien zu entführen, um für sich einen sicheren
Aufenthalt in der BRD zu erpressen. Nach der von ihm erzwungenen Rückkehr
nach Berlin und Landung in Berlin-Tegel wird er überwältigt und verhaftet. Salko L., der seit
1994 in Rostock lebte, leidet seit Jahren an einer Psychose. Diese Erkrankung
verschlimmerte sich durch den Krieg in Bosnien und durch den Kriegstod seines
Bruders. Im Juli wird er wegen
Geiselnahme zu sieben Jahren Unterbringung in der Psychiatrie verurteilt. Am 29. Dezember
erhängt er sich mit seinem Hosengürtel am Fensterkreuz seiner Zelle der
psychologisch-neurologischen Abteilung der Justizvollzugsanstalt Tegel. Eine
Justizsprecherin sagt aus, daß Salko L. "nicht akut
selbstmordgefährdet" war und ihm deshalb der Gürtel nicht abgenommen
worden sei. taz 8.1.97; FR
26.7.97; BeZ 30.12.97;
BeZ 31.12.97 8.
Januar 97 Der
Flüchtling José Kouadio aus dem afrikanischen Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste)
nimmt vier Rasierklingen in den Mund und droht, sie hinunterzuschlucken, wenn
er – wie geplant – an diesem Tag abgeschoben werden sollte. Er erreicht eine
Aufschiebung von sieben Tagen. Ohne Vorankündigung – in einer "Nacht-
und Nebelaktion" – wird er am 15. Januar direkt aus der Abschiebehaft
Gotha in Thüringen abgeholt und ausgeflogen. Pro Asyl 16.1.1997; taz 17.1.97; jW 17.1.97 9.
Januar 97 Eine
syrische Familie – eine 46-jährige Mutter mit ihren vier Kindern im Alter von
10, 12, 15 und 20 Jahren – wird auf der Autobahn A9 (Nürnberg – Berlin)
südwestlich von Berlin von der Polizei aufgegriffen. Zwei Personen werden mit
schweren Unterkühlungen ins Krankenhaus gebracht. Die Flüchtlinge waren von
ihren Fluchthelfern ausgesetzt worden. BeZ 10.1.97 und
11.1.97; taz 11.1.97 9.
Januar 97 Als
in Bremen die Schiffsluken des maltesischen Frachters "Nick"
geöffnet werden, entdecken die Arbeiter einen 17-jährigen
Flüchtling aus Ruanda. Er wird mit Erfrierungen und Nierenversagen ins
Krankenhaus eingeliefert. taz 10.1.97 10.
Januar 97 Die
drei Geschwister Vllaznin (3 Monate), Hidajet (3 Jahre) und Egzona Kastrati
(4 Jahre) sterben bei einem Brand in einem Flüchtlingsheim in Monheim bei
Leverkusen. Die aus 17
Wohncontainern bestehende Wohnanlage brennt vollständig nieder. Drei Personen
werden leicht verletzt, die restlichen 39 BewohnerInnen – darunter 24 Kinder
– bleiben körperlich unversehrt. Den Eltern der toten
Kinder, Ibrahim und Nazmije Kastrati, wird die Rückreise in ihre
Heimat-Gemeinde Vushtrri von den serbischen Behörden verweigert, so daß sie
an der Beerdigung ihrer drei Kinder am 19. Januar nicht teilnehmen können. BeZ 11.1.97; taz
11.1.97; UNITEDT
(Monitor, CARF) 10. Januar 97 Ein abgelehnter Asylbewerber
wird aus Edewecht von Hannover mit der Fluggesellschaft Sabena über Brüssel Cotonou
nach Abidjan abgeschoben. In der Ivorischen Botschaft in Bonn waren ihm
Paßersatzpapiere ausgestellt worden, nachdem er mit den Worten "Den
kennen wir doch!" bedacht worden war. Mitglieder
der Menschenrechtsliga der Elfenbeinküste (Ligue Ivoirienne des Droits de
l'Homme – LIDHO) und der Front Populair Ivoirien (FPI) erwarten ihn am
Flughafen, doch er taucht nicht auf. Es stellt sich heraus, daß er in einer
der Arrestzellen des Flughafens verschwunden ist. Erst
am 27. Februar gelingt es ihm, sich mit einer Summe von umgerechnet 5900 DM
freizukaufen. Er hat große Angst vor weiterer Verfolgung und taucht unter. Aktion Abschiebestop 11.
Januar 97 Ein
Fluchthilfe-Fahrzeug verunglückt in Rosenthal. Drei Flüchtlinge aus dem Irak
werden verletzt. BT-Drucksache
14/1850 16.
Januar 97 Auf
dem Bahnhof von Riesa in Sachsen überfallen drei betrunkene Deutsche einen
20-jährigen Flüchtling aus Guinea, schlagen ihn zusammen und treten noch auf
ihn ein, als er schon am Boden liegt. Er kommt mit schweren Verletzungen ins
Krankenhaus. FR 19.1.97 18.
Januar 97 Der
20-jährige Kosovo-Albaner Rafet Vehbi Beka, der als Asylsuchender drei Jahre
in der BRD lebte, wird in den Kosovo abgeschoben. Nach der Festnahme
durch die serbische Polizei auf dem Flughafen Prishtina wird er umgehend nach
Deutschland zurückgeschickt. Kosovo-Kosovo, S. 80 19. Januar 97 Der
zairische Flüchtling Kundima Dom Kiala wird aus dem baden-württembergischen
Benningen abgeholt und über den Flughafen Stuttgart nach Kinshasa
abgeschoben. Eine Vertrauensperson des Präsidenten seiner Exilorganisation
erwartet ihn am Flughafen. Er verläßt allerdings nicht mit den anderen
Passagieren das Gelände. Nachforschungen
seiner Familie, der Exilorganisation, seines Rechtsanwaltes und des
Arbeitskreises Asyl ergeben, daß er zwar auf der Passagierliste stand, wohl
aber den Flughafen nicht als freier Mann verlassen hat. Eine Anfrage an das
Auswärtige Amt bleibt unbeantwortet. Aktion Abschiebestop 22.
Januar 97 Der
vor wenigen Tagen aus der BRD abgeschobene Kosovo-Albaner Miftar Kackiu aus
der Gemeinde Skenderaj wird auf dem dortigen Polizeiposten verhört und
bedroht. Unter dem Vorwand der Waffensuche wird am 30. Januar sein Haus durchsucht. Kosovo-Kosovo, S. 80 25.
Januar 97 Da
seine Duldung nach abgelehntem Asylgesuch abgelaufen ist, versucht Maliq
Malaj, "freiwillig" in den Kosovo zurückzukehren. Auf dem Flughafen
Prishtina wird er zusammen mit drei weiteren Kosovo-Albanern über ihren
Aufenthalt in der BRD verhört, und sie werden ultimativ vor drei
"Alternativen" gestellt: Rückreise in die BRD oder Weiterreise in
die Türkei oder Gefängnis.Sie entscheiden sich alle für die Rückreise in die
BRD. Kosovo-Kosovo, S. 81 29.
Januar 97 Zwölf
Flüchtlinge, die durchnäßt, durchgefroren und ziellos durch das Dorf Mahlow –
südlich von Berlin – laufen, werden von der Polizei festgenommen. Die Männer
zwischen 20 und 35 Jahren stammen aus Sri Lanka, aus dem Irak und aus
Afghanistan. BeZ 30.1.97; TS
31.1.97 29.
Januar 97 Zwei
Asylbewerber aus den GUS-Staaten werden von einer Gruppe rechter Jugendlicher
bedroht. Es wird aus der Gruppe heraus mit einem Luftgewehr gezielt auf sie
geschossen. NK, 31.1.97 30.
Januar 97 Zwei
große Flüchtlingsgruppen werden südöstlich von Berlin in Zeuthen und in
Miersdorf am Straßenrand aufgegriffen. Die 35 Personen – unter ihnen viele
Kinder – stammen aus Afghanistan und Sri Lanka. Sie erbitten Asyl. TS 31.1.97 31.
Januar 97 Ein
34-jähriger Flüchtling aus Zaire wird in Perleberg im Landkreis Prignitz von
10 Personen angegriffen. Zunächst zerren ihn zwei Angreifer – eine 16-jährige
Schülerin und ein 17-jähriger Lehrling – von seinem Fahrrad und schlagen mit
Stöcken auf ihn ein. Als der Mann flieht,
verfolgen ihn die anderen. Unter Ausrufen wie "Deutschland den
Deutschen!" und "Kanaken raus" wird er tätlich angegriffen und
mehrmals verletzt. Zwei zunächst festgenommene Angreifer – beide 15 Jahre alt
– werden wieder freigelassen. Eine Sprecherin erklärt gegenüber der Presse:
ein politischer Hintergrund des Überfalls sei "derzeit nicht
erkennbar". TS 2.2.97; BeZ
3.2.97; jW 3.2.97; taz 3.2.97; BK
3.2.97; MOZ 3.2.97; BeZ 4.2.97; TS
4.2.97; Bericht der
Ausländerbeauftragten Bärbel Schmidt 31.
Januar 97 Fredersdorf
bei Strausberg in Märkisch-Oderland. Der 42-jährige
Vietnamese Toan Phan Van wird von zwei deutschen Männern beschimpft und mit
Fäusten ins Gesicht geschlagen. Einer der Angreifer, der 1,90 Meter große und
etwa 100 Kilo schwere Olaf S., hebt den Verletzten hoch und wirft ihn mit
großer Wucht und Kraft kopfüber auf den Betonboden des Bahnhofsvorplatzes.
Dabei werden Toan Phan Van mehrere Halswirbel gebrochen. Erst am 5. Februar
erwacht er aus dem Koma und muß weiter künstlich beatmet werden. Er ist
querschnittgelähmt. Am 30. April stirbt
Toan Phan Van an den Folgen seiner schweren Verletzungen. Toan Phan Van, der
nach seinem abgelehnten Asylverfahren auf seine Rückreise nach Vietnam
wartete, hinterläßt seine Frau und seine Kinder im Alter von 10, 14 und 16
Jahren. Die Anklage gegen die
Täter lautet: "Mord im Zustand erheblich verminderter Schuldfähigkeit
und gefährliche Körperverletzung". Olaf S. wird zu neuneinhalb Jahren Haft,
der zweite Täter Uwe Z. zu einer einjährigen Bewährungsstrafe verurteilt. TS 2.2.97,
4.2.97; BeZ 3.2.97, 5.2.97, 8.2.97; MOZ 3.2.97; BeZ
3.5.97, 6.5.97; Pressemitteilung
der Ausländerbeauftragten des Landes
Brandenburg 5.5.97 – Info 6/97; taz 19.8.97; taz
24.10.97; BeZ 24.10.97; TS 24.10.97 Januar 97 Die kurdische
Familie Y. wird nach abgelehnten Asylanträgen in die Türkei abgeschoben. Noch
auf dem Flughafen in Istanbul werden die Eheleute, die 19-jährige Tochter und
der 16 Jahre alte Sohn festgenommen und während der Verhöre schwer gefoltert.
Nach zwei Tagen Tortur kommen sie vorläufig frei, werden allerdings auch in
ihrem Dorf, das in der Nähe von Gaziantep liegt, von Dorfschützern, Polizei
und Militär weiter bedroht und schikaniert. Ihr Haus wird völlig zerstört. Nach der Teilnahme an
einer Newroz-Demonstration werden M. Y. und seine Tochter H. festgenommen,
verhört und so schwer gefoltert, daß beide seither traumatisiert sind. Im Jahre 2001 gelingt
es der Familie, ein zweites Mal in die BRD zu fliehen. Ihre Asylanträge
werden im Mai 2004 vom Verwaltungsgericht Neustadt/Pfalz als
"offensichtlich unbegründet" abgelehnt. Auch das Bundesamt für
Flüchtlinge in Trier lehnt – unbeeindruckt von ausführlichen Gutachten des
Zentrums für Folteropfer Ulm, Außenstelle Karlsruhe – die im Dezember 2004
gestellten Asylfolgeanträge von Vater und Tochter ab. (siehe auch: 27.
März 03 und 19. Mai 05) Bündnis gegen Abschiebungen 3.
Februar 97 Ein
19-jähriger Algerier wird mit schwersten Stichverletzungen im Hauptbahnhof
von Leipzig aufgefunden. FR 4.2.97; jW
4.2.97 4. Februar 97 Neutraubling bei Regensburg in
Bayern. Fünf Tage vor einer drohenden Abschiebung seiner Familie nach
Ostslawonien erhängt sich der 36-jährige Kroate Ivan Zamecznik nachts gegen 5
Uhr im Treppenhaus einer Firma, für die er fast fünf Jahre arbeitete. Der
Ausreisetermin für Familie Zamecznik war immer wieder festgesetzt und dann
doch verschoben worden, bis der letzte Termin, der 9. Februar 97, für die
sogenannte "freiwillige Ausreise" feststand. FreundInnen der
Familie glauben, daß Ivan Zamecznik, der wahnsinnige Angst vor der
Abschiebung gehabt habe, "mit der Verzweiflungstat seine Familie vor der
Abschiebung retten wollte." Das
Ausländeramt der Stadt Regensburg verlängert daraufhin die
Aufenthaltserlaubnis für seine Witwe und seine drei Kinder – im Alter
zwischen vier und neun Jahren – um fünf Wochen. Sie mußten zurück nach
Ostslawonien, das zu diesem Zeitpunkt immer noch als Krisengebiet galt und wo
bereits zurückgekehrte Bürgerkriegsflüchtlinge unter erneuter Verfolgung
litten. Mittelbayerische
Ztg Regensburg 5.2.97; taz 11.2.97;
Berl. Ztg 11.2.97; FR 11.2.97; UNITED (ARD, ZDF-Videotext);IMEDANA 26.10.00; Herzog/Wälde: "Sie suchten das Leben" 7.
Februar 97 Fünf
Berliner überfallen und verletzen einen 18-jährigen Flüchtling aus dem
Libanon im Regionalzug bei Falkensee. Die Täter rauben ihrem Opfer Bargeld
und eine Jacke. SFB – B1 8.2.97;
jW 10.2.97; ALB (dpa; adn);
BeZ 28.3.98 8. Februar 97 Bei der Verfolgung eines
23-jährigen rumänischen Einbrechers in Fürstenwalde im Landkreis Oder-Spree
wird dieser durch einen Kopfschuß getötet. Der Schuß hatte sich aus der
Pistole eines Polizisten "gelöst", der die Waffe zur Eigensicherung
gezogen hatte. BeZ 10.2.97; BeZ 11.2.97; FR 30.6.99 10.
Februar 97 Bei
einem Brand in einem Flüchtlingsheim bei Boizenburg in Mecklenburg-Vorpommern
werden zwei der 127 BewohnerInnen verletzt. Ein 25-jähriger Algerier wird
unter dem Verdacht der Brandstiftung festgenommen. taz 11.2.97 11.
Februar 97 Basri
Zeneli aus der Gemeinde Ferizaj im Kosovo wird von den Beamten am Flughafen
Belgrad mißhandelt. Kosovo-Kosovo, S. 81 13.
Februar 97 Der
Kosovo-Albaner Shaban Bajrami aus Podujeva wird – nachdem sein Asylantrag
abgelehnt wurde – aus der BRD abgeschoben. Direkt am Flughafen
Belgrad wird er von serbischen Beamten festgenommen und in ein Gefängnis in
Vranje in Südserbien gebracht. Die Gründe für die
Inhaftierung werden seiner Familie nicht mitgeteilt. Auch am 23. Februar ist
Shaban Bajrami unverändert in Haft. Kosovo-Kosovo, S. 81 15.
Februar 97 Eine
tote männliche Person wird von Beamten des Bundesgrenzschutzes am Neiße-Ufer
in Höhe des nördlichen Ortseinganges von Ostriz gefunden. Es handelt sich um
einen zwischen 25 und 40 Jahre alten schwarzhaarigen, südländischen Mann. Der
Todeszeitpunkt liegt nach Angaben der Polizeidirektion Görlitz etwa acht
Wochen zurück. Aus der Position des Toten wird geschlossen, daß der Mann aus
Erschöpfung liegengeblieben und erfroren war. SäZ
17.2.97;BT-Drucksache 14/1850 15.
Februar 97 In
Neuruppin im Kreis Oranienburg nähern sich drei Fahrzeuge drei algerischen
Flüchtlingen, die zu Fuß auf einer Straße unterwegs sind. 12 bis 15 Skinheads
springen aus den Fahrzeugen und greifen die Flüchtlinge an. Sie schlagen mit
einem Baseballschläger und anderem auf die Algerier ein. Einem Flüchtling
wird ein Arm gebrochen, die anderen erleiden Prellungen und Blutergüsse. BeZ 18.2.97; ALB
(dpa; adn) 20.
Februar 97 Der
23-jährige Asim Demaku, der sich in der BRD um Asyl bemüht hatte, wird in
seiner Heimatgemeinde Gllogovc im Kosovo durch die örtliche Polizei verhört
und zu seinem Aufenthalt in Deutschland befragt. Kosovo-Kosovo, S. 82 22.
Februar 97 Auf
zwei afrikanische Flüchtlinge wird in Ludwigslust in Mecklenburg-Vorpommern
mit einer Schreckschußpistole geschossen, als sie nachts an einer
Bushaltestelle warten. Die mutmaßlichen Schützen werden festgenommen. taz 24.2.97; ND 24.2.97;
NK 24.2.97; ARD "panorama", 7.8.97; ALB (ND) 24. Februar 97 Der togoische Flüchtling T. K.
wird zusammen mit drei anderen abgelehnten Asylbewerbern vom Flughafen
München nach Lomé abgeschoben. Auf dem Flughafen werden alle vier verhaftet.
Noch bevor er in ein Gefängnis transportiert werden soll, kann er sich bei
zwei Polizisten, die der gleichen Volksgruppe wie er angehören, mit 300 DM
freikaufen. Die anderen Flüchtlinge bleiben inhaftiert. T.
K. gelingt zunächst die Flucht nach Benin und dann wieder in die BRD. Hier
kommt er sofort in Abschiebehaft, und sein Asylantrag wird abgelehnt. Am
2. Dezember 97 wird er erneut nach Togo abgeschoben. Trotz intensiver
Bemühungen von Seiten der deutschen UnterstützerInnen weigert sich die
Deutsche Botschaft, sich um ihn zu kümmern. Seine Familie kann ihn dann mit
einem größeren Geldbetrag nach seiner Verhaftung auf dem Flughafen von Lomé
freikaufen. Aktion Abschiebestop 25.
Februar 97 Ejup
Dobra aus der Gemeinde Skenderaj wird mit 13 weiteren Kosovo-AlbanerInnen aus
der BRD abgeschoben. Er berichtet, daß ein Mann aus der Gruppe der
Abgeschobenen auf dem Flughafen in Belgrad von den serbischen Grenzbeamten
und durch Polizei körperlich mißhandelt wird. Ihm selbst wird
mitgeteilt, daß er eine sechsmonatige Gefängnisstrafe verbüßen müsse. Die
Gründe dafür werden ihm nicht genannt. Kosovo-Kosovo, S. 82 26. Februar 97 Der aus der Türkei stammende
Kurde Abdulhalim S. wird mit dem Flug Nr. JP 1615 von Frankfurt über
Ljubljana nach Istanbul abgeschoben. Die Maschine landet um 2.15 Uhr in
Istanbul. Bei einer Zwischenlandung in Ljubljana hatte er sich noch einmal
telefonisch bei seiner Frau und seinen vier kleinen Kindern gemeldet. Danach
verliert sich zunächst seine Spur. Bereits
vor seiner Abschiebung hatte Abdulhalim S. beteuert, daß gegen ihn in der
Türkei ein Haftbefehl vorliege. Herr
S. gilt lange als "verschwunden". Tatsächlich befindet er sich bis
zum 28. Juni 97 durchgehend in Haft– zunächst zwei Tage lang auf dem Flughafen,
danach in der Anti-Terror-Abteilung und in einem Gefängnis, dann in Mardin.
