9. September 2000
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Abschiebehäftling auf der Flucht in den Tod gestürzt |
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BERLIN - Ein mongolischer Abschiebehäftling ist beim Versuch zu fliehen ums Leben gekommen. Der 28-Jährige wollte sich mit Bettlaken aus einem Krankenhaus abseilen - und stürzte ab.
Der Mongole war ohne Papiere von Brüssel nach Berlin eingereist, wo er festgenommen und in den Abschiebegewahrsam nach Grünau gebracht wurde. Wegen einer Erkrankung kam er einen Monat später ins Krankenhaus Köpenick. "Gegen 5 Uhr versuchte er, sich mit Laken vom siebten in den sechsten Stock abzuseilen", sagt ein Polizeisprecher. Ein Laken riss - der Mann stürzte in den Tod.
"Dieses schreckliche Ereignis muss den Senat zur Besinnung bringen", sagt Hartwig Berger, migrationspolitischer Sprecher der Grünen. Es sei grausam, Menschen monatelang in Abschiebehaft zu stecken, die keine kriminellen Handlungen begangen hätten.
Nach Angaben der Antirassistischen Initiative starben seit '93 bundesweit 80 Menschen, weil sie sich aus Angst vor Abschiebung umbrachten oder fliehen wollten. Zurzeit sitzen in Berlin 360 Menschen in Abschiebehaft. 1999 waren es insgesamt 6579, von denen 4331 abgeschoben wurden - vor allem nach Bosnien, Polen, in die Türkei, die Ukraine, nach Vietnam und in die Mongolei. bf
Artikel vom 9. September 2000
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