Berlin, 29.09.1999
Pressemitteilung
Flüchtlinge beginnen
Hungerstreik
in DRK-Flüchtlingsheimen
Buchholzer - und Blankenburger
Straße
Seit Juni 99 protestieren Flüchtlinge
aus vier Berliner Flüchtlingsheimen gegen ihre unmenschliche Behandlung,
gegen die Verweigerung ihrer Selbstverpflegung und jeglichen Bargeldes.
Selbst das Taschengeld von 80 DM im Monat wird vielfach gestrichen. Gesetzliche
Grundlage dieser Praxis ist das Asylbewerberleistungsgesetz, das in Berlin
besonders brutal umgesetzt wird. Die BewohnerInnen der drei DRK-Heime protestierten
bisher mit einer Straßenblockade, Essensverweigerung und einem Besuch
in der DRK-Zentrale. Mit Kundgebungen vor dem Sitz der Sozialsenatorin
Hübner und dem Sozialamt Spandau suchten die Flüchtlinge immer
wieder Gespräche mit den Verantwortlichen, um ihre Situation zu verändern.
Die Gespräche blieben bislang ohne konkretes Ergebnis.
An den Lebensbedingungen der Flüchtlinge
in den Heimen änderte sich nichts. Die Demütigung und Endmündigung,
in einem so reichen Land wie der BRD ohne einen Pfennig Bargeld existieren
zu müssen, wie auch die unzureichende Ernährung machen die Menschen
seelisch und körperlich krank. Selbst schwerkranke Menschen erhalten
trotz ärztlicher Atteste weder die krankheitsbedingt erforderliche
Diät noch eine andere Unterkunft mit der Möglichkeit der Selbstversorgung,
zum Teil erhalten sie von den Sozialämtern nicht einmal Krankenscheine.
Viele erleben die Heimsituation und die drohende Obdachlosigkeit nach Flucht
und Vertreibung als weiteres Trauma.
Nachdem auf einer Vollversammlung am 29.9.99
in der Buchholzer Straße die zuständigen DRK-Vertreter jegliche
Verantwortung für die menschenunwürdige Behandlung von sich wiesen,
brachen die Flüchtlinge nach zwei Stunden das Gespräch ab und
kündigten einen Hungerstreik an, den sie heute am Donnerstag den 30.9.99
beginnen. Gestern abend wurde bekannt, daß sich weitere 30 Flüchtlinge
aus der Blankenburger Straße 141 dem Hungerstreik anschließen
wollen.
Die Flüchtlinge fordern:
- Abschaffung der Fremdverpflegung !
- Sofortige Auszahlung der Sozialhilfe
in bar !
- Uneingeschränkter Zugang zu medizinischer
Versorgung !
Wir sind Menschen
und wir wollen wie Menschen
behandelt werden !
Die hungerstreikenden Flüchtlinge
laden die Presse ein, sich selbst ein Bild von den Lebensbedingungen in
den Heimen zu machen und über den Protest zu berichten.
Zwischen 12 und 13 Uhr planen die Flüchtlinge
eine öffentliche Bettelaktion vor dem Heim Buchholzer Straße
34 - 35 in Berlin-Pankow
Für Rückfragen und Hintergrund-Informationen:
Antirassistische Initiative Berlin:
Telefon 785 72 81 Fax: 786 99 84
Die Forderungen der Hungerstreikenden werden
unterstützt von Flüchtlingen aus dem DRK-Wohnheimv Streitstraße
5; Blanken-burger Straße 141, Buchholzer Straße 34 - 35 und
anderen Menschen, die unter die Aushunger- und Vertreibungsgesetze fallen.
Unterstützt u.a. vom Flüchtlingsrat
Berlin, Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen,
Frauen-Lesben-Gruppe für Bleiberecht, Kein Mensch ist illegal - Berlin,
Antirassistische Initiative Berlin - ARI, Initiative gegen das Asylbewerberleistungs-gesetz,
Forschungsgesellschaft Flucht und Migration - FFM
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