Christa Wolf will Freilassung von vier Frauen im Hungerstreik
Appell an Innensenator / Behörde bestreitet Lebensgefahr
Marlies Emmerich
Prominente Schriftsteller haben sich am Donnerstag für die Freilassung von vier Hunger streikenden Ukrainerinnen aus der Abschiebehaft eingesetzt. Die Frauen haben, wie berichtet, vor fast 50 Tagen in der Haftanstalt Kruppstraße aufgehört zu essen. "Es kann einfach keinen Grund geben, das Leben dieser Frauen zu gefährden", appelliert die Schriftstellerin Christa Wolf an Innensenator Eckart Werthebach (CDU). Der Wissenschaftler Walter Jens bittet Werthebach, alles in seinen Kräften Stehende zu tun, um die in Abschiebehaft Hungernden "vor einer Katastrophe zu bewahren". Auch Abgeordnete der PDS und der Grünen setzen sich für die Ukrainerinnen ein.
Eine der Frauen soll unterdessen nach Informationen der Antirassistischen Initiative am Donnerstag einen Durststreik begonnen haben. Die Ukrainerinnen sind teilweise seit fünf Monaten im Gefängnis.
"Die Haft basiert auf der Grundlage geltender Gesetze", sagt der Sprecher des Innensenators, Stefan Paris, zu den Vorwürfen. Die Ukrainerinnen seien illegal eingereist und hätten außerdem illegal in Berlin gearbeitet. Vor ihrer Verhaftung haben die Frauen laut Paris Papiere zur Aufenthaltsüberprüfung "nur eingeschränkt ausgefüllt". Allerdings fehlten auch noch Heimreisedokumente der Botschaft der Ukraine. In solchen Fällen ist eine Abschiebung nicht möglich. Laut Paris besteht für die Frauen keine Lebensgefahr.
1999 sind gemäß Ausländerbehörde 4 331 Menschen abgeschoben worden - darunter 3 412 direkt aus der Abschiebehaft. 1998 wurden 4 512 Ausländer abgeschoben.
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