In dieser Zeit wird er zwei Wochen lang gefoltert. Nach
seiner Freilassung hält er sich zunächst versteckt, bis ihm im September 97
die erneute Flucht in die BRD gelingt. Hier
wird sein Asylfolgeantrag zunächst als "offensichtlich unbegründet"
abgelehnt. Erst mit dem Urteil des Verwaltungsgerichts Kassel wird er
rechtskräftig nach § 51 Abs. 1 AuslG anerkannt. Büro A. Dietert-Scheuer, MdB, April 97 und Sept. 98; morgengrauen April/Mai 98; Dokumentation vom FRat NieSa, Juli 2002 28.
Februar 97 Am
bayerisch-österreichischen Grenzübergang Suben werden in einem verplombten
LKW 41 albanische Flüchtlinge aus dem Kosovo entdeckt. taz 1.3.97 Februar
97 Brandanschlag
auf ein Flüchtlingsheim in Ludwigshafen-Oppau in Rheinland-Pfalz. Ein
34-jähriger Mann entzündet den vor dem Haus gelagerten Sperrmüll. Die
HeimbewohnerInnen bleiben unverletzt. Der Täter kommt wegen
mehrerer Brandstiftungen in Haft. BeZ 18.7.00 2.
März 97 Zwei
irakische Flüchtlinge werden in Halberstadt von sechs Deutschen im Alter von
17 bis 23 Jahren überfallen und mißhandelt. Uckermärkische
Rundschau 7.2.97 6.
März 97 In
Blankenburg im Ostharz werden zwei irakische Flüchtlinge von sechs Skinheads
überfallen und mißhandelt. taz 7.3.97 6.
März 97 Rrustem
Daut Kastrati und seine Ehefrau aus Peja im Kosovo werden mehrmals von der
örtlichen Polizei zu ihrem Aufenthalt in der BRD verhört. Kosovo-Kosovo, S. 83 8.
März 97 Nahe
der deutsch-schweizerischen Grenze bei Weil am Rhein ("grünen
Grenze") versuchen zwei Flüchtlinge aus Moldawien vor den Zoll-Beamten
zu flüchten. Mindestens einer von ihnen erleidet durch einen Zollhund eine
Bißverletzung. BT-Drucksache
14/1850 8.
März 97 In
einem LKW aus Kroatien entdeckt die bayerische Grenzpolizei 18 kurdische
Flüchtlinge. Die Männer und Jungen im Alter von 12 bis 38 Jahren waren in
einem einen Meter breiten Verschlag untergebracht. BM 9.3.97 8.
März 97 Ein
marokkanischer Flüchtling wird in einer Gaststätte in Frankfurt an der Oder
von zwei oder drei Jugendlichen (17 und 18 Jahre alt) verprügelt. ALB (dpa; adn;
MOZ); Konkret 10/00,
S. 16 11.
März 97 Der
21-jährige Kosovo-Albaner Ragip Adem Malaj wird – nachdem sein Asylgesuch in
der BRD abgelehnt wurde – abgeschoben. Schon auf dem Flughafen in Belgrad
wird er von Beamten körperlich mißhandelt. Am 23. März sucht ihn
die Polizei in seinem Heimatort Rezalla und hinterläßt eine Vorladung zu
einem sogenannten Informationsgespräch, zu dem er sich einzufinden habe. Kosovo-Kosovo, S. 83 Mitte
März 97 Brandanschlag auf
die Flüchtlingsunterkunft in Delitzsch in Sachsen-Anhalt. PDS im Bundestag-www (jW 10.4.97) 18.
März 97 Zwei
algerische Flüchtlinge werden in Freital bei Dresden von sieben deutschen
Jugendlichen angegriffen, geschlagen und mit einem Messer bedroht. Einer der
Angegriffenen wehrt sich mit einer Schere und verletzt dabei einen Angreifer. BeZ 19.3.97; jW
21.3.97 21.
März 97 Nachdem
die Asylanträge abgelehnt worden sind, wird das Ehepaar Cveta und Enver
Bardhi, Flüchtlinge aus dem Kosovo, aus der BRD abgeschoben. Schon auf dem
Belgrader Flughafen werden beide von der serbischen Polizei bedroht, dürfen
dann aber weiterreisen. Auf dem Flughafen
Prishtina wird Herr Bardhi dann verhaftet und in das Gefängnis Dubrava in
Istog gebracht. Dort soll er – nach Aussagen seiner Familie – eine
20-monatige Strafe absitzen, zu der ihn das Gemeindegericht verurteilte.
Gründe für die Haft sind nicht bekannt. Kosovo-Kosovo, S. 83 22.
März 97 An
einer Bushaltestelle in der Grabbeallee in Berlin-Niederschönhausen werden
drei jugendliche Flüchtlinge (13 und 16 Jahre alt) aus Bosnien-Herzegowina von
fünfzehn Skinheads überfallen, geschlagen und getreten. BeZ 23.3.97 und
24.3.97; FR 24.3.97 23.
März 97 Drei
Flüchtlinge aus Mühldorf am Inn versuchen, "freiwillig" in den
Kosovo zurückzukehren. Auf dem Flughafen in Prishtina werden sie von den
dortigen Polizisten zusammengeschlagen, ihres Geldes beraubt und dann
gezwungen, mit dem nächsten Flugzeug nach Stuttgart zurückzufliegen. Kosovo-Kosovo,
S. 83 23.
März 97 Berlin-Charlottenburg
– morgens um 4 Uhr. Der 32-jährige N. Bouzidi ist auf dem Weg zur
Bushaltestelle, als plötzlich ein Polizeiwagen vor ihm auf dem Bürgersteig
zum Stehen kommt. Die fünf Beamten, die aussteigen, fordern ihn auf, zwecks
Gegenüberstellung sofort mitzukommen; er sei des Diebstahls verdächtig. Ein
Beamter verdreht ihm den Arm. Als während der
Gegenüberstellung sofort klar ist, daß N. Bouzidi nicht der Dieb ist, soll er
gehen. Bouzidi verlangt eine Entschuldigung von den Beamten. Es entwickelt
sich ein Wortwechsel, der damit endet, daß der Flüchtling mit auf den Rücken
verdrehtem Arm auf dem Boden liegt und fünf bis acht Beamte auf ihn
eintreten. Bouzidi erleidet
einen Bruch des rechten Ellenbogens, Blutergüsse am linken Arm, Schwellungen,
Schürfungen und Stauchungen am Kopf mit den Folgen von Schlafstörungen,
Angstzuständen, Schwindelgefühlen. Er erstattet Anzeige
gegen die Polizei, die eingestellt wird. Die Anzeige, die die Polizei gegen
ihn erstellt ("Widerstand und Beleidigung"), wird allerdings weiter
verfolgt. Gegen die Zahlung der Summe von 300 DM von dem Betroffenen an einen
gemeinnützigen Verein wird das Gerichtsverfahren abgeschlossen. Antirassistische
Initiative Berlin; taz 27.3.97 23.
März 97 Der
abgelehnte Asylbewerber Lufton Ali Dizdari wird nach Belgrad abgeschoben. Er
muß sich bei der örtlichen Behörde in Peja zu einem der berüchtigten
sogenannten Informationsgespräche melden. Dort wird er zu Einzelheiten aus
seinem Asylantrag, den er in der BRD gestellt hatte, verhört und bis zur
Ohnmacht zusammengeschlagen. Herrn Dizdari gelingt
erneut die Flucht in die BRD, wo er erneut einen Asylantrag stellt. FRat Bayern,
Infodienst, Nr. 54/55, S. 95 23.
März 97 Die
örtliche Feuerwehr der brandenburgischen Ortschaft Aurith birgt einen
männlichen Toten von einem Buhnenkopf in der Oder. UK 24.3.97 24. März 97 Obwohl er bereit war, freiwillig
auszureisen, wird ein togoischer Flüchtling abgeschoben. Nur mit Hilfe eines
deutschen Freundes vor Ort und seiner Familie kommt er nach der Festnahme am
Flughafen Lomé wieder frei. Aktion Abschiebestop 25.
März 97 In
Rudolstadt in Thüringen wird ein 17-jähriger Flüchtling aus Bangladesch von
drei Deutschen überfallen und mißhandelt. Ein 19-jähriger Lehrling bedroht
ihn mit dem Messer, während ihn ein 17-jähriger Azubi mit Faustschlägen ins
Gesicht traktiert und an den Haaren zieht. Eine weitere Täterin raubt seine
Geldbörse mit 50 DM. Neun zuschauende Menschen applaudieren den Mißhandlern. jW 26.3.97; taz
26.3.97; BeZ 26.3.97 28.
März 97 Mit
den Rufen "Deutschland den Deutschen" wird in Brandenburg ein 37
Jahre alter Flüchtling aus Kroatien von acht Unbekannten mit Steinen beworfen
und mit Fäusten und Tritten mißhandelt. Er muß sich im Krankenhaus behandeln
lassen. FR 1.4.97; MOZ 1.4.97; taz 1.4.97 1.
April 97 Bei
einem Brand in einer Neusser Containersiedlung, in der Flüchtlinge
untergebracht sind, kommen die 40 BewohnerInnen mit dem Schrecken davon. Ein
Drittel der Wohnanlage wird zerstört. Das Feuer soll von einer Herdplatte
ausgegangen sein. taz 2.4.97; jW 3.4.97 1. April 97 Auf
dem Hauptbahnhof von Erfurt greifen nachts drei Männer – im Alter zwischen 19
und 27 Jahren – einen 32-jährigen Flüchtling aus Togo an. Sie schlagen ihn
und treten auf ihn ein. Der Flüchtling erleidet Verletzungen an Kopf und
Brust. Die Täter werden vorübergehend festgenommen. FR 2.4.97;
Konkret 10/00, S. 16 1.
April 97 Der
Leichnam einer unbekannten Person wird an der deutsch-polnischen Grenze in
der Nähe des sächsischen Ortes Köbeln bei Bad Muskau aus der Neiße geborgen.
Todesursache: wahrscheinlich Ertrinken. BT-Drucksache
14/1850 2.
April 97 Der
27-jährige Vehbi Nuhiuaus, Flüchtling aus dem Kosovo, wird zusammen mit 61
anderen abgelehnten Asylbewerbern von Stuttgart aus abgeschoben. Bei der
Ankunft in Prishtina wird er von serbischer Polizei brutal geschlagen.
Zusammen mit acht anderen Kosovo-Albanern, die ebenfalls geschlagen wurden,
wird er bis 22 Uhr abends festgehalten. Dann können sie alle weiterreisen. EKD, S. 34
(KIC/1112; KMDLNJ/348; Bota Sot 9.4.97; DWW) 2.
April 97 Zu
der oben erwähnten Gruppe von abgeschobenen Flüchtlingen gehört der 37 Jahre
alte Bedri Ramaj aus Terdec (Gemeinde Gllogovc). Schon auf dem Flughafen in
Prishtina bekommt er eine Vorladung zum Polizeiposten in Gllogovc. Während
der Verhöre dort zu seinen politischen Aktivitäten und zu seiner politischen
Einstellung wird er immer wieder geschlagen. Der Aufforderung, am
nächsten Tag wieder auf dem Polizeiposten zu erscheinen, kommt er nicht nach,
sondern versteckt sich und sucht eine neue Gelegenheit zur Flucht in die BRD.
Denn hier leben seine Frau und seine fünf Kinder, die bei seiner Abschiebung
zurückgeblieben waren. EKD, S. 34
(KMDLNJ/352; DWW) 2.
April 97 Zu
der oben erwähnten Gruppe von abgeschobenen Flüchtlingen gehört auch Herr
Kadrush Browina. Er berichtet seinen Familienangehörigen in der BRD
telefonisch, daß er verhört und geschlagen würde. Aufgrund der dadurch
erlittenen Verletzungen im Gesicht ist er kaum zu verstehen. Er wurde freigelassen
– am nächsten Tag allerdings wieder verhört, geschlagen und mißhandelt. Wegen
Nierenblutungen muß er sich in ärztliche Behandlung begeben. EKD, S. 35 (DWW) 7.
April 97 Berlin.
Zwei Frauen aus dem ehemaligen Jugoslawien werden mit polizeilicher Gewalt
aus dem Heim für kriegstraumatisierte Frauen abgeholt und in das
Abschiebegefängnis Köpenick gebracht. taz 10.4.97 9.
April 97 Das
Verwaltungsgericht Frankfurt am Main bestätigt die Entscheidung des
Hochtaunus-Kreises, in der die Kostenübernahme für die Lebertransplantation,
die für den 28-jährigen kurdischen Flüchtling Turan Yildiz lebensrettend
wäre, abgelehnt wurde. Pro Asyl bezeichnet das als eine "Art
Todesurteil". Die Landesärztekammer
dazu: "Besondere Bedeutung muß dem vorliegenden Fall beigemessen werden,
da hier erstmalig ein Verwaltungsgericht entscheidet, daß – angeblich
aufgrund der Gesetzeslage – ein Patient dem Tod überlassen werden darf,
obwohl medizinische Aussicht auf eine lebenserhaltende Maßnahme besteht.
Weiter fällt in der Urteilsbegründung auf, daß das Gericht in Frage stellt,
ob die von namhaften Spezialisten für zwingend erforderlich gehaltene
Lebertransplantation von dem nur türkisch sprechenden Patienten seelisch zu
verarbeiten ist." Pro Asyl 8.5.97;
BeZ 9.5.97; jW 10.5.97; ND
13.5.97; Taunus Ztg
16.5.97; Pressestelle der
Landesärztekammer Hessen 4.6.97 10.
April 97 Der
16-jährige alleinstehende kurdische Flüchtling Yusuf K. wird in die Türkei
abgeschoben. Yusuf K. war 1995 in die BRD geflüchtet, weil er als
PKK-Sympathisant in der Türkei mehrmals verhaftet und gefoltert worden war. In Abschiebehaft
hatte er sich die Pulsadern aufgeschnitten. Laut Polizei jedoch nicht
"ernsthaft" genug. ND 11.4.97; taz
11.4.97 15.
April 97 An
der Ortsverbindungsstraße des deutsch-tschechischen Grenzortes Deutschneudorf
werden ein irakischer Flüchtling und drei Personen aus dem Senegal
aufgegriffen. Sie haben schwere Erfrierungen und Unterkühlungen. Ein
Senegalese stirbt an seinen Verletzungen im Krankenhaus. BT-Drucksache
14/1850 Mitte
April 97 S-Bahnhof
Samariterstraße in Berlin-Friedrichshain. Der abgelehnte Asylbewerber Ngoc
Que Hoang, der sich entsprechend der sogenannten Residenzpflicht nur im
Landkreis Guben aufhalten dürfte, gerät in eine Polizeirazzia. Er wird von
einem Diensthund angegriffen, der von den Beamten erst zurückgerufen wird,
als der Hund viermal zugebissen hat. Auf der Fahrt zur Polizeidienststelle
wird der verletzte Vietnamese beschimpft und gestoßen. Auf der Polizeistation
beschimpfen ihn die Beamten weiter und drücken ihm die Kehle zu. Erst als andere
Beamte hinzukommen, entspannt sich die Situation für Ngoc Que Hoang. Erst
eine Stunde später kommt ein Arzt. ND 22.4.97; taz
6.5.97 16.
April 97 Die
18-jährige Jeanette Kamara aus Sierra Leone soll abgeschoben werden. Als die
Polizeibeamten ihr auf dem Wege vom Abschiebegefängnis Grünau zum Flughafen
Schönefeld Handschellen anlegen wollen, beginnt sie, sich zu wehren.
"Sie stießen mich zu Boden, schlugen mich in den Nacken und vor die
Brust. Sie rissen so heftig an meinen Handgelenken, daß ich fragte: 'Wollen
Sie meine Handgelenke brechen?' Darauf sagten die Beamten: 'Ja'." Jeanette wird
zunächst nach Grünau zurückgebracht, dann aber nach Cottbus überführt, wo sie
in Polizeigewahrsam in Einzelhaft untergebracht wird. Ihrem Verlobten und
auch engen FreundInnen und UnterstützerInnen werden Besuche verweigert. Am 1. Mai wird
Jeanette über den Flughafen Tegel in Berlin abgeschoben. BeZ 24.4.97;
Initiative gegen Abschiebehaft Berlin; FRat Berlin; Antirassistische
Initiative Berlin 19.
April 97 Die Flüchtlinge
aus dem Kosovo Shaban Azemi, Adem Ninaj, Safet Duraj und Bujar Molliqi werden
aus der BRD abgeschoben. Am Flughafen Prishtina werden sie von der serbischen
Polizei festgenommen, am nächsten Tag nach Belgrad geflogen. Auf dem
Flughafen in Belgrad bleiben sie weiterhin in Haft. EKD, S. 36 (SFH) 20.
April 97 Der
20-jährige Flüchtling Valit Morina wird zusammen mit 20 anderen albanischen
Asylbewerbern von Frankfurt nach Belgrad ausgeflogen. Auf dem dortigen
Flughafen werden sie von serbischen Beamten mißhandelt, und es wird ihnen
allen befohlen, sich sofort nach ihrer Ankunft zu Hause bei der serbischen
Polizei zu melden. EKD, S. 36
(KMDLNJ) 20.
April 97 In
Ludwigshafen brennt die Unterkunft für Flüchtlinge. Gegenüber der Anlage
werden Hakenkreuze und faschistische Parolen an die Wand gesprüht. Autonome Antifa
Heidelberg 22.4.97 PDS im Bundestag-www (jW 22.4.97) 25.
April 97 In
einer Flüchtlingsunterkunft in Leipzig bricht in der ersten Etage ein Feuer
aus. Es wird niemand verletzt. jW 26.8.97 25. April 97 Rathenow in Brandenburg. Vier
togoische Flüchtlinge besuchen die Diskothek "Lemuria", als einer
von ihnen von einem deutschen Rassisten zunächst provozierend angestarrt und
dann ins Gesicht gespuckt wird. Als ein zweiter Togoer von einem Kumpanen des
Angreifers geschubst wird, werden die Afrikaner von der Security des Lokals
verwiesen. Am
Eingang wird die kleine Gruppe der Asylbewerber von ca. 20 Rechtsradikalen
umringt. Sie stoßen einen der Flüchtlinge vom Fahrrad und schlagen einen
anderen, der wegen einer Gehbehinderung nicht schnell genug fliehen kann.
Einem Angestellten der Diskothek gelingt es, ihn in Sicherheit zu bringen. Die
drei geflohenen Afrikaner werden von ihren Verfolgern eingeholt und
geschlagen. Einer kommt mit einer Prellung im Brustbereich, ein zweiter mit
einem "blauen Auge" davon. Sie hetzen weiter. Mit Hilfe zweier
türkischer Mitbewohner aus dem Heim gelingt ihnen schließlich die Flucht. Als
drei von ihnen am nächsten Morgen um 7 Uhr auf dem Weg zur Diskothek sind, um
ihre zurückgelassenen Fahrräder zu holen, schneidet ihnen ein mit vier
Männern besetzter VW-Golf den Weg ab. Die Afrikaner merken, daß die Deutschen
zum Angrff ansetzen und kehren fluchtartig ins Heim zurück. Einer
der Betroffenen ist Orabi Mamavi, der im Dezember 2002 bei einem weiteren
Angriff durch einen Deutschen verletzt wird. (siehe
23. Dezember 02) Opferperspektive; TS 23.7.03; taz
24.7.03 26. April 97 Der
Flüchtling Xhevdet Hakaj aus dem Dorf Oroberde, Gemeinde Istog, im Kosovo
wird aus der BRD abgeschoben. Am Flughafen Prishtina wird er drei Tage von
serbischer Polizei in Untersuchungshaft genommen und dann über Belgrad in die
BRD zurückgeschickt. EKD, S. 36
(Rilindja 2.5.97) 26.
April 97 Im sächsischen
Bad Muskau wird der Leichnam eines unbekannten Menschen aus der Neiße
geborgen. Todesursache: vermutlich Ertrinken. BT-Drucksache
14/1850 27.
