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Berlin, 19.9.99
Presseerklärung

Abschiebegewahrsam Köpenick :

Sudanesischer Oppositioneller im Hunger- und Durststreik

Am 7. Tag seines Hunger- und Durststreikes
hat sich die gesundheitliche Situation
des Arztes Dr. Brier Ibrahim Musa dramatisch verschlechtert.

Sieben Tage ohne Flüssigkeitszufuhr führen zu einer gefährlichen Entgleisung der Stoffwechsels in deren Folge es neben einer Austrockung und Unterversorung der lebenswichtigen Organe zu schweren Herz-Kreislauf-Problemen und irreparablen Schäden im Zentralen Nervensystem kommt. Dr. Musa wählte diesen gefährlichen Weg bewußt, um gegen die Nicht-Anerkennung seiner politischen Verfolgung, gegen seine Inhaftierung und gegen seine drohende Abschiebung zu protestieren.

Ibrahim Musa ist seit 1986 engagiertes und aktives Mitglied in der Democratic Union Party (DUP) im Sudan. Während seines Studiums in Ungarn schloß er sich der National Democratic Alliance (NDA) an und führte seine politische Arbeit gegen die National Islamic Front (NIF) im Sudan fort. Nach seiner Rückkehr wurde er von den Behörden beobachtet und bedroht, wurde festgenommen, verhört und mißhandelt. Nachdem die Arbeit im Untergrund immer schwieriger wurde und einige Mitstreiter aus seiner politischen Gruppe verhaftet worden waren, entschloß sich Ibrahim Musa im Juli 97 zur Flucht. Auch während seines Asylverfahrens in der BRD setzte er seine Aktivitäten für Demokratie und Menschenrechte im Sudan fort. Der Antrag auf Asyl wurde vom Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge am 25.9.97 abgelehnt.

Nachdem auch in Holland sein Asylbegehren gar nicht angenommen wurde (Drittstaaten-Regelung), kehrte Ibrahim Musa in die Bundesrepublik zurück. In Berlin wurde er direkt auf dem Flughafen gefangen genommen und befindet sich seit dem 14. Juli 99 hier im Abschiebegewahrsam Köpenick.

Dr. Musa ist sicher, daß er durch eine Abschiebung in den Sudan direkt in die Hände seiner Verfolger ausgeliefert wird. Der General Sekretär der National Democratic Alliance (NDA) in der BRD, Ahmad Hussein Adam, bestätigt die Befürchtungen Musas. Er erklärte gestern der Antirassistischen Initiative gegenüber, daß die Situation im Sudan für politische Oppositionelle höchst gefährlich sei. Er ist im Besitz eines Video-Bandes, in dem der durch die Presse propagierte Dialogbereitschaft des sudanesichen Präsidenten widersprochen wird. Der durch Militärputsch an die Macht gekommene Diktator Omar Hassan Ahmad Al-Bashir fordert die Oppositionellen und auch die Flüchtlinge auf, zurückzukehren, sich öffentlich zu entschuldigen und ihre Schuld anzuerkennen.

Zitat aus dem Amnesty International Report 1999 über den Sudan: "Mindestens 40 politische Gefangene bekamen willkürliche Verfahren. Folter und Mißhandlungen während der Festnahmen, in den Gefängnissen und Polizeirevieren waren gang und gebe. Mindestens eine Person starb unter Folter. Gerichte verhängten grausame, unmenschliche und erniedrigende Strafen. Hunderte von Zivilisten wurden ohne Gerichtsverfahren exekutiert durch Soldaten oder Milizionäre."

Laut Auskunft des BGS-Koblenz, der Zentralen Regiestelle für Abschiebungen, finden seit Juni keine Abschiebungen in den Sudan statt. Am 28. Mai war der Sudanese Aamir Omer Mohamed Ahmed Ageeb durch die Gewalt der ihn begleitenden Polizeibeamten im Flugzeug während der Abschiebung zu Tode gekommen.


Wir fordern:

Für Rückfragen stehen wir unter folgenden Telefonnummern zur Verfügung: 785 72 81 oder 788 988 72.
Für telefonische Rückfragen steht Dr. Musa persönlich zur Verfügung:
Abschiebegewahrsam Köpenick: Tel. 293 29 815, die Bitte äußern,
daß Dr. Brier Ibrahim Musa (Haftbuch-Nummer 29 34) zurückruft.

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