ANTIRASSISTISCHE INITIATIVE
E.V.
ANTIRASSISTISCHES TELEFON
ZAG REDAKTION
Berlin, 30.5.99
Presseerklärung
Am Freitag nachmittag, den 28.5.99, starb der 30-jährige Aamir
Omer Mohamed Ahmed Ageeb in einer Lufthansa-Maschine. Er sollte in den
Sudan abgeschoben werden. An Händen und Füßen gefesselt,
in einen Motoradhelm gezwängt und an den Sitz fixiert, wurde er beim
Start von den BGS-Beamten mit brutaler Gewalt "in die Hocke" gedrückt
und kam so zu Tode.
Der Tod von Aamir Ageeb
ist kein Unglücksfall,
sondern ein bewußt
in Kauf genommenes Risiko bei Abschiebungen.
Die "tiefe Betroffenheit" der Mit-Verantwortlichen ist - im Hinblick
auf die alltägliche Abschiebepraxis deutscher Behörden - blanker
Zynismus.
Hand- und Fußfessel, Fixierung mit Paketklebeband, Schläge
und Tritte sind die gängigen Zwangsmaßnahmen, die Menschen angetan
werden, die nicht freiwillig in ihr Verfolgerland zurückkehren wollen.
Wenn die Menschen in ihrer Angst schrien, dann wurde ihnen schon mal der
Mund mit Paketklebeband zugeklebt oder ihnen ein Kissen aufs Gesicht gedrückt.
Es sind keine "tragischen Umstände", sondern es ist purer Zufall,
daß nicht mehr Menschen unter diesen Bedingungen starben.
Abschiebungen in Linien-Maschinen sollen von den Sicherheitskräften
möglichst unauffällig durchgeführt werden, damit die mitreisenden
Passagiere sich nicht wundern, sich nicht erschrecken und sich nicht einmischen.
Es ist schon lange übliche Praxis, die Gefangenen mit dem Gefängniswagen
direkt bis an die Maschine zu fahren, sie erst kurz vor dem Start ins Flugzeug
zu führen und sie möglichst hinten zu plazieren. Immer in Begleitung
von BGS-Beamten, die die Menschen während des Fluges bewachen, um
Widerstandsversuche im Keim zu "ersticken".
Die täglichen Abschiebungen finden in der Öffentlichkeit
statt.
Wir fordern alle Menschen auf, Abschiebungen nicht tatenlos zuzusehen.
Flugpassagiere habe die Möglichkeit, durch lautstarken Protest,
durch Nicht-Anschnallen oder Aufstehen, den Start der Maschine zu verhindern.
Flugpersonal hat die Möglichkeit, die Mitnahme der Flüchtlinge
zu verweigern.
Die Fluggesellschaften fordern wir auf, sich nicht mehr an Abschiebungen
zu beteiligen und keine Menschen gegen ihren Willen zu transportieren.
Abschiebungen sind immer Zwangsmaßnahmen gegen Menschen, die
in diesem Lande Schutz, Hilfe und Zuflucht suchen. Bei ihrer Rückkehr
droht ihnen Hunger, Krieg, Verfolgung, Gefangenschaft oder Folter.
Wir fordern eine grundsätzliche Änderung der Flüchtlingspolitik:
- Sofortigen Abschiebestopp
- Auflösung der Abschiebegefängnisse
- Gleiche Rechte für Deutsche, Flüchtlinge und MigrantInnen
Es folgen Zitate aus der von uns herausgegebenen Dokumentation
"Bundesdeutsche Flüchtlingspolitik und ihre tödlichen Folgen"
- 1993 bis 1998 - 6. aktualisierte Auflage
zu beziehen über Antirassistische Initiative, Yorckstr. 59, 10965
Berlin
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