April 97 Um
die Zwangsabschiebung zu umgehen, kehrt der abgelehnte Asylbewerber Mehmet
Sait Özmen auf der Ladefläche eines TIR-LKW versteckt in die Türkei zurück. Am 6.5.97 gerät er in
Istanbul im Stadtteil Findikzade / Aksaray in eine Polizeikontrolle. Er wird
festgenommen und in der Hauptstelle der Abteilung Terrorismusbekämpfung im
Stadtteil Aksaray mit verbundenen Augen in eine Zelle gesperrt. Während der
Verhöre wird er mit Gummiknüppeln und Fäusten geschlagen und mit Fußtritten
traktiert. Unter Bedrohung seines Lebens verpflichtet er sich im August, für
die Polizei als Spitzel zu arbeiten. Für diese Zwecke darf er z.T. unter
Bewachung zeitweise die Haft verlassen. Es gelingt ihm, eine
erneute Flucht vorzubereiten, und er besteigt um 6.30 Uhr des 20.11.97 mit
einem falschen Paß und in Begleitung eines Fluchthelfers das Flugzeug nach
Hannover. Er stellt in der BRD einen neuen Antrag auf Asyl. Özgür Politika
20.10.97; Ülkede Gündem Jahr 1, Ausgabe 107; Cumhuriyet 7.11.97; ai – Hamburg 20.1.98 30. April 97 26 kurdische Armenier dringen
auf das Gelände der US-Botschaft in Bonn vor, um gegen ihre drohenden
Abschiebungen zu protestieren. Einige Erwachsene übergießen sich zu Beginn
ihres Protestes mit Benzin. Die fünf Männer, sechs Frauen und 15 Kinder
harren mehrere Stunden im Garten aus, bevor sie sich bereit erklären, in ihre
Unterkunft nach Paderborn zurückzukehren. Ihnen droht ein
Ermittlungsverfahren wegen Nötigung und Hausfriedensbruch. FR 2.5.97; taz 2.5.97; NW 1.8.03 2.
Mai 97 Im
sächsischen Berthelsdorf – nahe der deutsch-polnischen Grenze – verunglückt
ein Fluchthilfe-Fahrzeug. Vier vietnamesische Flüchtlinge werden verletzt. BT-Drucksache
14/1850 4.
Mai 97 Auf
dem Bahnhof in Erfurt werden nachts zwei Afrikaner aus Burkina Faso von drei
Männern mit Fäusten und Bierflaschen geschlagen. Ein Afrikaner muß im
Krankenhaus behandelt werden. ND 6.5.97; FR
6.5.97 6.
Mai 97 Ein
23-jähriger Algerier wird – aus Hamburg kommend – über Berlin-Tempelhof mit
dem Flug Nr. OII 4515 um 9.55 Uhr vorerst nach Prag als Zwischenstation
abgeschoben. Das geschieht in folgender Art und Weise: "Die untere Hälfte
des Kopfes (von der Nase abwärts) war mit braunem Paketklebeband umwickelt.
Die beiden Hände ebenfalls einzeln komplett bis über die Handgelenke
zugebunden. Auf dem Rücken nochmals zusammengeschnürt und mit einem weißen
Stock (ca. 50 cm lang) geknebelt. Die Beine hatte man
ebenso von den Knien bis zu den Knöcheln auf die gleiche Art 'verbunden'. Der
Mann wurde wie ein Mehlsack geschultert und im Flughafengebäude in Prag auf
einer Sitzgruppe abgelegt." Drei vorherige
Abschiebungsversuche des Algeriers mußten abgebrochen werden, weil er sich
gegen die Abschiebungen gewehrt hatte. Einmal hatte er sich mit einer
Glasscherbe selbst verletzt. Er werde sich lieber umbringen, als sich aus
Deutschland herausbringen zu lassen, hatte er noch am Tag seines Abtransportes
aus Hamburg erklärt. Anonymisierter
Augenzeuginnenbericht an Pro Asyl, 22.5.97; TS 14.6.97 7. Mai 97 JVA
Bremen-Oslebshausen – Abschiebehaft. Der algerische Gefangene K. wird früh morgens
von einem Beamte geweckt, weil der Wagen zum Polizeiarzt wartet. Wegen seiner
starken Kopf- und Magenschmerzen hatte der Algerier am Vortag um einen Besuch
beim Arzt gebeten. Ihm wird jetzt keine Zeit zum Waschen oder Kaffee trinken
gegeben – statt dessen beschimpft und beleidigt der Beamte ihn. Er packt ihn
an der Jacke, schleudert ihn hin und her, stößt ihn gegen die Wand und fragt
"Gehst Du oder gehst Du nicht?" Dann schlägt der Beamte K. so
heftig in den Magen, daß dieser umfällt. Der algerische
Abschiebegefangene S. hört die Schmerzensschreie aus der Nebenzelle. Auch er
hatte wegen eines Magengeschwürs um einen Arztbesuch gebeten. Er fragt den
Beamten, warum K. so geschlagen wurde und bekommt als Antwort, er solle
sagen, was er in seiner Tasche habe. Wahrheitsgemäß sagt er, daß er ein
Messer in der Tasche habe (tatsächlich ein geschlossenes Klappmesser),
bekommt dann Angst und läuft weg. Er wird von mehreren Beamten überwältigt
und der o.g. Beamte bringt ihn zurück in die Zelle und schleudert ihn frontal
gegen die Tür und gegen das Bett. S. wird an der Hand
verletzt. Medikamente oder eine
medizinische Untersuchungen bekommen die Gefangenen nicht. Am 9. Mai erstattet
eine Juristin der Gruppe grenzenLOS Anzeige. Am 10. Juni wird Herr K.
abgeschoben, ohne je zu der Mißhandlung gehört worden zu sein. Am 3. August
erstattet die Frau C. G. Anzeige gegen den Leitenden Oberstaatsanwalt wegen
Strafvereitelung im Amt. Dieses Verfahren wird am 24. Oktober eingestellt. Gruppe grenzenLOS Bremen 8.
Mai 97 Im
sächsischen Zinnwald, nahe der deutsch-tschechischen Grenze, versucht ein
"unerlaubt" eingereister Rumäne, einer Festnahme durch den BGS
durch Flucht zu entgehen. Er wird durch den Biß eines Diensthundes daran
gehindert. BT-Drucksache
14/1850 8.
Mai 97 Im
sächsischen Johanngeorgenstadt, unmittelbar an der deutsch-tschechischen
Grenze, wird ein rumänischer Grenzgänger von einem Zollhund gebissen und so
an einer Flucht vor den Zoll-Beamten gehindert. BT-Drucksache
14/1850 8.
Mai 97 Am
sogenannten Herrentag werden in Schwerin drei Jugoslawen, ein Albaner und
eine Deutsche von einer Gruppe Jugendlicher angegriffen und verletzt. ND 10.5.97 8.
Mai 97 Eine
Frau aus Bosnien-Herzegowina wird in der Melanchthonstraße in
Berlin-Tiergarten niedergestochen und lebensgefährlich verletzt. Die Täter,
ein deutscher und ein nicht-deutscher Mann, sind flüchtig. TS 9.5.97 10.
Mai 97 Fürstenwalde
im Landkreis Oder-Spree. Zwei Täter versuchen mit Molotow-Cocktails, das
"Heim für alleinreisende ausländische Jugendliche" in Brand zu
stecken. Die Brandsätze prallen an Schutznetzen ab, und der Brand kann
schnell gelöscht werden. In dem Heim leben 50 Jungen und Mädchen aus 16 verschiedenen
Herkunftsländern. BeZ 12.5.97; ND
12.5.97; FR 16.5.97 16.
Mai 97 St.
Egidien – Kreis Chemnitzer Land in Sachsen. Eine Gruppe von 10 bis 15
Jugendlichen, bewaffnet mit Knüppeln und Messern, greift einen 22-jährigen
irakischen Flüchtling an und verletzt ihn schwer. FP 20.5.97 22.
Mai 97 Eine Wasserleiche
unbekannter Identität wird in der Nähe von Frankfurt aus der Oder geborgen. BT-Drucksache
14/1850 23.
Mai 97 Im
bayerischen Waldsassen, nahe der deutsch-tschechischen Grenze, erleidet ein
rumänischer Flüchtling bei der Flucht vor und der Festnahme durch BGS-Beamte
Schürfwunden am Rumpf und an den Extremitäten. BT-Drucksache
14/1850 25. Mai 97 Als die Lübecker
Feuerwehr nachts um 1 Uhr zur katholischen St. Vicelin-Kirche gerufen wird,
steht das Gebäude schon in hellen Flammen. An einer Seitenwand finden die
Feuerwehrleute fünf Hakenkreuze, deren weiße Farbe noch nicht getrocknet ist.
Zwischen den Hakenkreuzen steht – ebenfalls in weißer Farbe – der Name Günter
Harig. Die evangelischen
Nachbargemeinden St. Marien und St. Petri, der auch der Pastor Günter Harig
angehört, haben seit ca. zwei Wochen ein algerisches Flüchtlingsehepaar mit
ihren vier Kindern untergebracht und ihnen Kirchenasyl gewährt. taz 26.5.97; taz
27.5.97; taz 28.5.97 27.
Mai 97 Porta
Westfalica – Landkreis Minden-Lübbecke. Als der Beamte des Ausländeramtes die
Modalitäten der für den heutigen Tag geplanten Abschiebung erklärt, rammt
sich der betroffene Flüchtling ein Messer in den Unterbauch. Der 35-jährige
Mann aus Armenien überlebt schwerverletzt. Die Abschiebungen seiner Frau,
seiner Tochter und seiner Mutter werden vorerst ausgesetzt. Die Familie ist
yezidischen Glaubens und hatte aufgrund der Bedrohung und Verfolgung durch
die christliche Mehrheit in Armenien 1993 in der BRD um Asyl gebeten. BeZ 28.5.97; taz
3.6.97 27.
Mai 97 Die
aus der BRD abgeschobenen Kosovo-Flüchtlinge Fatmir Ali Dragidella und seine
Ehefrau Rrushe aus Gremnil, Gemeinde Klina, werden ins
Staatssicherheitszentrum Peja vorgeladen und zu ihrem Aufenthalt in der BRD
verhört. Sie werden beleidigt, und Herr Dragidella wird mißhandelt. EKD, s. 36
(KMDLNJ/356 bei SFH) Ende
Mai 97 Zwei
pakistanische Flüchtlinge werden auf dem Dorffest im sächsischen Sitzenroda
im Landkreis Torgau-Oschatz von acht Tätern beschimpft und angegriffen. Einem
Pakistani gelingt die Flucht, der andere wird mit Fäusten und Fußtritten
schwer mißhandelt. Die Täter im Alter von 16 bis 21 Jahren geben als Motiv
"Ausländerfeindlichkeit" an. FP 18.6.97; taz 18.6.97 Mai 97 Flughafen
Düsseldorf. Ein Mann, der abgeschoben werden soll und in einem Container
eingesperrt ist, trommelt gegen Fenster und Tür. Daraufhin wird er von einem
BGS-Beamten mit einem Gummiknüppel derart in den Unterleib geschlagen, daß er
zu Boden fällt und stöhnend liegenbleibt. Die BGS-Beamten stellen sich um ihn
herum und lachen. ai-London, Sept. 98 Mai
97 Ein
33 Jahre alter Abschiebegefangener aus Rußland tötet sich in der JVA Halle. Komitee f. Grundrechte u. Demokratie 4.12.98 2.
Juni 97 Sieben
Erwachsene und vier Kinder aus Afghanistan durchqueren die Neiße. In der
Mitte des Flusses rutscht einem Mann sein eineinhalbjähriges Kind aus dem
Arm. Die Flüchtlinge
werden vom BGS zwischen Bad Muskau und Krauschwitz festgenommen. Das vermißte Mädchen
wird am 17. Juni ertrunken aus der Neiße geborgen. taz 4.6.97; taz 21.6.97; FR 21.6.97; Die Welt
14.1.98; BT-Drucksache 14/1850 2.
Juni 97 Der
24-jährige Flüchtling Fehim Hoxha aus dem Kosovo wird über Stuttgart nach
Belgrad abgeschoben. Schon bei der Ankunft im Belgrader Flughafen wird er
über sieben Stunden verhört, mit Gummiknüppeln geschlagen, mißhandelt und mit
Schußwaffen bedroht. Dann lassen sie ihn frei. Kurz nach seiner
Ankunft in seinem Dorf wird er von der örtlichen Polizei verhaftet und an
einen unbekannten Ort gebracht. EKD, S. 37
(Bericht an das DWW) 2.
Juni 97 Feuer
in einem Flüchtlingsheim in Essen im Stadtteil Werden. Sieben Menschen
verletzen sich, als sie auf der Flucht vor dem Feuer aus dem Fenster springen,
fünf erleiden Rauchvergiftungen – darunter ein 30-jähriger Mann aus dem
Libanon. Er war mehrfach ins Haus zurückgelaufen, um Menschen zu retten und
zu warnen. Er erleidet so schwere Rauchvergiftungen, daß er in Lebensgefahr
gerät. 70 BewohnerInnen bleiben unverletzt und werden evakuiert. "Aus noch
ungeklärter Ursache" waren morgens gegen 3.50 Uhr im Treppenhaus auf der
ersten Etage Textilien und Sperrmüll in Brand geraten – so die Polizei. Als
die Feuerwehr eintraf, hatten sich die Flammen im gesamten Treppenhaus
ausgebreitet. jW 3.6.97; BeZ
3.6.97 4.
Juni 97 Der
26-jährige Kurde Bektas Heval stirbt bei einem Brand des Flüchtlingsheimes
"Fallenbrunnen" in Friedrichshafen am Bodensee. 53 BewohnerInnen
werden verletzt, fünf erleiden schwere Verletzungen. Da die Fenster im
Erdgeschoß des Gebäudes vergittert sind und der Brand im Eingangsbereich
wütet, müssen sich die allermeisten der 370 BewohnerInnen aus höheren Etagen
retten. Sie benutzen Bettlaken zum Abseilen und Matratzen oder sogar Sofas,
um den Sprung aus sieben Metern Höhe "sicherer" zu machen. Kinder
werden aus den Fenstern geworfen. Über einhundert
Plastikboxen (die sogenannten Freßpakete für die Flüchtlinge), die im
Eingangsbereich des Gebäudes gelagert wurden, waren in Brand geraten. Während
die Polizei keine Brandstiftung bestätigen kann, berichten die Flüchtlinge
von zwei Bombendrohungen im Mai, weshalb die Unterkunft auch schon geräumt
werden mußte. Sie fragen sich, warum in der Brandnacht die beiden
öffentlichen Telefone im Haus zerstört wurden – und sie sprechen von drei
Brandherden, die sich an verschiedenen Türen befanden. An der
Trauer-Demonstration am Samstag, dem 7. Juni, nehmen über 1000 Menschen teil.
Die Polizei begleitet den Zug mit massiver offener Präsenz und verhaftet
einen Kurden, der ein Bild von Bektas Heval mit einem PKK-Symbol trägt. Am 7. Juni teilt die
Polizei mit, daß der Brand des Flüchtlingsheimes durch Brandstiftung
entstanden ist und daß sich "keine Hinweise auf eine fremdenfeindliche
Tat ergeben hätten". Independent
5.6.97; BeZ 5.6.97; BeZ 6.6.97;
querblick; BeZ 8.6.97 5.
Juni 97 Bei
einem Zimmerbrand in einer Flüchtlingsunterkunft im rheinischen Ratingen
werden zwei Männer verletzt. 29 BewohnerInnen können sich in Sicherheit
bringen. Die Polizei geht von Brandstiftung aus. SD 6.6.97 9.
Juni 97 Der 27 Jahre alte Ägypter F. F.
erhängt sich in der JVA Augsburg mit seinem Hosengürtel. Bayerischer
Landtag Drucksache 14/3299; IMEDANA 26.10.00 9.
Juni 97 Ein
20-jähriger Flüchtling aus Palästina wird in Perleberg im Kreis Prignitz von
vier Personen tätlich angegriffen, geschlagen und getreten und dadurch
verletzt. Die Polizei nimmt zwei Tatverdächtige im Alter von 16 und 21 Jahren
fest. BeZ 10.6.97; ND 11.6.97; ND
14.6.97; ALB (adn) 9.
Juni 97 Der
Flüchtling Gani Avdiu aus Kqiq e Madh, Gemeinde Mitrovica, im Kosovo wird aus
Düsseldorf nach Prishtina abgeschoben. Als er sich, entsprechend den ihm
gemachten Auflagen, bei den Sicherheitsbehörden in Mitrovica meldet, wird er verhört.
Ihm werden Militärdienstverweigerung und politische Betätigung vorgeworfen.
Durch die Schläge während des Verhörs verliert er einen Zahn. Mit einem
Gummiknüppel wird ihm solange auf die Handrücken geschlagen, daß er in den
nächsten Tagen seine Hände wegen der starken Schwellungen nicht benutzen
kann. Unter der Auflage, sich wieder zu melden, wird er freigelassen. Als er dem Befehl
nachkommt, sich am 14. Juli bei der Behörde zu melden, wird er für drei Tage
festgesetzt und wieder mit Fäusten und Gummiknüppeln mißhandelt. Nach seiner
Freilassung flieht er in die BRD. EKD, S. 38 (SFH) 9.
Juni 97 Der
22-jährige abgelehnte türkische Asylbewerber Ahmet T., Mitglied der
türkischen kommunistischen Partei MLKP, wird zwecks Abschiebung von Gießen
nach Frankfurt gebracht. Ahmet T. berichtet, daß er von Beamten des BGS im
Flughafen Frankfurt am Main in seiner Zelle an Händen und Füßen mit
Plastikbändern gefesselt, mit zahlreichen Schlägen in den Bauch, auf den
Rücken und auf sein Geschlechtsteil traktiert und getreten worden sei. Er
wird gewürgt und verhöhnt. Die Abschiebung
findet an diesem Tag nicht statt, weil sich der Pilot der Maschine nach
Istanbul weigert, Ahmet T. mitzunehmen. Daraufhin werden die
Mißhandlungen fortgesetzt, so daß Ahmet T. nach Entfernung der Fesseln nicht
mehr alleine gehen kann. Der BGS erstattet
Anzeige gegen Ahmet T. wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte. Am 27. Juni wird
Ahmet T. über Moskau ins türkische Antalya abgeschoben. (siehe dort) FR 26.6.97;
UNBEQUEM 9/97; Die Woche Sept. 97; CPT Mai 98; IPPNW 1.6.99; 10. Juni 97 Der kurdische Flüchtling Osman
Akgün wird von München in die Türkei abgeschoben. Er erhebt schwere Vorwürfe
gegen den Münchener BGS, ihm belastendes Material in den Koffer gelegt zu
haben. Auch während des Fluges bittet er die ihn begleitenden Beamten
vergeblich, ihm einen Schlüsselanhänger mit den Initialen einer der PKK
nahestehenden Fernsehstation und ein Telefonbüchlein auszuhändigen, da er
sonst um sein Leben fürchten muß. Nach
der Ankunft in der Türkei wird er sofort verhaftet, zwei Tage lang unter
Stockschlägen auf Rücken und Fußsohlen verhört. Nach seiner Freilassung lebt
er illegal in einer türkischen Großstadt. FR 12.9.97; Büro A. Dietert-Scheuer, MdB, Sept. 98 10.
Juni 97 Aus der
Neiße bei Guben an der deutsch-polnischen Grenze wird eine ertrunkene Person
afghanischer Herkunft geborgen. BT-Drucksache
14/1850 10.
Juni 97 140
Flüchtlinge aus dem Kosovo werden über den Stuttgarter Flughafen abgeschoben,
nachdem ihre Asylanträge abgelehnt worden waren. Auf dem Flughafen Belgrad
wird Nijazi Z. Berisha von der serbischen Polizei mißhandelt und um 160 DM
beraubt. Auch sein Paß wird ihm weggenommen. Kosovo
Communication W. 24, 12.6.97 11.
Juni 97 61
Kosovo-AlbanerInnen werden aus Stuttgart nach Prishtina abgeschoben. Unter ihnen befindet
sich der 26-jährige Isuf Hasani aus Strofc in der Gemeinde Vushtrri. Als er
am 29. April das Aufgebot im Rathaus der Gemeinde Seelbach bestellen wollte,
verhaftete ihn die Polizei, und er kam in Abschiebehaft nach Rottenburg. Noch am Abend nach
seiner Abschiebung meldet er sich telefonisch bei einem Cousin in der BRD und
berichtet, daß er in Prishtina fünf Stunden lang von serbischer Polizei
verhört worden sei. Unter der Auflage, sich bei der örtlichen Polizei in
seinem Dorf zu melden, wird er freigelassen. Wenige Tage später
meldet er sich noch einmal telefonisch bei seinem Cousin und sagt, daß er zu
seiner Tante gehen wolle. Dort ist er allerdings nicht angekommen. EKD, S. 37
(Deutsche Freunde von Isuf Hasani per E-Mail vom 13. Juni 1997 an SFH) 12.
