antirassistische initiative berlin


Initiative zu Gedenken an Ramazan Avcı: Kein Schweigen, kein Vergessen!
Montag, 21. Dezember 2015 | 18 Uhr | Kundgebung (Ramazan-Avci-Platz/S Landwehr, Hamburg)

Am 21. Dezember 1985 wurde Ramazan Avcı zusammen mit seinem Bruder und einem Freund am Bahnhof Landwehr aus einer bekannten Skinheadkneipe heraus angegriffen. Sein Bruder und der Freund konnten in letzter Sekunde in einen Linienbus fliehen, der ebenfalls von den Nazis angegriffen wurde.
Ramazan Avcı rannte auf die Fahrbahn und wurde von einem Auto erfasst und meterweit durch die Luft geschleudert. Nach dem er auf der Straße aufschlug, liefen mindestens drei Skins auf ihn zu. Ramazan Avcı wurde auf dem Boden liegend mit Baseballschlägern, Axtknüppeln und Fußtritten brutal malträtiert und verstarb am 24. Dezember 1985 an den Folgen dieser Schläge im Krankenhaus. Wenige Tage später wurde sein Sohn geboren, der nach ihm benannt wurde.

Die rassistischen Brandanschläge und Morde fangen nicht Anfang der 1990er mit Rostock-Lichtenhagen, Mölln oder Solingen an.
In der Nacht vom 21. auf den 22. August 1980 verübten Mitglieder einer terroristischen Neonazigruppe in der Hamburger Halskestraße einen Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim. Nguyen Ngoc Chau und Do Anh Lan hatten keine Chance und starben an den Brandverletzungen.
Bereits wenige Monate vor Ramazan Avcıs Ermordung, wurde am 24. Juli 1985 in Hamburg Mehmet Kaymakçı von Rechtsradikalen angegriffen und ermordet. Sie zertrümmerten mit einer Betonplatte seinen Schädel. Dieser Mord wurde kaum publik. Nichts erinnert an diese Verbrechen in dieser Stadt.

Obwohl die Mörder von Ramazan Avcı aus dem Umfeld der neonazistischen FAP stammten, wurde auch hier offiziell kein politisches Motiv gesehen. Die Verharmlosung solcher Verbrechen durch Politik, Medien und die Justiz hat diesen Gruppen den Rücken gestärkt und diese zu neuen Verbrechen ermuntert. Die damaligen Reaktionen und Erklärungen waren dieselben, die bis heute nach rassistischen Übergriffen und Brandanschlägen verbreitet werden. Die Täter sind verirrte und orientierungslose Jugendliche, unpolitisch, alkoholisiert, Einzeltäter, haben Angst um Arbeitsplätze oder vor Flüchtlingen, wurden von den Opfern provoziert etc.
Ohne diese Verharmlosung und Verstrickung staatlicher Institutionen wären die Verbrechen des NSU kaum denkbar. Vier Jahre nach der Selbstenttarnung der NSU werden beharrlich rechtsterroristische Netzwerke negiert und der Verfassungsschutz weiter ausgebaut.
Rassisten zünden Flüchtlingsunterkünfte an, und werden als besorgte Bürger verharmlost.
Die Aufklärungsquote dieser Verbrechen tendiert gegen Null, obwohl die meisten Täter in der unmittelbaren Nachbarschaft der Tatorte leben. Und wie 1992 nach dem mörderischen Brandanschlag von Mölln sind die Reflexe dieselben. Abwehr und Abschreckung, damals wie heute.
Das Asylgrundrecht weiter aushöhlen und soziale Menschenrechte weiter abbauen.
Wer uns nutzt ist willkommen. Und viele von uns beschwören das Narrativ von dem nützlichen Einwanderer, der die Sozialkassen füllt. Unter dem Deckmantel einer Willkommenskultur, ersetzen Teile der Zivilgesellschaft staatliches Handeln zum Nulltarif. Perfiderweise vereinnahmt die Willkommenskanzlerin diese helfende Zivilgesellschaft, die unter der Last der Hilfe zu brechen drohe, um die massivsten Gesetzesverschärfungen seit 1993 national und auf europäischer Ebene voranzubringen.

Wir wollen Ramazan Avcı gedenken und uns mit seiner Familie solidarisieren.
Wir wollen an diesem Tag auch der anderen Opfer von rassistischen Übergriffen gedenken und die Erinnerung an sie wach halten. Die Familie Avcı hat sich gewünscht, dass bei der Kundgebung neben der Ramazan Avcı Initiative ausschließlich Familienangehörige von Opfern rassistischer Gewalt zu Wort kommen sollen.

Initiative zu Gedenken an Ramazan Avcı

Aufruf auf Türkisch/çaǧrı türkçe

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