Der 17 Jahre alte Siergiej A. ist gestern am Spätnachmittag ins Kreiskrankenhaus Beeskow eingeliefert worden. Er ist damit aus der Abschiebehaft entlassen.
Siergiej A. hatte am 14. September mit einem Hungerstreik begonnen, um gegen seine Inhaftierung im Abschiebegefängnis Eisenhüttenstadt zu protestieren. Es ging ihm gesundheitlich sehr schlecht, weil er zwischenzeitlich auch schon einige Tage lang einen Durststreik versucht hatte.
Zudem wurden gestern morgen seine Haftbedingungen deutlich verschärft. Siergiej A. kam aus dem Gemeinschaftstrakt heraus und wurde in eine Einzelzelle eingeschlossen. Damit war er von den anderen Gefangenen der Etage und der Abteilung isoliert. Sie konnten sich nur schreiend durch die geschlossene Zellentür verständigen.
Wir erinnern daran, daß Siergiej A. bereits ein Jahr lang (!) im Abschiebegefängnis Berlin-Köpenick gesessen hatte. Als diese lange Haft begann, war er 14 (!!!) Jahre alt. Er wurde dann entlassen, weil eine Abschiebung für die deutschen Behörden nicht möglich war. In Brandenburg erneut festgenommen saß er seit April diesen Jahres wieder im Gefängnis.
Sein Mitgefangener David Alekseenko, der
sich 38 Tage im Hungerstreik befand, war bereits am 27. September ins Krankenhaus
entlassen worden.
Die Abschiebehaft und die Abschiebegefängnisse sind die krassesten Sinnbilder bundesdeutscher Abschottungspolitik. Abschiebehaft bedeutet Freiheitsberaubung für Hunderte von Menschen. Freiheitsentzug, der durch RichterInnen und Richter in Fünf-Minuten-Verhandlungen juristisch "legitimiert" wurde, manchmal ohne Anhörung der Betroffenen und oft ohne Rechtsbeistände.
Ein Beispiel: Zur Zeit befinden sich ca. fünfundzwanzig minderjährige Flüchtlinge (unter 18 Jahre alt) in den beiden Berliner Abschiebegefängnissen Grünauer Straße und Kruppstraße.