Juni 97 Ein
23-jähriger Flüchtling aus Angola wird in Berlin-Lichtenberg auf dem
S-Bahnhof Nöldnerplatz von neun Männern angegriffen, geschlagen und beraubt. Die
Täter sind zwischen 17 und 27 Jahre alt. BeZ 14.6.97; taz
14.6.97; FR 14.6.97, ND
14.6.97 14. Juni 97 Der 45-jährige
kurdische Flüchtling Aligül Sahindal (Aligül Pahindal) und seine 17-jährige
Tochter Layla werden von der deutschen Polizei mit Gewalt aus dem Kirchenasyl
der altkatholischen Gemeinde im saarländischen Heusweiler geholt und dann –
beide in Handschellen – nach Istanbul abgeschoben. Layla Sahindal berichtet,
daß sie während ihrer Abschiebung aus Deutschland von BGS-Beamten mißhandelt
wurde. In Istanbul werden beide nachts um 2 Uhr der türkischen Polizei
überstellt und sofort verhaftet. Die Tochter wird nach
fünftägigem Verhör in Polizeihaft freigelassen und darf zu Verwandten fahren.
Der Vater wird 21
Tage lang in einem Kellerverlies gefangen gehalten, in dem sich nur ein Eimer
und eine Matratze befinden. Weil er sich weigert, als Spitzel für die
Geheimpolizei zu arbeiten, wird er beleidigt, bedroht, an den Haaren gezogen
und ist permanenten Schlägen ausgesetzt. Er befindet sich in Dunkelhaft. Am 10.7. wird er
aufgrund eines anonymen Hinweises an einen Verwandten in "hilflosem,
verängstigtem Zustand" in einer Istanbuler psychiatrischen Institution
aufgefunden. Erst nach der Bezahlung der "Behandlungskosten" von
umgerechnet 3000 DM darf der Mann die Klinik verlassen. Im September flieht
Aligül Sahindal erneut in die Bundesrepublik. Als er in der Lebacher
Ausländerbehörde einen Asylfolgeantrag stellen will, erfolgt seine Festnahme,
und er kommt ins Saarbrücker Gefängnis in Abschiebehaft. epd Nordrhein/Mittelrhein-Saar 15.7.97; FR 28.7.97; IHD-Istanbul August 97; FR
13.11.97; Özgür Politika 24. 6. 98; Büro A.
Dietert-Scheuer, MdB, Sept. 98 14.
Juni 97 In
Warnemünde wird ein 33-jähriger Flüchtling aus Togo von 10 Personen
überfallen und geschlagen. Die Täter treten noch mit Springerstiefeln auf den
Mann ein, als dieser schon am Boden liegt. Er kommt mit Verdacht auf
Knochenbrüche ins Krankenhaus. BeZ 16.6.97; taz
16.6.97; ND 16.6.97; Press Agency Ozurluk 17.6.97 14.
Juni 97 Ein 40-jähriger
algerischer Flüchtling wird in Leipzig tot aufgefunden. Der Mann ist durch
äußere Gewalteinwirkung mit einem stumpfen Gegenstand umgebracht worden. FP 18.6.97 14.
Juni 97 Ein
35-jähriger Flüchtling aus Angola, der am frühen Morgen in Fürstenwalde als
Zeitungsausträger der Märkischen Oderzeitung unterwegs ist, wird von zwei
Männern zunächst angepöbelt, dann mit Schlägen ins Gesicht und in die Nieren
traktiert. Als der Mann zusammenbricht und am Boden liegt, treten und
schlagen sie weiter auf ihn ein. MOZ 16.6.97; BeZ
16.6.97; BM 16.6.97; ALB
(ddp; adn) 14.
Juni 97 In
Görzke bei Potsdam werden drei Asylbewerber nach einem Diskobesuch von 15
Jugendlichen verfolgt und dann mit Stöcken, Messern und Flaschen angegriffen.
Ein Inder, der brutal zusammengeschlagen wird, wehrt sich mit dem Messer und
verletzt einen der Angreifer. FR 18.6.97; BM 18.6.97; taz 18.6.97 17.
Juni 97 Ein
toter Mensch afghanischer Herkunft wird an der deutsch-polnischen Grenze im sächsischen
Bad Muskau ertrunken aus der Neiße geborgen. BT-Drucksache
14/1850 17.
Juni 97 Halberstadt
in Sachsen-Anhalt. Zwei äthiopische Flüchtlinge werden zunächst aus einem
Auto heraus von zwei Männern beschimpft. Dann attackieren die Männer einen der
Flüchtlinge mit einem Baseballschläger und verletzen ihn. ND 19.6.97 19.
Juni 97 Im
sächsischen Neugersdorf direkt an der deutsch-tschechischen Grenze wird ein
rumänischer Mann bei seinem Fluchtversuch vor den BGS-Beamten von einem
Diensthund durch Biß verletzt. BT-Drucksache
14/1850 20.
Juni 97 Ein
Leichnam unbekannter Identität wird an der deutsch-polnischen Grenze im
sächsischen Ort Hirschfelde aus der Neiße geborgen. BT-Drucksache
14/1850 21.
Juni 97 Zwei
Brandflaschen werden auf Fenster des Flüchtlingsheimes in Recklinghausen
geworfen. Der Brandanschlag mißlingt, weil sich kein Feuer entwickelt. Flugblatt antifa
(x) c/o Schacht 8 in Marl; PDS im Bundestag-www (AntifaZ Juli/August 97) 24.
Juni 97 Der
28-jährige Asylbewerber Z. aus Äthiopien kann sich bei einer Polizeikontrolle
in der Joachimsthaler Straße in Berlin-Charlottenburg nicht ausweisen, weil
er seine Papiere nicht bei sich hat. Er wird um 18 Uhr zur Polizeiwache
Kurfürstenstraße gebracht, dort in eine Zelle gesperrt und später – nachdem
er geklingelt hatte – mit Handschellen ans Bettgestell gefesselt. Er ist
Epileptiker, und die für ihn wichtigen Medikamente werden ihm verweigert. Um
2 Uhr nachts wird er ohne Begründung für die Festnahme freigelassen. Er wird zu 500 DM
Geldstrafe verurteilt, weil er sich bei der Festnahme gewehrt haben soll. Er
selbst erstattet keine Anzeige. Antirassistische
Initiative Berlin 26. Juni 97 Flüchtlingsheim
Barsbüttel im Landkreis Stormarn in Schleswig-Holstein. Morgens um 5 Uhr
kommt eine Sozialarbeiterin mit ca. 5 Polizisten in das Zimmer eines
algerischen Ehepaares und deren zwei kleinen Kindern. Die Abschiebung ist für
die Familie völlig überraschend, und Souad X., die Mutter der Kinder, bricht
mit einem Kreislauf-Kollaps zusammen. Ein gerufener Arzt
aus Barsbüttel injiziert der Frau ein Medikament und erklärt sie dann für
"reisefähig". Ohne ihren bescheidenen Besitz aus fünf Jahren
Deutschland-Aufenthalt einpacken zu dürfen, wird die Frau im Nachthemd und
Morgenmantel ins Polzeiauto gezwungen. Um 8 Uhr sind sie am Flughafen Hamburg
und werden dann in Begleitung von drei Zivil-Beamten über Basel und Genf nach
Algerien geflogen. Dort erfolgt ihre direkte Übergabe an die algerische
Polizei. Bericht der Betroffenen in: Der Schlepper Nr. 5 Dezember 1998 26.
Juni 97 Fünf
Skinheads überfallen in Dielheim bei Wiesloch in Baden-Württemberg drei
jugoslawische Kriegsflüchtlinge. Mit Sturmhauben und Kapuzen maskiert und mit
Gaspistole, Baseballschläger und Totschläger bewaffnet fallen sie über ihre
Opfer her. Ein Jugoslawe wird schwer verletzt, den beiden anderen gelingt die
Flucht. RNZ 28.6.97 und
8.8.97 27.
Juni 97 Rzeszów
in Polen – nahe der ukrainischen Grenze. Ein zu einem Personentransporter
umgebauter Lastkraftwagen prallt um 5.33 Uhr gegen einen Brückenpfeiler und
überschlägt sich. Der 20-jährige
Chinese Liu Zen G. und ein weiterer Mensch unbekannter Identität
(möglicherweise eine Chinesin) erliegen ihren schweren Verletzungen. Auch der
polnische Fahrer des Wagens schwebt in Lebensgefahr. Weitere 16 Personen
ziehen sich durch die Metallkonstruktionen der Holzbänke Verletzungen zu. Sie
werden in den Krankenhäusern in Rzeszów und Debica medizinisch versorgt. Der Wagen war 14
Stunden vorher in Jelenia Góra mit 17 Flüchtlingen und vier Polizisten zu
einer Non-Stop-Fahrt in Richtung Ukraine abgefahren. Die Menschen aus China,
Indien, Bangladesch, Rußland, der Ukraine, Georgien und Moldawien hatte der
Bundesgrenzschutz den polnischen Behörden ausgeliefert. Die polnische Grenzpolizei
wollte bei der schnellen Rückschiebeaktion offensichtlich die
48-Stunden-Frist einhalten, innerhalb der Festgenommene in Haft bleiben
können, ohne der Staatsanwaltschaft vorgeführt werden zu müssen. FFM;
Rzeczpospolita 28.6.97; Gazeta Wyborcza 28.6.97,
30.6.97; Zycie Warszawy
28.6.97, 1.7.97; FR 2.7.97; jW
3.7.97; ND 3.7.97 27.
Juni 97 Der
22-jährige abgelehnte türkische Asylbewerber Ahmet T., Mitglied der
türkischen kommunistischen Partei MLKP, wird bei einem zweiten
Abschiebeversuch sechs Stunden lang in Bauchlage mit rücklings
zusammengebundenen Hand- und Fußgelenken gequält. Dann wird er über
Moskau in die Türkei abgeschoben. (siehe
auch: 9. Juni 97) IPPNW 1.6.99 27.
Juni 97 Ein
Molotow-Cocktail wird nachts durch ein offenes Fenster eines
Flüchtlingsheimes im Dresdener Stadtteil Striesen geworfen. Das Feuer, das im
Flur ausbricht, kann von den BewohnerInnen gelöscht werden. Von den hundert
Menschen, die im Heim schlafen, wird niemand verletzt. Bereits im März und
Mai 1996 war das Heim Ziel von Angriffen gewesen. Im März diesen Jahres
hatten Unbekannte zwei Schüsse auf das Haus abgegeben und eine Rauchbombe
durch ein geschlossenes Fenster geworfen. LKA-Sachsen
30.6.97; SZ 1.7.97; FR
1.7.97; BeZ 1.7.97; taz 1.7.97: FP
1.7.97 Sommer 97 Der 21 Jahre alte
Kurde Erdal C. wird aus Rheinland-Pfalz in die Türkei abgeschoben und dort
unmittelbar nach seiner Ankunft festgenommen und gefoltert. Nach seiner
Freilassung taucht er unter, arbeitet weiter im Widerstand gegen das
türkische Regime und flieht schließlich aus Angst vor erneuter Verhaftung zum
zweiten Mal in die BRD. Am 9. Oktober 98 wird
er ein zweites Mal in die Türkei abgeschoben. Seine Asylanträge waren alle
abgelehnt worden, weil ihm seine Mitgliedschaft in der jezidischen Gemeinde nicht
geglaubt wurde. Die jezidische Glaubensgemeinschaft ist in der Türkei
Repressalien ausgesetzt, und einige Flüchtlinge hatten deshalb in
Rheinland-Pfalz Asyl erhalten. Infodienst Nr. 28 Dezember 1998 1.
Juli 97 In der
Stadt Königs Wusterhausen bei Berlin wird ein 21-jähriger
Flüchtling aus Kenia von fünf oder sechs Jugendlichen beschimpft, mit Füßen
getreten und ins Gesicht geschlagen, als er auf dem Bahnhof auf seinen Zug
wartet. BeZ 2.7.97, BZ
2.7.97; BeZ 3.7.97; ND
3.7.97; FR 3.7.97; ALB (dpa; adn;
rtr; ap; TS) 4.
Juli 97 Rheinland-Pfalz.
Als die Polizei den Anhalter um 13 Uhr an der Autobahnauffahrt Longuich bei
Schweich kontrollieren will, flieht dieser über die befahrene Autobahn. Einen
"Signalschuß" ignoriert er, läuft von der Schweicher Hangbrücke zur
tiefer gelegenen Landstraße und springt in Höhe eines Sägewerkes in die
Mosel. Er ertrinkt. Der Tote ist ein 26-jähriger Flüchtling aus Togo. Trierer
Volksfreund, Region Trier, 5.7.97 7.
Juli 97 Es wird
bekannt, daß ein falscher Arzt drei Monate lang im Auftrag des BGS auf dem
Frankfurter Flughafen Abschiebegefangene auf ihre Reisetauglichkeit
untersucht hat und ihnen in mindestens 27 Fällen vor der Abschiebung Valium
verabreicht hat. Gegen den 30-jährigen Jura-Studenten und gegen den Leiter
des Frankfurter Grenzschutzamtes wird ermittelt. Bürgerrechte & Polizei/CILIP 57/1997; ND 9.7.97 9.
Juli 97 Nach
dem vierten Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim in Hardheim im
Neckar-Odenwald-Kreis werden zwei albanische Flüchtlinge als Tatverdächtige
festgenommen. Einer von ihnen wohnt in dem Heim, und der zweite lebte bis vor
kurzem dort. Dazu der Polizeisprecher: "Wir wissen nicht, ob die beiden
Verdächtigen es alleine waren und ob sie es überhaupt waren." RNZ 10.7.97 9.
Juli 97 Waßmannsdorf
in Brandenburg. Vier Bauarbeiter – zwischen 30 und 39 Jahren alt – pöbeln an
einer Bushaltestelle drei Flüchtlinge an, werfen mit Steinen und Bierdosen
nach ihnen und brüllen rassistische Parolen. Einer der Angegriffenen wehrt
sich und schlägt einem Täter ins Gesicht. Daraufhin dringen die Bauarbeiter
in das nahegelegene Flüchtlingsheim ein, bedrohen mit Zaunlatten die
BewohnerInnen und den Wachschutz – und greifen sie tätlich an. TS 11.7.97; ND
11.7.97; BeZ 11.7.97; MAZ
11.7.97 10.
Juli 97 Bei
Guben in Brandenburg wird Halina Halim tot aus der Neiße geborgen. Sie ist 44
Jahre alt und stammt aus Afghanistan. Im Kleid der Toten werden zwei
Gebetsbücher (Koran) und eingenähter Schmuck gefunden. Die Frau war auf dem
Weg zu ihrem Sohn, der als Asylbewerber in Chemnitz lebt. Von ihrer 10-jährigen
Tochter, die sie begleitete, fehlt jede Spur. Es wird vermutet, daß auch sie
die Durchquerung des Grenzflusses nicht überlebt hat. UK 12.7.97; BeZ
12.9.97; MOZ 12.9.97; Umweltbibliothek
Frankfurt (Oder), 23.9.97; BT-Drucksache
14/1850 10.
Juli 97 Im
Ostseebad Kühlungsborn in Mecklenburg-Vorpommern überfallen drei Männer einen
22-jährigen armenischen Flüchtling und verletzen ihn. FR 12.7.97 11. Juli 97 Der 26-jährige Kurde Zülfü Demirkan
wird vor seiner geplanten Abschiebung von acht BeamtInnen des BGS am
Frankfurter Flughafen schwer mißhandelt. Nachdem ihm seine Hände mit
Handschellen auf dem Rücken fixiert worden sind, wird er mit dem Kopf gegen
die Wand gestoßen, dann auf den Kopf, die Brust und in die Nieren geschlagen.
Ein Schuh wird ihm dabei in den Mund gesteckt. Er
hat Schmerzen am ganzen Körper. In der JVA Offenbach wird eine
Knochen-Absplitterung am Bein festgestellt. Der Anwalt des Flüchtlings
erstattet Anzeige gegen den BGS. Der
BGS wiederum erstattet Anzeige gegen den Flüchtling wegen Widerstands gegen
Vollstreckungsbeamte. Am
21. August wird er über den Flughafen Frankfurt in die Türkei abgeschoben,
dort verhaftet und gefoltert. (siehe dort) taz 25.7.97; BeZ 25.7.97; UNBEQUEM 9/97; CPT Mai 98; Özgür Politika 24.6.98; Pro Asyl "Tag des Flüchtlings 1998", S. 47; Büro A. Dietert-Scheuer, MdB, Sept. 98; 11.
Juli 97 Der
Leichnam einer nicht identifizierten Person wird im sächsischen Zentendorf
aus der Neiße geborgen. Todesursache: vermutlich Ertrinken. BT-Drucksache
14/1850 12.
Juli 97 Ein
26 Jahre alter Flüchtling aus Pakistan wird im sächsischen Freiberg von vier
Unbekannten angegriffen. Die Täter, die laut Polizei einen "kurzen
Haarschnitt" haben, treten den Pakistaner mit Füßen, schlagen mit einem
Baseballschläger auf ihn ein und beschießen ihn mit einer Schreckschußpistole
aus kurzer Entfernung. Der Mann kommt schwerverletzt ins Krankenhaus. Am 24. Juli werden
tatverdächtige Jugendliche festgenommen, die rassistische Motive für ihre
Verbrechen angeben (sie gaben auch Überfälle auf zwei dänische Fernfahrer und
auf einen jordanischen Studenten zu). Die Täter werden nach ihren Aussagen
bei der Polizei wieder freigelassen. BeZ 14.7.97 und
26.7.97; FP 14.7.97; FP 26.7.97; taz 14.7.97; LVZ
14.7.97; FR 14.7.97 und 26.7.97; LKA-Sachsen
25.7.97 18.
Juli 97 Im
Jugendclub ABC in der Hirschgartenstraße in Berlin- Köpenick
werden bosnische Jugendliche von Skinheads umstellt und bedroht. Ein
16-jähriger Bosnier verteidigt sich mit dem Messer und verletzt zwei der
Angreifer. Als er mit einem Freund fliehen will, werden sie eingeholt und
zusammengeschlagen. TS 20.7.97; BeZ
21.7.97 21.
Juli 97 Bei einem
Brand in einem Flüchtlingsheim in der Essener Innenstadt werden 21 Menschen
verletzt. Ein Säugling, vier Kinder und 15 Erwachsene kommen mit Rauch- und
Augenverletzungen in verschiedene Krankenhäuser. Eine Frau verletzt sich beim
Sprung aus dem Fenster schwer. 39
Menschen können über Drehleitern gerettet werden. Das Haus wird von 150
Menschen, überwiegend von AfrikanerInnen, bewohnt. Die Polizei ermittelt
wegen Brandstiftung, da im Erdgeschoß mehrere Brandherde ausgemacht werden
konnten. ARD "Morgenmagazin"
21.7.97; BeZ 22.7.97; taz
22.7.97 21. Juli 97 Der togoische Flüchtling R. D.
wird aus Osterode über Hannover und Amsterdam nach Lomé abgeschoben. Obwohl
er der Sohn eines international bekannten togoischen Oppositionspolitikers
ist und auch selbst als Schauspieler in einem Theaterstück in Deutschland
gegen das Eyadema-Regime aufgetreten war, wurde ihm kein Asyl in der BRD
zugestanden. Seit
der Abschiebung hat er sich nie wieder bei seiner Familie oder bei Freunden
und UnterstützerInnen gemeldet. Er ist verschwunden. Aktion Abschiebestop 23. Juli 97 Der 40-jährige Ahmet Alptekin
und seine Ehefrau Selime werden zusammen mit fünf ihrer sechs Kinder in die
Türkei abgeschoben. Schon am Flughafen werden sie von türkischen Beamten festgesetzt.
