antirassistische initiative berlin


Dritter Jahrestag des Mordes an Burak Bektaş: Die Angst bleibt - Findet den Mörder!
Sonntag, 5. April 2015 | 14 Uhr | Kundgebung am Tatort (Rudower Straße 51, 12351 Berlin)

Vor drei Jahren wurde Burak auf offener Straße erschossen, Alex und Jamal durch weitere Schüsse lebensgefährlich verletzt. Dieser Mordanschlag und der Verlust machte uns zunächst vor allem traurig und betroffen. Wir können uns die Tat bis heute nicht erklären. Doch nach drei Jahren ergebnisloser Ermittlungen der Polizei verlieren wir die Hoffnung, dass von den Ermittlungsbehörden eine Aufklärung zu erwarten ist. Das macht uns wütend! Deshalb gehen wir auf die Straße!

Zum dritten Jahrestag des Mordanschlags auf fünf Jugendliche in Berlin-Neukölln stellen wir fest, dass die polizeilichen Ermittlungen nicht vorangehen. Der Mörder läuft immer noch frei herum.

Wir fordern gezielte und bundesweite Ermittlungen in Richtung eines rassistischen Mordanschlags bzw. einer NSU-Nachahmungstat!
Wir fordern Ermittlungen mit Blick auf Rassisten und Neonazis, die durch Gewalttaten und Waffendelikte aufgefallen sind - über die engere Umgebung des Tatorts in Neukölln hinaus!
Wir fordern endlich vollständige Akteneinsicht für die Anwälte!

Kommt am 5. April um 14 Uhr zur Todesstelle!
Kundgebung gegenüber dem Krankenhaus Neukölln (Rudower Str. 51)

Veranstaltung: "Gegen das Schweigen – Drei Jahre nach dem Mord an Burak und die Konsequenzen aus dem NSU"
Freitag, 17. April 2015, Jockel Biergarten (Ratiborstraße 14c)

aktuelle Infos und ausführliche Hintergründe: http://burak.blogsport.de/ -- http://facebook.de/burak.unvergessen

Zum Hintergrund:

Ein halbes Jahr nach dem Auffliegen des NSU wurde Burak Bektaş in Berlin-Neukölln von einem unbekannten Täter erschossen. Zwei weitere Jugendliche wurden lebensgefährlich verletzt. Der – nach Zeugenaussagen – weiße Täter konnte mit Waffen umgehen und führte den Mordanschlag wortlos und kaltblütig aus. Den Ermittlungsbehörden fehlt jedes Motiv, wir dagegen sehen deutliche Parallelen zu den Morden des NSU.

Auch der Mordanschlag auf die Jugendlichen in Neukölln könnte dem Vorgehen nach den Beschreibungen von Anschlägen aus neonazistischen Terrorkonzepten wie den "Turner Tagebüchern", "Eine Bewegung in Waffen" oder dem "White Resistance Manual" aus dem "Blood and Honour"-Netzwerk entsprechen. Darin wird ein bewaffneter "Rassenkrieg" propagiert, für den neben dem Konzept neonazistischer Kleinstzellen auch die Option des Einzelkämpfers genannt wird. Hierbei handelt es sich um ein einziges, hoch motiviertes Individuum, das alleine Aktionen durchführen kann. Diese "Ein-Personen-Zelle" sei undurchdringlich für die Strafverfolgung. Es gelte die "Propaganda der Tat", die ausgeführten Mordanschläge sollen ohne Bekennerschreiben für sich selbst sprechen.
Die Erschießung Burak Bektaş wird in der Neonazi-Szene begrüßt und als möglicher rassistischer Mordanschlag gelesen und verstanden. Das belegt etwa die im Internet veröffentlichte Sympathiebekundung einer jungen Frau, die sich auf ihrem Facebook-Profil zum "Nationalen Sozialismus" bekennt, mit den Protagonisten der Neuköllner Neonazi-Szene gut bekannt und befreundet ist und zum Mordzeitpunkt direkt neben dem Tatort gewohnt hatte. Darüberhinaus verdeutlichen über 220 polizeilich registrierte Straftaten mit positiver NSU-Bezugnahme, dass Nachahmungstaten in der Neonazi-Szene propagiert werden und als mögliches Motiv in Betracht kommen.

Drei Jahre nach der Selbstenttarnung des NSU hat die Polizei ihre Arbeitsweise nicht wesentlich verändert. Auch bei den polizeilichen Ermittlungen sehen wir Parallelen zwischen jenen im Zuge der Morde des NSU und denjenigen zur Ermordung Burak Bektaş. Beim Mord an Burak gerieten nicht zuerst - und nach den Morden des NSU wäre das sehr naheliegend gewesen - Neonazis ins Visier der Ermittler, sondern ein völlig unbeteiligter Mensch mit türkischem Namen. Die Ermittlungsakte trägt bis heute seinen Namen. Ermittlungsschritte dagegen in Richtung eines rassistischen Mordanschlags bzw. einer NSU-Nachahmungstat erfolgten unserer Informationslage nach bestenfalls halbherzig.

Wir wollen Antworten auf unsere Fragen, Antworten die uns die deutschen Behörden und Politik nicht geben – soviel ist uns nach den Vorgängen um den NSU klargeworden. Nur durch politischen Druck werden wir Antworten bekommen. Deshalb werden wir nicht Ruhe geben, bis wir wissen, wer Burak getötet und Jamal und Alex schwer verletzt hat!

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