Sechs Gefangene im Abschiebegewahrsam,
die sich seit über zehn Tagen im Hungerstreik befinden, sind entschlossen,
diesen trotz der gesundheitlichen Folgen fortzusetzen. Zwei Häftlinge
berichteten, sie hätten bereits zehn bzw. achteinhalb Kilo abgenommen;
außerdem klagen sie über Schmerzen in der Leber- und Nierengegend.
Am 20. Januar 2003 waren 68 Häftlinge in Hungerstreik getreten, um
gegen die inhumanen Haftbedingungen sowie die langen Haftzeiten zu protestieren.
Am Mittwoch, den 22. Januar
wurde der Hungerstreik von der Mehrheit beendet, um Innensenator Körting
und der Leitung des Abschiebegewahrsams Zeit zu geben, ihre Forderungen
zu erfüllen. Sollte dies nicht passieren, ist geplant, den Streik
am 10. Februar wieder aufzunehmen.
Die Forderungen der Gefangenen waren:
Diese Forderungen – einschließlich
der zugesagten „Verbesserungen„ – wurden bislang nicht erfüllt. Die
Trennscheiben in den Besucherräumen sind weiterhin vorhanden, die
hygienischen Zustände für die Häftlinge wurden nicht verbessert,
allerdings werden nun die Räume der PolizistInnen in der Haftanstalt
Köpenick renoviert. Bislang wurde ein Innengitter entfernt, dies geschah
aber bereits, bevor die Häftlinge in Hungerstreik traten. Mit einer
sehr alten Tischtennisplatte wurde das Beschäftigungsangebot verbessert.
Spürbare Verschlechterungen
gibt es dagegen in der Behandlung der sechs Häftlinge, die noch im
Hungerstreik sind. Ihr Hofgang wird nur noch morgens gegen acht Uhr ermöglicht,
nachmittags dürfen sie nicht hinaus. Der allgemein geduldete Austausch
von Büchern unter den Häftlingen wurde den Hungerstreikenden
untersagt. Einer von ihnen berichtete, dass er am Freitag, den 24. Januar
von einem Polizisten misshandelt und rassistisch beschimpft worden sei.
Dieser habe eine Zigarette auf seiner Hand ausgedrückt, als der Häftling
eine Nachfrage auf Englisch stellte.
Im dritten Haus, erstes
Stockwerk, in dem auch Hungerstreikende inhaftiert sind, kam es am Montag,
den 27.01.03 zu einer Razzia, bei der die Zellen verwüstet wurden
und mehrere persönliche Dinge, beispielsweise eine Brille, Briefe
und Telefonnummern entwendet wurden, über deren Verbleib die Besitzer
erst mit der Zeit aufgeklärt wurden.
Trotz dieser Schikanen sind die Häftlinge entschlossen, ihren Protest gegen die Haftbedingungen in Köpenick fortzusetzen. Selbstmordversuche und Selbstverletzungen sind keine Seltenheit. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag versuchte beispielsweise ein 23 Jahre alter Mann aus Litauen, sich zu erhängen. Er wurde daraufhin ins Krankenhaus, in der Nacht aber bereits wieder zurück in die Haftanstalt gebracht. Dort versuchte er, sich die Pulsadern aufzuschneiden. Er befindet sich nun unter ständiger Bewachung in einer Einzelzelle.
Für weitere Informationen
und für Kontaktaufnahme mit den Hungerstreikenden:
Antirassistische Initiative
- Telefon: 030 785 72 81
Für Hintergrundinformationen: www.abschiebehaft.de - www.berlinet.de/ari/ini