Während die Kinder am Abend frei kommen, wird Herr Alptekin an einen ihm
unbekannten Ort gebracht. Mit verbundenen Augen wird er unter Schlägen zu
seinen vermeintlichen Unterstützungen der PKK verhört. Am
nächsten Abend ist auch das Ehepaar aus der Haft entlassen – wahrscheinlich
aufgrund des Bestechungsgeldes eines Freundes, der die Familie am Flughafen
abholen wollte. Die Familie begibt sich in ihr
größtenteils zerstörtes Dorf Sivrice (kurdisch: Dalin) im Kreis Midyat der
Provinz Mardin. Eine
Woche später wird Herr Alptekin von "Dorfschützern" und Angehörigen
eines Spezialteams festgenommen. Die Verhöre finden an verschiedenen Orten
und mit verbunden Augen statt. Er wird schwer gefoltert. Er wird an ein Kreuz
gebunden und solange traktiert, bis er in Ohnmacht fällt. Beim Erwachen
bemerkt er, daß er teilweise entkleidet ist, und er spürt ein "Brennen
im ganzen Körper". Erst
nachdem seine Familie 7000 DM bezahlt hat, wird Herr Alptekin nach 11 Tagen
Haft frei gelassen. Er
traut sich nicht mehr nach Hause. Er geht nach Istanbul. Zwischen Oktober und
Dezember 97 gelingt der ganzen Familie erneut die Flucht in die BRD. Am
21.7.98 werden alle Familienmitglieder durch das Verwaltungsgericht Minden
als Asylberechtigte anerkannt. Büro A. Dietert-Scheuer, MdB, Sept. 98; ai 3.2.99 26. Juli 97 Der 27-jährige rumänische
Asylbewerber Mihai Sandu entzieht sich seiner Abschiebung durch Flucht aus
der Zentralen Aufnahmestelle für Flüchtlinge (ZASt) in Oldenburg, dem Kloster
Blankenburg. Er springt in den nahegelegenen Fluß Hunte und kommt ums Leben. Schon
am Vortag war er der Festnahme durch einen Sprung aus dem zweiten Stock des
Wohnheimes – aus einer Höhe von 5,30 m – entkommen. Als Mihai Sandu am
nächsten Tag in der Kantine der ZASt essen will, wird er von einem Wachmann
des privaten Sicherheitsdienstes erkannt und erneut festgenommen. Mihai Sandu
kann sich befreien, flieht aus dem Gebäude und überwindet den Zaun, der das
Gelände der ZASt begrenzt. Auch außerhalb des ZASt- Geländes wird er von dem
Wachmann weiter verfolgt, und als dieser ihn festhält, kann sich Mihai Sandu
noch einmal befreien und läuft bis zum Fluß. In Panik springt er hinein und
ertrinkt. Der
Fluß hatte wenig Strömung, und Mihai Sandu galt als guter Schwimmer. Erst Tage
später, am Mittwoch, dem 30. Juni, wird seine Leiche aus
dem Wasser geborgen. Die
Initiative für Offene Grenzen berichtet, daß nach Bekanntwerden des Todes von
Mihai Sandu mehrere Personen aus der ZASt im Rahmen einer Polizeirazzia mit
Fotos gesucht worden sind und ohne die übliche vorherige Ankündigung über
Düsseldorf am selben Tag abgeschoben wurden. Unter ihnen befanden sich
Augenzeugen der Verfolgungsjagd, die von den Verantwortlichen bestritten
wird. NWZ 31.7.97; FR 5.8.97; NWZ 6.8.97; taz 7.8.97; NWZ 7.8.97; taz 12.8.97; NWZ 14.8.97; NWZ
15.8.97; Initiative für Offene Grenzen – Oldenburg; taz 12.9.97; jW 7.11.97; Off
limits Nr. 20 Nov./Dez. 1997 27.
Juli 97 In
Ueckermünde in Mecklenburg-Vorpommern werden zwei armenische Flüchtlinge (16 und
18 Jahre alt) auf einem Volksfest provoziert und dann von 20 bis 30
Jugendlichen per Auto durch die Stadt verfolgt. Dann werden sie geschlagen
und mit Steinen beworfen. Fünf Täter können ermittelt werden. Gegen die Opfer ist
von einem der Täter Anzeige wegen Körperverletzung erstattet worden. NK 26.7.97; jW 26.7.97; ND 26.7.97; SVZ 28.7.97; FR
28.7.97 27.
Juli 97 Der
Kosovo-Albaner Muhamet Krasniqi wird aus der BRD abgeschoben. Am 4. September
wird er bei einem der berüchtigten "Informationsgespräche" schwer
mißhandelt. Er erleidet ernsthafte Verletzungen. EKD, S. 38 (SFH) 30. Juli 97 Der Kurde Ibrahim A., der vier
Jahre lang in Mannheim lebte, wird mit Gewalt in die Türkei abgeschoben.
Obwohl er nachweislich mit einer Lufthansa-Maschine in die Türki gebracht
worden ist, behaupten die Behörden, daß er nie angekommen sei. Auch drei
Monate nach der Abschiebung fehlt jedes Lebenszeichen von ihm. Antifaschistische
Nachrichten 16.10.97 31.
Juli 97 Berlin-Zehlendorf.
Zwei junge Männer aus Kasachstan werden nachts auf dem Vorplatz des Bahnhofes
Nikolassee von sechs Skinheads mit Messern und Knüppeln angegriffen und
beraubt. Ein ausländerfeindlicher Hintergrund ist nach Ermittlungen der
Polizei "nicht erkennbar". TS 4.8.97; jW
4.8.97 31.
Juli 97 Sachsen.
An der Bundesstraße 174 im Großraum Reitzenhain wird ein rumänischer
Flüchtling bei seiner Festnahme durch Bisse eines Zollhundes verletzt. BT-Drucksache
14/1850 31.
Juli 97 Der
sächsische Innenminister Klaus Hardraht macht vor Journalisten den Vorschlag,
entlang der sächsischen Grenze elektrische Grenzzäune zu errichten, um damit
die "organisierte Kriminalität" besser bekämpfen zu können. Gemeint
sind Flüchtlinge, die versuchen, in die Bundesrepublik Deutschland zu gelangen. jW 2.8.97 Juli
97 Abschiebegefängnis
Köpenick in Berlin. Eine ca. 35 Jahre alte Rumänin dreht sich aus einer
weißen Bluse eine Schlinge und versucht, sich damit an der Eisenstange des
Duschvorhanges zu erhängen. Ihr Stöhnen hört eine Mitgefangene, die sie dann
noch rechtzeitig losbinden kann. Die Frau hat fünf
minderjährige Kinder in Rumänien, die bei den Großeltern leben. Sie saß seit
14 Tagen in Abschiebehaft und wird eine Woche nach dem Selbsttötungsversuch
tatsächlich abgeschoben. Lucia Witte,
Missionsschwester von Afrika, Seelsorgedienst
Abschiebehaft Anfang
August 97 Eine
Gruppe von 12 jungen Deutschen (zwischen 16 und 23 Jahre alt) greift das
Flüchtlingsheim im sächsischen Frohburg mit Flaschen an und skandiert
rassistische Parolen. TS 5.9.97 6. August 97 Zwei libanesische Asylbewerber
werden in Frankfurt (Oder) von einer siebenköpfigen Gruppe Jung-Nazis
angegriffen. Einem Libanesen gelingt die Flucht, der andere – ein 22-jähriger
Mann – wird mit dem Messer bedroht, mit einer Schreckschußpistole in Richtung
des Kopfes beschossen. Er wird so schwer geschlagen und getreten, daß er mit
schweren Kopfverletzungen ins Krankenhaus gebracht werden muß. Auch 50 DM,
die er bei sich hat, nehmen ihm die Angreifer ab. Tage
später meldet sich ein Zeuge. Aufgrund seiner Aussage werden sechs Personen
im Alter zwischen 17 und 24 Jahren festgenommen. BeZ 7.8.97; BeZ 8.8.97; MOZ 8.8.97; ND 8.8.97; FR 8.8.97; TS 8.8.97 BeZ 16.8.97; MOZ 16.8.97; 7. August 97 Unbekannte
überfallen in Perleberg in Brandenburg einen Flüchtling aus Algerien und
verletzen ihn so schwer, daß er ins Krankenhaus muß. ALB (BILD) 9. August 97 Ein toter Mensch
unbekannter Identität wird an der deutsch-polnischen Grenze bei Ratzdorf aus
der Neiße geborgen. BT-Drucksache
14/1850 10. August 97 Fürstenwalde in
Brandenburg. Als zwei liberianische Flüchtlinge (29 und 36 Jahre alt) nachts
per Fahrrad durch das Stadtzentrum fahren, werden sie von etwa 15
Jugendlichen angehalten, von ihren Fahrrädern gezerrt, zusammengeschlagen,
mit Füßen getreten und ihrer Fahrräder beraubt. Die
beiden Afrikaner müssen ihre Verletzungen im Gesicht und am Rücken im
Krankenhaus behandeln lassen. BeZ 12.8.97; ND 13.8.97; taz 13.8.97; BM
13.8.97 16. August 97 Der kurdische
Flüchtling Ali Polat wird aus der BRD nach Istanbul abgeschoben und ist
seither spurlos verschwunden. Özgür Politika 24. 6. 98 17. August 97 Nordrhein-Westfalen.
Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in Würselen bei Aachen. PDS im Bundestag-www (FR 18.8.97) 18. August 97 Linkenheim in Baden.
Die Abschiebung des 41-jährigen kurdischen Flüchtlings Mehmet Osoy geschieht
überfallartig. Sechs Polizisten holen den Kurden morgens um 4 Uhr aus dem
Schlaf und verbieten ihm, sich von seiner Familie zu verabschieden oder seine
Habe einzupacken. Der anwesende Gemeindepfarrer, der dieses für den
Flüchtling einfordert, wird kurzerhand in Handschellen gelegt und weggeführt. Nach
der Landung um 15.30 Uhr in Istanbul wird Mehmet Osoy noch auf dem Flughafen
Yesilköy verhaftet und erleidet durch Angehörige der Flughafenpolizei eine
Tortur von Verhör und Schlägen, in deren Verlauf sein Trommelfell platzt.
Unter der Bedingung, daß er keine Anzeige gegen seine Folterer erstattet,
wird er abends um 23.30 Uhr freigelassen. taz 23.8.97; IHD-Istanbul August 97; Özgür Politika 24. 6. 98 18. August 97 Zwei Flüchtlinge aus
Algerien versuchen, sich in der JVA Mannheim in Abschiebehaft durch Schnitte
mit Rasierklingen das Leben zu nehmen. FR 13.12.97 20. August 97 Die kurdischen
Eheleute Ahmed und Ayse Karakus werden zusammen mit ihren fünf Kindern im
Alter von sieben bis siebzehn Jahren von Stuttgart nach Izmir abgeschoben und
dort gleich verhaftet. Sie alle werden der Anti-Terror-Abteilung überstellt. Während Ayse K. und
die Kinder nach ihrer Vernehmung nach zwei Tagen freigelassen werden, bleibt
Ahmed K. in Haft und wird in das Gefängnis Nazali – 120 km von Izmir entfernt
– gebracht. Der Vorwurf gegen ihn, "Unterstützung der PKK", stützt
sich u.a. auch auf die Tatsache, daß die die Familie begleitenden BGS-Beamten
den türkischen Kollegen einen Koffer aus dem Besitz der Familie übergeben
hatten, in dem sich PKK-Materialien und eine Kopie ihres Asylantrages
befanden. Frau K. hatte während der Abschiebung mehrmals versucht, diesen
Koffer wegzuwerfen, die BGS-Beamten gaben ihn jedoch "bis Izmir nicht
aus der Hand". Die Abschiebeaktion
selbst verlief äußerst brutal. Eintreten der Tür morgens um 5 Uhr – ohne
Vorankündigung; 15 Polizeibeamte; Verbot, einen Arzt zu holen, für eine in
Ohnmacht gefallene Frau; Fesselung aller Beteiligten. Auch die Kinder werden
gefesselt und mit Klebeband über den Mund ruhiggestellt. Die Brutalität
begründet der Einsatzleiter Baumeister folgendermaßen: Weil Ahmed K. eine
versuchte Abschiebung seiner Familie vor drei Jahren durch die Androhung
einer öffentlichen Selbstverbrennung verhindert habe, habe jetzt eine
besondere Situation bestanden. Der Sprecher der
"Abschiebegruppe" der Rastatter Polizei zu den Vorhaltungen der
Betroffenen: "Wie tief sind wir schon gesunken, daß das Wort eines
türkischen Staatsbürgers mehr wert ist als das eines Polizisten?" Am 6. November wird
Ahmed K. nach Artikel 5 Anti-Terrorgesetz, Nr. 3713 vom
Staatssicherheitsgericht in Izmir zu einer Haftstrafe von 3 Jahren und 9
Monaten verurteilt. Er kommt in Maras in Haft. Als Ahmed Karakus schließlich
entlassen wird, zeichnen ihn schwere – in der Haft erlittene – Schäden. Es
gelingt ihm wieder in die BRD zu fliehen. Das
Regierungspräsidium Karlsruhe schickt dem vor sieben Jahren aus Deutschland
in die Hände der Folterer Abgeschobenen am 15. Juni 2005 einen Bescheid über
die Abschiebekosten in Höhe von 4393,16 Euro. Davon entfallen allein 4039,93
Euro Kosten auf die Begleitung durch zwei BGS-Beamte. FR 27.8.97; FR 12.9.97; BeZ 7.11.97; Pro Asyl 7.11.97; taz
8.11.97; FR 8.11.97; jW 12.11.97; FR 18.11.97; Büro A. Dietert-Scheuer, MdB, Sept. 98; Dokumentation vom FRat NieSa, Januar
1999; Dokumentation vom FRat NieSa und Pro
Asyl, Juni 1999; Dokumentation vom FRat NieSa und Pro
Asyl, Mai 2000; jW
2.7.05; ND 2.7.05 20. August 97 Die Flüchtlinge
Shaqir Ballaj und seine Ehefrau Hate Ballaj aus dem Kosovo werden aus der BRD
abgeschoben. Einen Tag später
werden sie verhaftet und zu ihrem Aufenthalt in der BRD verhört. Herr Ballaj
wird während des Verhörs mit Knüppeln geschlagen und erleidet schwere
Blutergüsse vor allem am Rücken. EKD, S. 38 (SFH) 21. August 97 Ein Flüchtling aus
Mazedonien wird in Leipzig von einer Gruppe Deutscher rassistisch beschimpft und
dann tätlich angegriffen. Ihm wird mehrmals mit einer Bierflasche auf den
Kopf geschlagen. Er muß seine Verletzungen im Krankenhaus behandeln lassen. FP 22.8.97 21. August 97 Der togoische Flüchtling A. T.
wird morgens um fünf Uhr aus dem Flüchtlingsheim in Bamberg abgeholt und nach
Togo abgeschoben. Seine Familie, die von seinem Neffen über seine Rückkehr
informiert wird, erwartet ihn am Flughafen. Das Flughafengelände verläßt er
allerdings nicht an diesem Tag, und seine Angehörigen erfahren später, daß er
festgenommen ist. Aktion Abschiebestop 22. August 97 Bei Ratzdorf wird
eine tote Frau aus der Neiße geborgen. Da die Tote mindestens zwei Wochen im
Wasser lag, konnte sie bisher nicht identifiziert werden. MOZ 26.8.97;
BT-Drucksache 14/1850 22. August 97 Der togoische
Flüchtling Foufana Zakari wird von der Ausländerbehörde des Landkreises
Mainz-Bingen nach Togo abgeschoben, obwohl in einem Eilverfahren die
Abschiebung gerichtlich ausgesetzt ist. Foufana Zakari gelingt es, von Togo
nach Ghana zu fliehen, wo er sich versteckt halten muß. Im Juni 1999 gewährt
das Oberverwaltungsgericht Koblenz Herrn Zakari in Abwesenheit Schutz nach §
51 Ausländergesetz. Obwohl er jetzt
wieder in die BRD einreisen könnte, wird ihm zunächst ein Visum mit der
Option verweigert, er solle vorher die Kosten für die – rechtswidrige –
Abschiebung der Kreisverwaltung erstatten. Nur durch massives Einwirken von
Seiten des Landesinnenministeriums, des Auswärtigen Amtes und des UNHCR kann
erreicht werden, daß Herr Zakari offiziell einreist. Pro Asyl
28.6.00 23. August 97 Linthe im Landkreis
Potsdam-Mittelmark in Brandenburg. Ein 30-jähriger Tunesier wird mittags um
13 Uhr auf dem Parkplatz eines Lebensmittelmarktes von drei Männern
angegriffen und zu Boden geworfen. Nachdem er wieder aufgestanden ist, wird
er von einem der Angreifer gewürgt. Die Täter fliehen mit einem PKW und
hinterlassen ihr Opfer schwer verletzt. BeZ 30.8.97¸ Konkret 10/00, S. 16 24. August 97 Mecklenburg-Vorpommern.
Während einer Bahnfahrt zwischen Rostock und Stralsund werden der 43 Jahre
alte Wahid Seid und ein Freund von rechtsradikalen Jugendlichen rassistisch
beleidigt und geschlagen. Wahid Seid ist Flüchtling aus dem Irak und hat
aufgrund der dort erlittenen Verfolgung und Folter ohnehin große Ängste. Er
erstattet Anzeige bei der Polizei. (siehe auch: 7. März
98, 20. Mai 00, 3. November 00) Migrationszentrum
Göttingen; FRat NieSa Heft 91/92 Januar 2003 25. August 97 Im bayerischen Ort
Lohma in der Mark Pleystein unweit der deutsch-tschechischen Grenze wird ein
rumänischer Flüchtling durch einen Diensthund des BGS am rechten Unterarm und
am rechten Schenkel durch Bisse verletzt. BT-Drucksache
14/1850 27. August 97 Zülfü Demirkan wird um 13.30 Uhr
vom Flughafen Frankfurt am Main in die Türkei abgeschoben. Er ist
Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen. Über sein Schicksal kann nichts
in Erfahrung gebracht werden. (siehe auch: 11. Juli 97) IHD-Istanbul August 97; Büro A. Dietert-Scheuer, MdB, Sept. 98 31. August 97 Der 29-jährige Kwame
Osei aus Ghana läßt sich von einem Zug in der Nähe des Bahnhofs von Eberstadt
überrollen und stirbt vor Ort. Kwame Osei war
mehrfach abgelehnter Asylbewerber und hatte zwangsläufig einer
"freiwilligen" Rückkehr zugestimmt. Der Abflugtermin mußte
verschoben werden, weil Kwame Osei krank wurde und ins Krankenhaus kam, um
operiert zu werden. Dort wurde ihm
gesagt, daß er für eine Operation in Deutschland nicht krank genug sei, er
solle sich doch in Ghana operieren lassen. Eine Operation in Ghana hielt er
für unmöglich: "In Ghana bin ich tot", hatte er seinem Arbeitgeber
gegenüber geäußert. Recherche Regina Hagen, AG Antirassismus Darmstadt; DE 3.9.97 Ende August 97 Ein Flüchtling aus
Georgien versucht, sich in der JVA Mannheim in Abschiebehaft das Leben zu
nehmen, indem er seine Pulsadern durchtrennt. (siehe auch: 15. September 97) FR 13.12.97 4. September 97 Sieben indische
Asylbewerber werden am Abend in Pirna in Sachsen von deutschen Jugendlichen
überfallen, rassistisch beschimpft, beleidigt und mit Ledergürteln
verprügelt. Ein Inder wird leicht verletzt. Fünf Täter, im Alter von 13 bis
18 Jahren, können festgenommen werden. TS 6.9.97; FR 6.9.97 ; taz 6.9.97 7. September 97 Eine
männliche Wasserleiche wird aus der Neiße in der Gemeinde Deschka-Zentendorf
in Sachsen geborgen. Es wird vermutet, daß es sich um einen Flüchtling
handelt, der versuchte, die polnisch-deutsche Grenze zu überwinden und dabei
ertrank. Erst sechs Jahre
später gelingt es der Görlitzer Kripo, die Identität des Menschen zu klären,
weil ein Bekannter des Vaters des Toten im März 2001 eine Vermißtenanzeige in
Bonn erstattet. Durch einen DNA-Abgleich mit dem Vater des Toten kann
festgestellt werden, daß es sich um den 18-jährigen Shukri Bakir aus Syrien
handelt. SäZ 9.9.97; SäZ 12.4.03 8. September 97 Berliner Bezirk Pankow. Um 23.45
Uhr beobachtet ein 37 Jahre alter Bewohner des Flüchtlingswohnheims
Buchholzer Straße 34/35, wie zwei Männer zwei Molotow-Cocktails gegen das
Haus schleudern. Die Flaschen prallen ab und verbrennen auf dem Rasen. Die
Täter entkommen unerkannt. In
dem Heim leben ca. 350 Flüchtlinge – sie kommen größtenteils aus dem
ehemaligen Jugoslawien. BeZ 10.9.97; taz 10.9.97; TS
10.9.97 9. September 97 Am Morgen wird der
24 Jahre alte Afrim Magastena erhängt im Duschraum des Flüchtlingsheimes in
Prenzlau gefunden. Der Kriegsdienstverweigerer aus dem Kosovo hatte
vergeblich drei Anträge gestellt, in denen er darum bat, in der Nähe seiner
Verwandten leben zu dürfen. Seinem Cousin sagte er einige Tage vor seiner
Selbsttötung: "Ich kann dieses Leben nicht mehr ertragen, ich werde mich
umbringen." Ausländerberatungsstelle des Diakonischen Werkes, 15.9.97; UK 16.9.97; ORB "Klartext", 21.10.97 10. September 97 Bajram Saitovic, Rom
aus Jugoslawien, wird von Neuhausen ob Eck in Baden-Württemberg abgeschoben.
Sofort nach seiner Ankunft in Belgrad wird er verhaftet und für mehrere
Wochen im Gefängnis festgehalten. EKD, S. 38 (SFH) 10. September 97 Freiburg in
Südbaden. Einen Tag nach ihrer Anhörung versucht Frau N. aus Sri Lanka, sich
das Leben zu nehmen. Sie steht schon länger unter Beruhigungsmitteln, weil
sie mit ihren Erinnerungen an Sri Lanka und an die Flucht und auch mit ihrer
Wohnsituation in der Kaserne in der Wiesentalstraße nicht leben kann. Der Pförtnerdienst
weigert sich, einen Krankenwagen zu rufen, so daß die Mitbewohnerinnen ein
Taxi rufen müssen, um die bereits in Lebensgefahr schwebende Frau N. zum
ärztlichen Notdienst zu bringen. Der veranlaßt eine sofortige Einweisung in
die Universitätsklinik, in der Frau N. gerettet werden kann. SAGA 1.10.97 11. September 97 Der vorher aus der
BRD abgeschobene Kosovo-Albaner Tahir Krasniqi wird bei einem der
"Informationsgespräche" brutal mißhandelt. Das gleiche geschieht
ihm noch einmal am 17. September. EKD, S. 38 (SFH) 12. September 97 In Bahren bei Forst
an der deutsch-polnischen Grenze wird der Leichnam einer ertrunkenen Person afghanischer
Herkunft aus der Neiße geborgen. BT-Drucksache
14/1850 12.
September 97 Der
31 Jahre alte Asylbewerber Duran Y. aus der Kurdenprovinz Maras wird
abgeschoben, obwohl der Asylnachfolgeantrag noch nicht entschieden ist.
Bereits 1993 war der Flüchtling nach abgelehntem Asylantrag abgeschoben
worden. Nach seiner Ankunft
in der Türkei wird er für vier Tage festgenommen und gefoltert. Dann kommt er
vorläufig frei. Zweieinhalb Jahre
nach der Abschiebung aus der BRD hält sich Duran Y. immer noch versteckt,
weil er erneute Festnahme und Folter fürchtet. Im Frühjahr 2001
gelingt ihm erneut die Flucht in die BRD, wo ihm mit Bescheid des Bundesamtes
vom 31.7.2001 das "kleine Asyl" zugestanden wird. FR 6.5.98 12. September 97 Die Flucht eines Ukrainers
vor der Festnahme durch BGS-Beamte nach seinem "unerlaubten"
Grenzübergang wird in Frankfurt (Oder) von einem beißenden Diensthund
verhindert. BT-Drucksache
14/1850 13. September 97 Der 17-jährige Flüchtling
Visar Bajra aus dem Kosovo wird unmittelbar nach seiner Abschiebung aus der
BRD auf dem Flughafen Prishtina verhaftet. Am 24. September ist
er immer noch verschwunden. Kosovo-Communication 39/97 nach einer Meldung der albanischen Tageszeitung "Koha Ditore"; EKD, S. 38 (SFH) 15. September 97 Aus Angst vor seiner
Abschiebung versucht ein Flüchtling aus Georgien in der JVA Mannheim, sich
das Leben zu nehmen. Zunächst schneidet er sich die Pulsadern auf, dann
versucht er, sich zu erhängen. Dies ist sein zweiter
Versuch innerhalb von 14 Tagen. (siehe auch: Ende
August 97) taz 19.9.97; FR 13.12.97 16. September 97 Als der 29-jährige
Flüchtling Besim Makici aus dem Kosovo seine Aufenthaltsgenehmigung beim
Ausländeramt in Dillingen a.d. Donau verlängern lassen will, wird er
verhaftet. Ohne die Möglichkeit zu bekommen, persönliche Habe aus der Wohnung
zu holen, wird er über den Flughafen Stuttgart abgeschoben. Am 18. September
erfolgt seine Verhaftung in Belgrad, und er kommt zur Verbüßung einer 10-monatigen
Haftstrafe ins Gefängnis Smerovnic im Kreis Vushtrri. Auch im Februar 98
dauert die absolute Besuchssperre für ihn noch an. EKD, S. 38 (SFH); Wolfgang Plarre 19.3.98 19. September 97 Um 6.20 Uhr in der Früh dringen
Polizeibeamte gewaltsam in das Kirchenasyl der evangelischen Gemeinde in
Uchte im Landkreis Nienburg in Niedersachsen ein. Das kurdische Ehepaar Habip
und Hazar Demir, das seit 9 Jahren in Deutschland lebt, soll abgeschoben
werden. Herr
Demir flieht in Panik auf das Dach des Hauses und droht sich
herunterzustürzen. Es wird ein Sprungtuch aufgespannt, und die Feuerwehr
versucht, Herrn Demir mit dem Feuerwehrschlauch herunterzuspritzen.
Schließlich wird er mit einem Rettungskorb vom Dach geholt und dann zusammen
mit seiner Frau über Frankfurt in die Türkei abgeschoben. Auch ihre sechs
Kinder, von denen einige in der BRD geboren sind, werden an diesem Tag
abgeschoben. In
Istanbul wird das Ehepaar sofort verhaftet. Herr Demir wird in eine andere
Polizeidienststelle gebracht, dort an den Füßen aufgehängt, auf die Fußsohlen
geschlagen und verhört. Nach zwei Tagen kann das Ehepaar gegen eine größere
Geldsumme freigekauft werden. Familie
Demir ist in der Türkei akut bedroht. Drei Verwandte haben im
türkisch-kurdischen Krieg das Leben verloren. Ein Bruder ist vor kurzem zu 36
Jahren Haft verurteilt worden. taz 20.9.97; TSP 20.9.97; jW 2.10.97; Büro A. Dietert-Scheuer, MdB, Sept. 98 20. September 97 Ein marokkanischer
Flüchtling wird im brandenburgischen Fürstenwalde morgens um 3 Uhr von sechs
deutschen Männern zusammengeschlagen. Ihm werden drei Schneidezähne
herausgeschlagen, und er muß sich im Krankenhaus behandeln lassen. MOZ 14.8.97; Konkret 10/00, S. 16 21. September 97 Zwei Asylbewerber
werden im vogtländischen Reichenbach in Sachsen von zwei deutschen Männern
angegriffen. Die Täter schlagen mit Flaschen auf ihre Opfer ein, wodurch
diese schwer verletzt werden. BeZ 22.9.97; Konkret 10/00, S. 16 22. September 97 Die kurdischen Flüchtlinge
Haydar Alkas (Alkaf) und Gülsah (Gülfah) und Gamze Alkas (Alkaf) werden in
Schwerin von Polizisten während der Abschiebung beleidigt und geschlagen. Auf dem
Atatürk-Flughafen in Istanbul erfolgt ihre Festnahme durch türkische Beamte.
Sie werden alle geschlagen und mit dem Tode bedroht. Özgür Politika 24. 6. 98; IHD-Istanbul in: AK Asyl Ba-Wü Oktober-Dezember 1998 25. September 97 Im brandenburgischen
Spremberg überfallen vier Jugendliche zwei Flüchtlinge mit einem Messer,
schlagen auf sie ein und geben Schüsse aus einer Schreckschußpistole ab. BeZ 28.3.98 30. September 97 Der Flüchtling Shaib
Seqiri aus dem Kosovo wird nach Belgrad abgeschoben. Hier wird er
festgehalten und zu seinem Aufenthalt in der BRD und zu seinen politischen
Aktivitäten verhört. Am 27. Oktober wird
er in der Polizeistation Mitrovica erneut verhört, beschimpft, geschlagen und
getreten. Er flieht erneut über Albanien in die BRD zu seiner Frau und seinen
fünf Kindern. EKD, S. 43 (DWW) 30. September 97 Der 31 Jahre alte Flüchtling
Ahmad B. wird in der JVA Bützow abgeholt, denn er soll nach Somalia
abgeschoben werden. Auf dem Weg zum Hamburger Flughafen verunglückt der
Polizeiwagen, und Ahmad B. kommt schwer verletzt in ein Hamburger
Krankenhaus. Seine Knochenbrüche an Hand und Bein werden hier vier Wochen
lang behandelt. Noch zweimal muß er am Bein operiert werden. Seit September 2000
sitzt Ahmad B. wieder in der JVA Bützow in Abschiebehaft. Antirassistische Initiative Berlin September 97 Ein Flüchtling aus Algerien
versucht, sich in der JVA Mannheim in Abschiebehaft das Leben zu nehmen. Am
18.8. hatte er es bereits schon einmal versucht. FR 13.12.97 September 97 Der abgelehnte
Asylbewerber Jideofor D. soll über den Düsseldorfer Flughafen abgeschoben
werden. Als er sich wehrt, wird er von Beamten derart geschlagen, bis er halb
bewußtlos mit kraftlosen Gelenken und schmerzender Hüfte am Boden liegt. Anschließend wird er
in die Vollzugsanstalt Rottenburg in Baden-Württemberg eingeliefert. ai-London, Sept. 98 September 97 Der kurdische Flüchtling und
abgelehnte Asylbewerber Mustafa E. wird aus der BRD ausgewiesen. Am
15. Februar 99 wird er um 14.30 Uhr in Konya in der Paßabteilung festgenommen
und der Anti-Terror-Abteilung überstellt und so schwer gefoltert, daß er das
"Geständnis" unterschreibt, in der BRD für die PKK gearbeitet zu
haben. Die Staatsanwaltschaft in Adana erhebt daraufhin am 25.2.99 Anklage
wegen Unterstützung der PKK. Die
Festnahme in Konya war aufgrund eines anonymen Schreibens vom 14.10.96
erfolgt, in dem sich eine Spendenquittung über 1000 DM der ERNK und sein
Asylfolgeantrag befanden. Daraufhin war Mustafa E. polizeilich gesucht
worden. Am
15.4.99 wird Herr E. vor dem Staatssicherheitsgericht Adana – vermutlich
aufgrund diplomatischer Interventionen durch das deutsche Generalkonsulat –
freigesprochen. Dokumentation vom FRat NieSa und Pro
Asyl, Juni 1999; Dokumentation vom FRat NieSa und Pro
Asyl, Mai 2000 September 97 Der togoische Flüchtling
Koffi Koudoagbo soll mit der Ghana Airways vom Flughafen Düsseldorf
abgeschoben werden. Er weigert sich, die Rolltreppe hinaufzugehen. Er wird
von BGS-Beamten getreten und mit Knüppeln geschlagen. Als er am Boden
liegt, mit blutender Nase und schreiend, kommt ein Angestellter der
Fluggesellschaft und teilt mit, daß dieser Flüchtling nicht mitgenommen wird.
Daraufhin wird ihm noch einmal gegen das Schienbein und in die Brust
getreten, und er kommt dann ins Gefängnis Rottenburg. Koffi Koudoagbo war
als Mitglied der demokratischen Oppositionsbewegung "Comité d'Action
pour le Renouveau" (CAR) in Togo politisch verfolgt und ist nach seiner
Rückkehr mit dem Tode bedroht. Ende Oktober bis
Anfang November protestiert Koffi Koudoagbo zusammen mit anderen Gefangenen
in Rottenburg mit einem Hungerstreik gegen die Inhaftierung und gegen die
drohende Abschiebung. Noch während des Hungerstreiks erfolgt der für ihn in
diesem Jahr vierte (!) Abschiebeversuch. Dem von amnesty
international London und vom Bündnis gegen Abschiebehaft jetzt unterstützten
Koffi Koudoagbo wird erlaubt, mit dem Piloten der Maschine zu reden. Dieser
verweigert daraufhin die Mitnahme. Am 30. Januar 98 wird
Koffi Koudoagbo endlich aus der Abschiebehaft entlassen und bekommt eine
befristete Duldung, so daß er sein Asylverfahren wieder aufnehmen kann. ai-London, Sept. 98; Tübinger Bündnis gegen Abschiebehaft Herbst 97 Berlin. Der 25 Jahre alte
angolanische Flüchtling Antonio Patricio-Ngonga versucht sich der Abschiebung
zu entziehen, indem er aus dem Fenster des 3. Stocks der ZAA (Zentrale
Aufnahmeeinrichtung des Landes Berlin für Asylbewerber) in der Streitstraße
springt. Nach
einem längeren Krankenhausaufenthalt wird er mit seinem 9-jährigen Sohn
abgeschoben und damit von seiner Lebensgefährtin und zwei weiteren
gemeinsamen Kindern getrennt. Sein
kleiner Sohn stirbt in Angola an Malaria und Antonia P.-Ngonga flüchtet im
Januar 1999 erneut in die BRD zu seiner Familie. Als er nach Rücksprache
seines Anwaltes mit der Ausländerbehörde dort aufforderungsgemäß vorspricht,
wird er festgenommen und in Abschiebehaft genommen. (siehe auch: 31. Mai 99) Antirassistische Initiative Berlin 1. Oktober 97 Brandstiftung in
einem Flüchtlingsheim in Essen. Von den 50 BewohnerInnen wird niemand verletzt. taz 2.10.97 1. Oktober 97 Flughafen Frankfurt
am Main. Ein 25-jähriger Flüchtling aus dem Iran stürzt sich aus Angst vor
der Abschiebung aus einem Fenster und erleidet innere Verletzungen.
"Wenn er aus dem Krankenhaus entlassen wird", so der BGS-Sprecher
K. Ludwig, "wird er in den Iran zurückgewiesen". JWB 26.10.97 8. Oktober 97 Unbekannte haben
einen Brand in der zentralen sächsischen Aufnahmestelle für Asylbewerber in
Chemnitz gelegt. Die ca. 400 BewohnerInnen müssen evakuiert werden. BeZ 9.10.97 16. Oktober 97 Nach seiner
"unerlaubten" Einreise wird ein vietnamesischer Flüchtling im
sächsischen Sebnitz, direkt an der deutsch-tschechischen Grenze, bei der
Festnahme von einem Zollhund durch Bisse verletzt. BT-Drucksache
14/1850 16. Oktober 97 Nachdem eine
kurdische Flüchtlingsfamilie schon vor einiger Zeit durch eine dramatische
Flucht aus dem Flüchtlingsheim im thürigischen Stadtroda ihrer Abschiebung
entkommen konnte, reist sie heute "freiwillig" aus. Vom Flughafen
Berlin-Tegel startet die Maschine in Richtung Adana in die Türkei. In ihrer
Begleitung befinden sich drei Mitglieder der "Jungen Gemeinde Stadtmitte
Jena" um der Familie bei ihrer Ankunft einen gewissen Schutz zu geben. Auf dem Flughafen
Adana wird die Familie von der Flughafenpolizei schon erwartet. Ihnen allen
werden ihre deutschen Ersatzpapiere abgenommen und dann werden sowohl der
Vater als auch die Mutter mit den zum Teil sehr kleinen Kindern abgeführt. Gegen 14 Uhr des
nächsten Tages meldet sich die Mutter mit den Kindern bei den deutschen
FreundInnen. Sie sind von den Verhören, die die ganze Nacht andauerten völlig
erschöpft. Der Vater kommt ins
Gefängnis und hat am 31. Oktober eine Gerichtsverhandlung. Er wird am 19.
November gegen eine Zahlung von 2000 DM "Strafe" vorläufig
freigelassen. Der nächste Prozeßtag ist für den 4. Februar 1998 angesetzt. Junge Gemeinde Stadtmitte Jena in: FRat Thür Info Nr. 1/98 18. Oktober 97 Würzburg. Ein
31-jähriger Asylbewerber aus Zaire zeigt einem Polizisten bei einer
Personenkontrolle seine Bankkarte und bietet an, seinen Ausweis aus der 20 m
entfernten Wohnung zu holen. Der Beamte schlägt ihn zu Boden und wartet dann
– auf seinem Opfer sitzend – auf seine Kollegen. Auch die behandeln den aus
Mund und Nase blutenden, zitternden und weinenden Zairer so brutal, daß sich
zahlreiche Passanten einmischen, und mindestens fünf ZeugInnen erstatten
gegen die Polizisten Anzeige. Gegen den Zairer, der
sich während des ganzen Vorfalls passiv verhielt, wird ein Verfahren wegen
"Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte" eingeleitet. Die
Staatsanwaltschaft überprüft außerdem den Straftatbestand "versuchte
Gefangenenbefreiung" und "Beamtenbeleidigung" gegen einige
ZeugInnen. FR 22.10.97; SZ 30.10.97; UNBEQUEM 12/97 18. Oktober 97 In Trassenheide auf
der Ostsee-Insel Usedom wird ein Flüchtlingsheim mit zwei Molotow-Cocktails
in Brand gesteckt. HeimbewohnerInnen können die Flammen auf dem Dach und an
einer Wand löschen. Von den etwa 40 BewohnerInnen aus Armenien, Bosnien und
aus dem ehemaligen Jugoslawien kommt niemand zu Schaden. Zwei 18-jährige
Brandstifter werden festgenommen. ARD "Morgenmagazin" 19.10.97; BeZ 20.10.97; TS 20.10.97; NK 20.10.97; MeMo 20.10.97; OZ 20.10.97; FR 21.10.97; SVZ 7.4.98 18. Oktober 97 Im Klärwerk in
Frankfurt an der Oder wird eine tote Person aus dem Wasser geborgen. Sie ist
vermutlich ertrunken. BT-Drucksache
14/1850 18. Oktober 97 An einem Waldrand in
der Nähe des sächsischen Kurortes Kipsdorf unweit der deutsch-tschechischen
Grenze wird eine tote Person unbekannter Identität aufgefunden. Todesursache:
Unterkühlung. BT-Drucksache
14/1850 20. Oktober 97 Gefangene im dritten
Stock des Abschiebegefängnisses Grünau in Berlin zünden Schaumstoffmatratzen
an und setzen so ihre Sammelzelle in Brand. Zehn Männer aus der brennenden
Zelle, sechs Gefangene aus der Nachbarzelle und fünf Polizisten werden
verletzt. taz 21.10.97; FR 21.10.97; TS
21.10.97 20. Oktober 97 Markdorf in
Baden-Württemberg. Bei einer Razzia im Flüchtlingsheim werden zwei junge
Kurden von fünf Polizisten in Zivil brutal zusammengeschlagen und getreten
(Tritt mit Stiefel ins Gesicht, Platz- und Schürfwunden). Hinterher stellt
sich heraus, daß die Beamten sich in der Tür geirrt hatten. Deutsch-kurdisches Kultur- und Menschenrechtskomitee Konstanz e.V., AK Asyl Konstanz, AK Asyl Lindau und Einzelpersonen 21. Oktober 97 Ein 18-jähriger Mann
aus dem früheren Jugoslawien wird im sächsischen Eilenburg von zwei deutschen
Männern mit dem Messer bedroht und zusammengeschlagen, nachdem er die Frage,
ob er Ausländer sei, bejaht hatte. FP 23.10.97 22. Oktober 97 Auf der
Verbindungsstraße von Waidhaus nach Georgenberg in Bayern, die an der
deutsch-tschechischen Grenze entlang führt, wird ein afghanischer Flüchtling
festgenommen. Er befindet sich in einem schweren Erschöpfungszustand. BT-Drucksache
14/1850 24. Oktober 97 Aus Angst vor der
drohenden Abschiebung versucht sich der 30-jährige kurdische Flüchtling Ali
Olcay auf dem Düsseldorfer Flughafen selbst zu verbrennen. Ali Olcay war einen
Tag vorher in Düsseldorf gelandet und hatte politisches Asyl beantragt. Im
Flughafenverfahren wurde sofort entschieden, daß sein Antrag
"offensichtlich unbegründet" sei, und ihm wurde die sofortige
Rückführung angekündigt. FR 25.10.97; JWB 4.11.97 24. Oktober 97 Cemil Kücükkarga,
kurdischer Flüchtling aus dem türkischen Teil Kurdistans, wird nach Istanbul
abgeschoben. Nach unmittelbarer Festnahme noch auf dem Flughafen wird er
einige Tage lang in Polizeihaft verhört und mißhandelt. Nach seiner
Freilassung taucht er unter – aus Angst vor erneuter Festnahme und Folter. Der 19-jährige Cemil
Kücükkarga war am Tage vor seiner Abschiebung im Rahmen einer Polizei-Razzia
am Lübecker Bahnhof festgenommen worden. Ab 13. September
hatte er sich in der Lübecker St.-Jürgen-Gemeinde
im Kirchenasyl befunden. Der Schlepper Nr. 1 Dezember 1997 25. Oktober 97 In einer Straßenbahn
in Leipzig werden ein 26-jähriger afghanischer Flüchtling und seine Leipziger
Begleiterin aus einer Gruppe Deutscher heraus angepöbelt und mit
Faustschlägen traktiert. FP 28.10.97 27. Oktober 97 Der 28-jährige
wohnungslose Asylbewerber Ajay Kumar Saha wird tot in der Königstraße in
Berlin-Zehlendorf aufgefunden. Sein Leichnam ist unbekleidet und befindet
sich verschnürt in einer großen Sporttasche. Er wurde offensichtlich Opfer
eines Gewaltverbrechens. BeZ 28.10.97 27. Oktober 97 Der Leichnam einer
nicht zu identifizierenden Person wird in Görlitz an der deutsch-polnischen
Grenze aus der Neiße geborgen. Todesursache: vermutlich Ertrinken. BT-Drucksache
14/1850 30. Oktober 97 Der 30-jährige
Rumäne Daniel Grecu wird an der Grenze vom Bundesgrenzschutz aufgegriffen und
inhaftiert. Wie er später in einem Brief mitteilt, traktierten ihn die
Beamten im 24 Stunden dauernden
Arrest mit "Polizeiknüppeln" und Elektroschocks. Daniel Grecu hatte im
März 97 einen Asylantrag gestellt, um in der BRD seine schwere
Herz-Kreislauf-Erkankung behandeln zu lassen. Da nach dem
Asylbewerberleistungsgesetz nur die Behandlung akuter Erkrankungen finanziert
wird – andererseits für Asylbewerber Arbeitsverbot besteht, wurden die
Chancen für die lebenswichtige Operation immer geringer. Nachdem sein Schwager
Mihai Sandu am 26.7.97 (siehe dort) ertrunken war, versuchte er, schockiert
und verängstigt, unterzutauchen. Die Festnahme am
30.10. wegen "illegalem Aufenthalt" durch den BSG geschah auf der
Rückreise von Daniel Grecu nach Rumänien. jW 27.2.98 31. Oktober 97 Der 30-jährige kurdische
Flüchtling und abgelehnte Asylbewerber Halil Ibrahim Cicek (Ciftci) wird von
Hamburg in die Türkei abgeschoben und am Flughafen Istanbul direkt der
Abteilung zur Bekämpfung des Terrorismus überstellt. Die
Stellungnahme von amnesty international vom 24. September, in der die akute
Bedrohung des Flüchtlings nach einer eventuellen Rückkehr in die Türkei
beschrieben wird, hatte das Verwaltungsgericht Dresden als "wenig
überzeugend" abgetan. Am
2. November wird Herr Cicek zum Staatssicherheitsgericht Istanbul gebracht –
und dann vorläufig auf freien Fuß gesetzt. Büro A. Dietert-Scheuer, MdB, Sept. 98; IHD-Istanbul in: AK Asyl Ba-Wü Oktober-Dezember 1998 31. Oktober 97 München –
Flüchtlingsheim an der Tischlerstraße. Nachts um 2 Uhr wird Alina Boukari von
einer Verwaltungsangestellten und zwei Polizisten geweckt und aufgefordert,
sich und ihre kleinen Kinder Samira (2 Jahre alt) und Farihda (4 Jahre alt)
reisefertig zu machen und die Koffer zu packen. Herr Boukari muß – nur mit
einer Unterhose bekleidet – von einem Polizisten bewacht im Gang warten. Die schwangere Frau
Boukari wird am selben Tag mit den Kindern nach Togo abgeschoben. Am
Flughafen der Hauptstadt Lomé wird sie verhaftet; die Kinder kommen angeblich
zu den Großeltern. Bemerkenswert ist,
daß ihre sämtlichen Asylunterlagen den togoischen Behörden – offensichtlich
von deutschen Beamten – ausgehändigt worden sind. Durch die
Intervention ihres Schwiegervaters und des Pfarrers der deutschen
Seemannsmission wird sie am nächsten Tag freigelassen. Pressemitteilung 13.11.97 von H.v.Einsiedel, MdB und G. Goetz, PDS; Aktion Abschiebestop Oktober 97 Der 27 Jahre alte
kurdische Flüchtling Mehmet Zeki Altin wird in die Türkei abgeschoben, direkt
nach der Ankunft auf dem Flughafen in Istanbul festgenommen und dann bis
Anfang Dezember in türkischen Gefängnissen gefoltert. M. Z. Altin, Mitglied
des türkischen Menschenrechtsvereins Mersin, war schon 1993 in die BRD
geflohen. 1994 verurteilte ihn ein türkisches Gericht wegen Unterstützung der
kurdischen Arbeiterpartei PKK in Abwesenheit zu zwölf Jahren Haft. Im Januar 98 gelingt
ihm erneut die Flucht in die BRD. Wegen falscher Papiere wird er sofort in
Abschiebehaft genommen. Im April droht erneut die Abschiebung. FR 14.5.98 Oktober 97 Flüchtlingsunterkunft im Transitbereich des Flughafens Frankfurt am Main,
Gebäude C 182. Während des am 18. Oktober begonnenen
Hungerstreiks von sieben tamilischen Flüchtlingen fällt eine der vier Frauen,
die 32 Jahre alte Gnanaprakasam Tharusithi, in die Bewußtlosigkeit. Sie muß
in ein Krankenhaus gebracht werden. Frankfurter Info
23/1997 Oktober / November
97 Der Flüchtling
Rashid Franca aus dem Kosovo wird aus Freiburg abgeschoben. Zuhause in
Glogovc hat er die Auflage, sich bei der Polizei zu melden. Während der
Verhöre, die sich um seinen Aufenthalt in der BRD drehen und um seinen Sohn,
wird er schwer mißhandelt. Aufgrund der Verletzungen kann er einen Monat sein
Bett nicht verlassen. EKD, S. 39 3. November 97 Der 16-jährige
kurdische Flüchtling A. wird von sechs Polizisten in einem Reinickendorfer
Wohnheim festgenommen, in Handschellen abgeführt und am Nachmittag in die
Türkei abgeschoben. Von ihm, der lediglich 50 DM Bargeld mitnehmen durfte,
fehlt seither jede Spur. taz 6.11.97 3. November 97 Berlin-Schöneberg –
Wohnheim Meininger Straße. Der 16-jährige kurdische Flüchtling H. wird
morgens um 6 Uhr von der Polizei geweckt und ohne jegliches Gepäck in
Polizeigewahrsam genommen. Am nächsten Tag wird
er nach Istanbul abgeschoben, dort verhört und ohne Geld frei gelassen. taz 6.11.97 7. November 97 Bremen. Der
24-jährige Akim (laut Papieren: Muhammed) aus Togo erliegt seinen schweren
Verletzungen. Akim lebte seit Jahren ohne Aufenthaltspapiere in der BRD. Als am 16. Oktober
die Polizei in seinem Wohnhaus Hemmstraße 102 in Findorf nach einem
Verdächtigen suchte und dabei Akims Wohnungstür öffnete, sprang dieser aus
dem Fenster der im dritten Stock gelegenen Wohnung. Es gibt einen Zeugen, der
berichtet, daß dem schwerverletzten Mann Handschellen angelegt wurden, bevor
er ins Krankenhaus kam. Internationaler Menschenrechtsverein Bremen e.V.; taz 10.11.97 7. November 97 Der 31 Jahre alte
Asylbewerber aus China, Ai Mingh V., wird in Frankfurt (Oder) von drei
deutschen Männern beleidigt, geschlagen und durch die Stadt gehetzt. Ai Mingh
V. erleidet eine Jochbeinschwellung. Gegen die
glatzköpfigen Täter, die in Springerstiefeln und Bomberjacken auftraten,
ergeht Haftbefehl wegen gefährlicher Körperverletzung. ALB; MOZ 8.11.97; BeZ 19.11.97; taz 19.11.97; BeZ 27.11.97 8. November 97 Gegen 6 Uhr morgens
stürmen Polizisten in das Flüchtlingsheim Neubrandenburg-Trollenhagen. Als
sie gegen die Zimmertür einer armenischen Familie schlagen, springt der
Familienvater aus dem Fenster des im zweiten Stock gelegenen Zimmers. Seine Frau und seine
drei Kinder werden in aller Eile abtransportiert. In einer Zweigstelle des
zentralen Gevener Aufnahmelagers bei Boizenburg werden sie von Angehörigen
der Armenischen Botschaft verhört. jW 12.11.97 9. November 97 Essen-Borbeck. Als
die 18-jährige Frau aus dem ehemaligen Jugoslawien morgens um 5.30 Uhr mit
ihrer Freundin an der Haltestelle Marktstraße wartet, wird sie von einem
25-jährigen Deutschen beschimpft, beleidigt, gegen einen Blumenkübel gestoßen
und mehrfach geschlagen. Von den ca. 50
ZeugInnen des Überfalls, die sich vor der gegenüberliegenden Diskothek
aufhalten, stellt sich niemand als offizieller Zeuge oder Zeugin zur
Verfügung. Unabhängige AntiFa Aktiv Essen 14.11.97 11. November 97 Der abgelehnte
Asylbewerber Dan Freddie Jideofor aus Nigeria wird bei einer versuchten
Abschiebung von BGS-Beamten derart zusammengeschlagen, daß er im Reutlinger
Krankenhaus operiert werden muß. Am 7. Januar 98
gelingt den Deutschen Behörden die Abschiebung des Flüchtlings mit der Fluggesellschaft
Aeroflot. Tübinger Bündnis gegen Abschiebehaft, 10.1.98 12. November 97 Der algerische Flüchtling Hacene
Lahoum wird nach Algerien abgeschoben. Nach fünfjährigem BRD-Aufenthalt war
er bereits im Februar dieses Jahres nach Algerien abgeschoben worden, wurde
dort sofort verhaftet und saß drei Wochen im Gefängnis. Auch nach seiner
Entlassung wurde er von algerischen Sicherheitskräften häufig aufgesucht,
weil sein Bruder als Sympathisant der verbotenen Islamischen Heilsfront (FIS;
Front Islamique du Salut) galt. Im
August gelang ihm erneut die Flucht in die BRD. Auch diesmal wurde sein
Asylantrag abgelehnt. jW 13.11.97 14. November 97 Konstanz in
Baden-Württemberg. Als die Polizei den Kurden Yusuf K. morgens um 7 Uhr aus
dem Flüchtlingsheim Leipziger Straße zur Abschiebung abholen will, klettert
Yusuf K. aus dem Dachfenster und versucht, indem er sich noch am
Fensterrahmen festhält, mit den Füßen Halt zu bekommen. Er schreit laut um
Hilfe. In dieser gefährlichen Situation wird er von einem Polizisten mehrmals
ins Gesicht und auf Arme und Beine geschlagen. Er wird überwältigt und kommt
gefesselt und verletzt ins Krankenhaus. Yusuf K. ist außer
sich vor Angst und Schrecken, und nach vorläufiger Versorgung seiner
Verletzungen veranlassen die Ärzte eine Überweisung ins Zentrum für
Psychiatrie. SK 15.11.97; Deutsch-kurdisches Kultur- und Menschenrechtskomitee Konstanz e.V.; AK Asyl Konstanz; AK Asyl Lindau und Einzelpersonen 14. November 97 Der 18-jährige
Alimang S., Flüchtling aus Sierra Leone, wird abends im Hamburger
Schanzenviertel von zwei Zivilfahndern der Wache Lerchenstraße angehalten und
unter dem Vorwand, mit seinen Papieren sei "etwas" nicht in
Ordnung, ins Polizeifahrzeug genötigt. Statt vor der Wache hält der Wagen auf
einem stillgelegten Schlachthofgelände an der Lagerstraße hinter dem Bahnhof
Sternschanze. Hier erscheinen drei weitere Beamte. Alimang S. wird hier
von den beiden Zivilfahndern geschlagen und getreten, während die anderen
Beamten zuschauen. Als er vor Schmerzen und Angst schreit, stopft einer der
Täter ihm seinen Handschuh in den Mund, und als Alimang S. am Boden liegt,
stellt einer der Peiniger seinen Fuß auf sein Gesicht. Mit Prellungen und
Verletzungen vor allem im Gesicht wird der Geschädigte zurückgelassen. Es
gelingt ihm, sich an die Straße zu schleppen und ein Taxi anzuhalten. Der
Fahrer bringt ihn zum nächsten Polizeirevier – es ist die Wache
Lerchenstraße, wo er erneut auf seine Peiniger trifft. Als sie ihn erkennen,
beschuldigen sie ihn des Drogenhandels. Alimang S. erstattet
Anzeige gegen die Polizeibeamten. Die Täter werden wegen gefährlicher
Körperverletzung und Freiheitsberaubung im Juni 1999 zu 14 bzw. 15 Monaten
Gefängnis auf Bewährung verurteilt. taz 15.1.99; taz 26.2.99; taz 19.5.99; taz 28.5.99; taz 11.6.99 14. November 97 Der kurdische
Flüchtling Ibrahim Avci wird von Hannover in die Türkei abgeschoben und dort
sofort für den Militärdienst zwangsrekrutiert. Özgür Politika 24. 6. 98 14. November 97 Stuttgart in Baden-Württemberg.
Der 31 Jahre alte Christopher L., Flüchtling aus Ghana, wird morgens um 2.30
Uhr in der Calwer Straße von einem kräftig gebauten, großen Mann gewürgt.
Dann tauchen weitere Männer auf und schlagen auf ihn ein. Erst danach geben
sie sich als Zivilpolizisten zu erkennen. Christopher L. werden Handschellen
angelegt, und er wird zu Boden geworfen. Ein Beamter tritt mehrmals kräftig
auf sein rechtes Bein. Eine von den
Zivilbeamten angeforderte Polizeistreife ruft einen Krankenwagen, und Christopher
L. kommt ins Karl-Olga-Hospital. Noch in der Nacht muß er sich wegen eines
komplizierten Bruches am Fußgelenk einer Operation unterziehen. Mit der Begründung,
Herr L. könne sich den Bruch des Fußes auch auf der Flucht zugezogen haben,
werden die Ermittlungen gegen die gewalttätigen Polizisten eingestellt,
obwohl eine große Hautabschürfung an L.'s Bein die Fremdeinwirkung belegt. StN 19.11.97; StZ 9.4.98; StN 12.6.98 17. November 97 Der algerische
Flüchtling Aziz, der seit dem 4. Juli in der JVA Leipzig in Abschiebehaft
sitzt, soll über Berlin-Schönefeld abgeschoben werden. Bei der Abschiebung
wird er von BGS-Beamten derart in den Würgegriff genommen, daß er die
Besinnung verliert. Als er zu sich kommt, liegt er – an Händen und Füßen
gefesselt – in einem Auto. Dann kommt er wieder in eine Zelle. Aus Angst vor
der Abschiebung fügt er sich mit einer Rasierklinge Verletzungen am Bauch zu.
Er wird medi-zinisch versorgt und bekommt zwei Beruhigungsspritzen. Bis zum
Abend bleibt er gefesselt in der Zelle. Es kommen zwei Beamten, von denen
einer ihm mit der Faust gegen den Kopf schlägt und mit den Füßen gegen das
Brustbein tritt. Dann gehen sie. Aziz bleibt weiter gefesselt und weinend auf
einer Bank sitzen. Er wird später in die
JVA Offenbach verlegt. Bei einem zweiten Abschiebeversuch am 8. Dezember über
den Flughafen Frankfurt gelingt ihm die Flucht. Im Dezember 98 wird er in
Leipzig verhaftet und kommt wieder in Abschiebehaft in die JVA Offenbach. Info-Mappe "Abschiebehaft in Sachsen" S. 21; FRat Leipzig – Abschiebehaftgruppe 18. November 97 Nach Mitteilung der
Zeitung Bujku Newspaper werden fünf abgelehnte Asylbewerber aus dem Kosovo
nach der Abschiebung durch BRD-Behörden auf dem Flughafen in Prishtina durch
die serbische Polizei in Haft genommen. Erst am 22. November werden sie
freigelassen. Wahrscheinlich haben
alle versucht, zurück in die BRD zu fliegen. Nur einem von ihnen, Jakup
Bajqinca, gelang es noch, seine Familie zu benachrichtigen. Kosovo Communication W. 49, 8.12.97 20. November 97 Abschiebegefängnis auf dem
Gelände der Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber des Landes Brandenburg in
Eisenhüttenstadt (ZABH). Der ghanaische Flüchtling Collins G. wird in den
frühen Morgenstunden von Angestellten der ZABH, von Angestellten der
Wachschutzfirma B.O.S.S. und von Polizeibeamten im Schlaf überwältigt. Bei
dem Versuch, ihn abzuschieben, wird G. am Arm schwer verletzt. Er zieht sich
eine tiefe Schnittwunde am Unterarm zu, aus der er viel Blut verliert. Er
wird zeitweise bewußtlos, ehe er eine Stunde später – lediglich mit
Boxershorts bekleidet – ins Krankenhaus gebracht wird. Im
Laufe einer anschließenden Revolte wird das Inventar der Abschiebeeinrichtung
zum Teil zerstört. Nach vier Stunden ergeben sich die restlichen 48
Abschiebegefangenen der Polizei. Sie müssen dann zwischen 8 und 9 Uhr morgens
im Freien bei eisiger Kälte mit auf den Rücken gefesselten Händen auf dem
Erdboden liegen. Nachdem
die zehn "Anstifter" in Polizeigewahrsam gebracht worden sind,
müssen die restlichen Gefangenen weitere vier Stunden gefesselt in einer
Turnhalle auf dem Fußboden ausharren. Gegen
G. und noch vier weitere Abschiebehäftlinge, die nach Cottbus in
Untersuchungshaft gebracht werden, werden Ermittlungsverfahren wegen
Widerstands gegen die Staatsgewalt, Körperverletzung und schwerer
Sachbeschädigung eingeleitet. Am
28. März 98 scheitert die Abschiebung von Collins G. aufgrund der massiven
Proteste von UnterstützerInnen auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld – und
letztendlich auch aufgrund der Weigerung des
Piloten der bulgarischen Fluggesellschaft, Collins G. mitzunehmen. Am 15.
April 98 schließlich wird Collins G. abgeschoben – heimlich. FFM; BeZ 21.11.97; TS 21.11.97; FR 21.11.97; taz 21.11.97; ND 22.11.97; taz 22.11.97; taz 17.3.98 21. November 97 Der 19 Jahre alte kurdische
Flüchtling Sever Öztürk wird nach abgelehntem Asylantrag und nach
dreijährigem Aufenthalt in der BRD in die Türkei abgeschoben. Dort
wird er aufgrund seiner politischen Aktivitäten für die HADEP mehrmals festgenommen
und gefoltert. Ihm wird der Kiefer gebrochen, er wird stundenlang an den
Füßen aufgehängt, er erleidet Scheinerschießungen, und es wird auch scharf
hinter ihm hergeschossen. Er willigt unter der Folter ein, für die Polizei zu
arbeiten. Im
Juni 2003 gelingt ihm die erneute Flucht in die BRD. Bei einer
Personenkontrolle in Hannover erfolgt schon zwei Wochen später, am 30. Juni,
die Festnahme und der Beginn der Abschiebehaft in der JVA Langenhagen. Mitte
Juli beginnt er einen Hungerstreik, den er nach 43 Tagen abbricht. Obwohl der
Amtsarzt des Abschiebegefängnisses in drei Attesten festgestellt hat, daß dem
Flüchtling bei einer Durchführung der Abschiebung wegen Suizidalität
Lebensgefahr droht, weigert sich das niedersächsische Innenministerium im August
2003, ihn aus der Haft zu entlassen. Vor
einiger Zeit hatte der Gefangene die ihm zugeteilten Psychopharmaka heimlich
gesammelt, um sie in Selbsttötungsabsicht in größerer Dosierung zu schlucken.
Dieser Tablettenvorrat war vom Bewachungspersonal entdeckt worden. Nicht
einmal seinem Anwalt gelingt es, sein Verfolgungsschicksal zu rekonstruieren.
Sever Öztürk ist abwesend, in sich gekehrt, total verstört, und er wiederholt
immer wieder: "Ich bin gefoltert worden" und "Ich möchte nicht
mehr". Aufgrund
einer Stellungnahme eines Facharztes für Psychiatrie vom 18. September, die
mit einem Eilantrag beim Verwaltungsgericht Hannover eingereicht wird, wird
er aus der Abschiebehaft entlassen, weil der Verdacht auf das Vorliegen einer
Posttraumatischen Belastungsstörung jetzt ernst genommen wird. Dündar Kelloglu – Rechtsanwalt; FRat NieSa 15.8.03 22. November 97 Der 28-jährige
Martin Agyare, Flüchtling aus Ghana, wird in einem Regionalzug von
Berlin-Wannsee nach Belzig von fünf jugendlichen Deutschen beschimpft,
bespuckt und ins Gesicht geschlagen. Als ein Angreifer erneut – diesmal mit
der Hertha-BSC-Fahne – auf ihn zugeht, schießt Martin A. ihm mit einer
Gaspistole ins Gesicht und flieht zur Schaffnerin, die sich mit ihm im
Dienstabteil einschließt und die Polizei ruft. Bereits vor drei
Jahren – am 17. September 94 – war Martin A. von Deutschen schwer mißhandelt
worden (siehe dort). Im Juli 98 wird einer
der Täter zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, die anderen gehen straffrei
aus. Erst durch weitergehende Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gelingt es,
ZeugInnen zu hören, die Ausrufe der Täter wie "Tötet ihn!" und
"Hängt ihn auf!" gehört haben. taz 25.11.97; BeZ 25.11.97; BeZ 26.11.97; taz 26.11.97; BeZ 26.2.98; taz 26.2.98; BeZ 2.7.98; BeZ 8.12.98 26. November 97 Im Stadtbereich der
Grenzstadt Frankfurt wird der Leichnam einer ertrunkenen Person aus der Oder
geborgen. BT-Drucksache
14/1850 26. November 97 Zwei Frauen und ein
Mann aus Bosnien werden in einem Supermarkt in der Stadt Brandenburg von zwei
deutschen Männern beschimpft und beim Verlassen des Marktes mit Steinen und
einer Bierdose beworfen. ALB (adn, TS) 29. November 97 Um der drohenden Abschiebung zu
entgehen, reist der Flüchtling Abdurrahman Kilic "freiwillig" in
die Türkei zurück. Schon bei seiner Ankunft in Istanbul wird er eineinhalb
Tage auf der Wache festgehalten, kommt dann frei. Am
6. Dezember wird er auf dem Busbahnhof in Diyarbakir festgenommen und dann
bis zum 14. Dezember auf der Polizeiwache in Bingöl schwer gefoltert. Er
schildert seinem Anwalt, daß er bei den Verhören nackt ausgezogen wurde und
mit Stromstößen, unter anderem auch an den Genitalien, gequält wurde. Er
wurde geschlagen, beleidigt und beschimpft. Ihm wurde angedroht, daß seine
Angehörigen, insbesondere seine Ehefrau gefoltert würden, wenn er nicht
mindestens sechs PKK-Aktivisten in Bingöl oder in der Bundesrepublik nennen
würde. Herr Kilic wird so schwer verletzt, daß er bei der Vorführung vor dem
Staatsanwalt nicht mehr stehen kann. Am
31.12.97 erhebt das Staatssicherheitsgericht Diyarbakir die Anklage wegen
"Hilfeleistung und Unterstützung der illegalen Terrororganisation
PKK" und "Mitgliedschaft in der Organisation". Die Anklage
stützt sich dabei neben dem Foltergeständnis auf abgehörte Telefongespräche und
auf die Aussage eines Denunzianten. Das
Verfahren gegen Herrn Kilic ist im Mai 2000 noch anhängig, und er befindet
sich in Elazig in Haft. EKD, S. 30 (FRat NieSa);Büro A. Dietert-Scheuer, MdB, Sept. 98; Dokumentation vom FRat NieSa, Januar 1999; ai 3.2.99; Dokumentation vom FRat NieSa und Pro
Asyl, Juni 1999; Dokumentation vom FRat NieSa und Pro
Asyl, Mai 2000 Ende November 97 Ein Flüchtling aus
dem Sudan versucht, sich in der JVA Mannheim in Abschiebehaft zu erhängen.
Verletzt kommt er ins Gefängniskrankenhaus Hohenasperg. AG für Menschen in Abschiebehaft 25.11.97; FR 13.12.97 1. Dezember 97 An der Bundesstraße
14 in der Nähe des bayerischen Ortes Spielhof – unweit der
deutsch-tschechischen Grenze – wird ein rumänischer Flüchtling aufgegriffen.
Er hat Erfrierungen an beiden Füßen. BT-Drucksache
14/1850 2. Dezember 97 Brandanschlag auf
ein Flüchtlingsheim in Schönwalde in Brandenburg. Zwei Menschen werden schwer
verletzt, elf erleiden leichtere Verletzungen. BeZ 5.12.97 3. Dezember 97 In Weil am Rhein an
der deutsch-schweizerischen Grenze wird ein syrischer Flüchtling bei der
Kontrolle durch Zoll-Beamte von deren Diensthund durch Bisse verletzt. BT-Drucksache 14/1850 3. Dezember 97 Ein 29-jähriger
Flüchtling aus Togo wird nachts am Bahnhof in Belzig im Landkreis
Potsdam-Mittelmark von drei deutschen Männern rassistisch beschimpft und von
einem Täter ins Gesicht geschlagen. Als er sich wehrt, erstatten die Täter
Anzeige gegen ihn. BeZ 3.12.97; MOZ 4.12.97; ALB (TS) 3. Dezember 97 Der Versuch, den
suizidgefährdeten, völlig abgemagerten und leicht verwirrten Flüchtling
Nestor Koffigou nach Togo abzuschieben, scheitert auch beim zweiten Versuch.
Die Gründe hierfür sind nicht bekannt. Beim dritten Versuch
gelingt die Abschiebung, zumal Nestor Koffigou im Flugzeug von vier Beamten
begleitet wird. Im Januar 1998 meldet er sich telefonisch bei deutschen
Freunden und erzählt, daß es ihm gelungen ist, außerhalb von Togo auf freien
Fuß zu kommen. JWB 11.12.97; FRat Thür Info Nr. 1/98 3. Dezember 97 Brandanschlag auf
eine Flüchtlingsunterkunft in Duisburg. PDS im Bundestag-www (jW 5.1.297) 5. Dezember 97 Schwerin in Mecklenburg-Vorpommern.
Bei einer handgreiflichen Auseinandersetzung zwischen jugendlichen
Flüchtlingen aus Afrika und jungen Deutschen wird mindestens ein Jugendlicher
verletzt. Die Polizei ermittelt wegen Landfriedensbruchs. taz 8.12.97 9. Dezember 97 Bei einem Brand in
einem Flüchtlingsheim in Hagen in Westfalen werden von den 20 BewohnerInnen
10 Personen zum Teil schwer verletzt. taz 12.12.97 10. Dezember 97 Ein 57 Jahre alter
kurdischer Flüchtling wird in Potsdam beim Bassinplatz von drei Jugendlichen
geschlagen und beraubt. Er kommt ins Krankenhaus und ist am nächsten Tag noch
nicht ansprechbar. Die Täter sind flüchtig. BeZ 11.12.97; ND 12.12.97; ALB (adn) 12. Dezember 97 Landesgemeinschaftsunterkunft
Tambach-Dietharz in Thüringen. Als die Polizisten einen algerischen
Flüchtling zur Abschiebung abholen wollen, fügt dieser sich mit einem Messer
Schnittverletzungen zu und springt dann aus dem zweiten Stockwerk des
Gebäudes. Er kommt verletzt ins
Haftkrankenhaus Naumburg und anschließend in Abschiebehaft. FRat Thür Info Nr. 1/98 12.
Dezember 97 Der
kurdische Flüchtling Hüseyin Genc wird nach abgelehntem Asylantrag nach
Istanbul abgeschoben. Dort wird er unmittelbar von der Flughafenpolizei
festgenommen und im Laufe der nächsten 48 Stunden verhört und massiv
geschlagen. Ihm werden PKK-Aktivitäten in Deutschland vorgehalten. Da sein Herkunftsort
Nusaybin zerstört ist, geht Hüseyin Genc nach seiner Freilassung nach Girmeli
bei Nusaybin zu seiner Mutter. Bereits nach kurzer Zeit wird er von
Staatsbeamten aufgefordert, als Dorfschützer zu arbeiten. Am 29. Dezember 97
nimmt ihn das Militär fest. Über sechs Stunden lang wird er bedroht und
geschlagen, weil er sich immer noch weigert, als Dorfschützer und Spitzel zu
arbeiten. Zwei Wochen später
wird Hüseyin Genc erneut auf die Wache gebracht und diesmal schwer gefoltert.
Aus Angst um sein Leben flieht er erneut in die BRD, wo er ein Jahr später,
am 8. Dezember 98, als Asylberechtigter anerkannt wird. Dokumentation vom FRat NieSa und Pro
Asyl, Mai 2000 13. Dezember 97 Im brandenburgischen
Forst an der deutsch-polnischen Grenze wird eine ertrunkene Person aus der
Neiße geborgen. Sie kann nicht identifiziert werden. BT-Drucksache
14/1850 13. Dezember 97 Das Flüchtlingsheim
in Greifswald-Ladebow wird in dieser Nacht zweimal überfallen. Kurz vor und
dann nach Mitternacht dringen acht bis zehn Jugendliche mit Axt, Stöcken und
Baseballschlägern bewaffnet in das Heim ein und skandieren Naziparolen. Vier
Täter können festgenommen werden. In dem Heim sind 16
Flüchtlinge aus Vietnam und dem ehemaligen Jugoslawien untergebracht. taz 15.12.97; FR 15.12.97; OZ 15.12.97; TS 16.12.97 Mitte Dezember 97 Ein algerisches
Ehepaar mit Kind soll abgeschoben werden. Die Polizeibeamten kommen morgens
um 4.30 Uhr in die Flüchtlingsunterkunft im baden-württembergischen Welzheim.
Nachdem auf das Klopfen niemand öffnet, wird die Tür durch die Polizei
eingetreten, wodurch im ganzen Heim Schrecken und Panik entstehen. Am Frankfurter
Flughafen stellen die Beamten fest, daß sie fälschlicherweise das Kind einer
anderen Familie mitgenommen haben. EKD, S. 43 (DWW) 17. Dezember 97 Der 70-jährige
Flüchtling aus dem Kosovo, Herr Muhamet Islami Gjeli (Gjelaj), soll aus dem
niederbayerischen Kelheim über München nach Prishtina abgeschoben werden.
Tatsächlich landet der herzkranke Mann allerdings auf dem serbischen
Militärflughafen Nis, wo er nach seiner Ankunft stundenlang verhört und
mißhandelt wird. (siehe auch: 28.
Februar 98) BeZ 13.3.98; FR 14.3.98; FRat Bayern, Michael Stenger, 22.3.98 18. Dezember 97 Im bayerischen
Bettmannsäge bei Zwiesel an der deutsch-tschechischen Grenze wird ein Rumäne
nach seinem "unerlaubten" Grenzübergang von einem Diensthund des
BGS in den rechten Fuß gebissen. BT-Drucksache
14/1850 23. Dezember 97 In Weil am Rhein an
der deutsch-schweizerischen Grenze wird ein albanischer Flüchtling bei seiner
Festnahme von einem Zollhund gebissen und verletzt. BT-Drucksache
14/1850 26. Dezember 97 Chemnitz in Sachsen.
Der 27 Jahre alte iranische Asylbewerber N.N. will Verwandte in
Westdeutschland besuchen. Auf dem Bahnhof erhält er nach eigenen Angaben
einen Schlag auf den Hinterkopf und verliert das Bewußtsein. Zweieinhalb Monate
später erwacht er aus dem Koma. Wegen schwerer Verbrennungen sind ihm in der
Zwischenzeit beide Beine und der rechte Arm amputiert worden. Ihm wird berichtet,
daß er auf den Gleisen des Bahnhofs gefunden worden war und daß die
Verbrennungen wahrscheinlich durch Stromstöße entstanden sind. BDB 12.1.99 29. Dezember 97 Der
39-jährige bosnische Asylbewerber Salko L. erhängt sich mit seinem
Hosengürtel am Fensterkreuz seiner Zelle der psychologisch-neurologischen
Abteilung des Justizverwahranstalt Tegel. Eine Justizsprecherin sagt aus, daß
Salko L. "nicht akut selbstmordgefährdet" war und ihm deshalb der
Gürtel nicht abgenommen worden sei. Er war zu einer
siebenjährigen Haftstrafe verurteilt worden, nachdem er im Januar versucht
hatte, mit einer Flugzeugentführung seine Abschiebung nach Bosnien zu
verhindern. (siehe auch: 7. Januar 97) taz 8.1.97; BeZ 30.12.97;
BeZ 31.12.97 30. Dezember 97 Abschiebegefängnis Rottenburg in
Baden-Württemberg. Joseph Gyimah protestiert seit 14 Tagen zusammen mit anderen
Gefangenen mit einem Hungerstreik gegen die Inhaftierung und die drohende
Abschiebung. Trotzdem soll der 31-jährige ghanaische Flüchtling
heute abgeschoben werden. Aufgrund seiner Gegenwehr wird er von BGS-Beamten
am Düsseldorfer Flughafen brutal mißhandelt. Danach wird ihm eine
"Ruhigspritzung" angedroht. Wegen
der Benutzung der Fotokopie des Passes und des Sozialversicherungsausweises
eines Bekannten kam der abgelehnte Asylbewerber für 14 Monate in Strafhaft in
Stammheim. Im September 1997 wurde er in das Abschiebegefängnis Rottenburg
verlegt. Joseph
Gyimah muß in Ghana mit der Todesstrafe rechnen. (siehe auch: 22. April 98) Tübinger Bündnis gegen Abschiebehaft; Tübinger Bündnis gegen Abschiebehaft 10.1.98; Tübinger Bündnis gegen Abschiebehaft 30.4.98 Ende Dezember 97 Ein Flüchtling aus
dem Kosovo wird aus der BRD zwangsweise abgeschoben. Schon bei der Rückkehr
wird er von serbischen Beamten schwerstens mißhandelt. Wegen seiner
vorherigen politischen Arbeit im Kosovo ist sein Leben in Gefahr. Auch vier
Monate nach seiner Abschiebung wird er gesucht, verfolgt, lebt in der
Anonymität, wechselt ständig seinen Aufenthaltsort. ZDF "Frontal", 28.4.98 Dezember 97 Hamburger Hafen. Der 20 Jahre alte
Flüchtling Florence Boquart (phonetisch) aus Ruanda wird auf einem
Kakaofrachter unterdecks bewußtlos gefunden. Er war bei sommerlichen
Temperaturen in Westafrika auf das Schiff geschlichen, war dann allerdings
durch die zunehmende Kälte ins Koma gefallen. Erst im Hamburger Krankenhaus
kommt er wieder zu sich. Seine Erfrierungen dritten und vierten Grades können
zum Teil nur operativ behandelt werden. Während vierer Operationen werden
Amputationen an seinen Beinen durchgeführt. ZDF-reportage "Zwischen Traum und Alptraum 8.5.98 Im Jahre 1997 Bundesland Thüringen. Der
nigerianische Flüchtling John Paul wird in diesem Jahr dreimal von Nazis
beleidigt und angegriffen. Seine Anträge auf Umverteilung in ein anderes
Flüchtlingsheim werden von der Ausländerbehörde immer wieder abgelehnt. (siehe auch: 28. Juni 00) Bericht des Betroffenen; Karawane – Bremen Im Jahre 1997 Um seiner
Abschiebung zuvorzukommen, reist der algerische Flüchtling B. K. nach
abgelehntem Asylantrag über Frankfurt und Lyon nach Oran, in der Hoffnung, so
einem Verhör zu entgehen. Bereits bei der Paßkontrolle in Oran wird er
festgenommen und kommt für drei Tage und Nächte in Haft. Zu Essen bekommt er
in dieser Zeit nicht – nur Wasser. Ab dem vierten Tag beginnen Verhöre, die
sich um seinen Asylantrag in der BRD und um seine politische Betätigung
drehen. Er muß Bedrohungen, Schläge und Mißhandlungen über sich ergehen
lassen. Nach 10-tägiger Tortur wird B. K. in das Gefängnis Mers El Kebir verlegt.
In einer Zelle mit bis zu 15 Menschen und unter unerträglichen hygienischen
Zuständen geht die Qual weiter. Immer wieder werden Gefangene abgeholt, die
nie wieder zurückkommen und allen ist klar, daß sie getötet wurden. Täglich
hören sie die Schreie der mißhandelten Mitgefangenen. Auch Frau K. ist mit
den vier Kindern inzwischen "freiwillig" nach Algerien
zurückgekehrt. Sie erfährt, daß ihr Mann bei seiner Familie "nie
angekommen" ist. Nach langem Suchen
und der Zahlung von Bestechungsgeldern bekommt Frau K. die Information, daß
ihr Mann sich seit fünf Monaten im Gefängnis befindet. Nach sieben Monaten
Haft wird er entlassen – allerdings unter der Auflage, Spitzeldienste für die
Behörden zu leisten. Gleichzeitig wird noch ein Prozeß gegen ihn angestrengt. Um einer erneuten
Verhaftung zu entgehen, flieht er ein zweites Mal in die BRD und stellt einen
Asylfolgeantrag. Er ist physisch und
psychisch gebrochen. Er begibt sich zur Behandlung in ein Zentrum für
Folteropfer. Pax Christi – Rheinbreitbach 15.9.97; inamo Nr. 14/15 – 1998 Im Jahre 1997 Flüchtlingsunterkunft im Transitbereich des Flughafens Frankfurt am Main,
Gebäude C 182. Nach 6 Monaten Gefangenschaft in der Unterkunft schneidet sich
Frau H. L. aus Äthiopien unter der Dusche die Pulsadern auf. Sie erleidet
einen hohen Blutverlust und wird nach medizinischer Versorgung in die
Psychiatrie verlegt. FRat Frankfurt – Asylnachrichten März/April 97, S. 22 Im Jahre 1997 Flüchtlingsunterkunft im Transitbereich des Flughafens Frankfurt am Main,
Gebäude C 182. Aus Angst vor der Zurückschickung schneidet sich der
Flüchtling J. P. aus Pakistan die Pulsadern auf. Vier Tage später droht er,
sich wieder die Pulsadern zu öffnen, und setzt diese Absicht am Abend in die
Tat um. Drei Tage später erleidet er einen Nervenzusammenbruch, randaliert im
Speiseraum, schlägt Fensterscheiben ein und wird schließlich in die
Psychiatrie eingeliefert. Am nächsten Tag wird er einem Richter vorgeführt
und zwei Tage später ins BGS-Landesvollzugskrankenhaus (Psychiatrie)
eingeliefert. Nach weiteren vier
Tagen erfolgt die Zurückschiebung nach Pakistan. FRat Frankfurt –
Asylnachrichten März/April 97, S. 22 Im Zeitraum
zwischen 1994 bis 1997 Als ein türkischer Militärdienst-Verweigerer
von seiner Ausreisepflicht erfährt, unternimmt er einen Selbsttötungsversuch.
Er läßt sich von einem Zug überrollen und kommt schwer verletzt in ein
Krankenhaus; anschließend sofort in das Abschiebegefängnis in Büren. Zwei
Monate später erfolgt seine Abschiebung in die Türkei. Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren |