Die Gewahrsamsleitung des Abschiebegefängnisses Eisenhüttenstadt hat offensichtlich keine Skrupel, den Willen des hungerstreikenden Russen David Alekseenko mit allen Mitteln zu brechen. Der Gefangene war unter fadenscheinigen Begründungen (angeblicher Fluchtversuch) zum zweiten Mal wahrend des Hungerstreiks am Montag, den 18. September, in die geschlossene Abteilung der Psychiatrie des Klinikums Frankfurt (Oder) gebracht worden, obwohl für die dortige Aufnahme keine Indikation vorlag. Trotzdem dauerte es noch weitere vier Tage bis er am Freitag nachmittag aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Er hatte auch während diese Zeit Infusionen oder Nahrung abgelehnt.
Anstatt ihn nun endlich, entsprechend seiner gesundheitlichen Leiden, in eine Innere Abteilung des Krankenhauses zu bringen, kam er zurück in die Abschiebehaft.
Die klinischen Symptome, aufgrund derer er am 18. September ins Krankenhaus gebracht worden war, haben sich acht Tage später und ohne Behandlung gravierend verschlechtert.
Die Schikane nach der demütigen Zwangsunterbringung eines psychisch stabilen und klaren Menschen in der geschlossenen Psychiatrie wird im Abschiebegefängnis fortgesetzt. David Alekseenko kommt sofort in Einzelhaft und ist somit von den anderen Gefangenen, die ihre Zellen verlassen können, abgeschnitten. Sie können sich durch die geschlossene Tür Worte zurufen, was aber für David Alekseenko, der seit dem 21. August mindestens 15 kg Körpergewicht verloren hat, und unter den klinischen Folgen des Hungerstreiks sehr zu leiden hat, eine große Kraftanstrengung bedeutet. Weiter Maßnahmen gegen ihn: Duschen und gemeinsamer Hofgang sind für ihn gestrichen. In unregelmäßigen Abständen kommen Beamte und sehen nach ihm.
Für den Betroffenen undurchsichtig ist der gestrige Besuch eines Mannes in seiner Zelle, der sich als Jurist vorstellte und behauptete, daß Herr Alekseenko nicht aus der Haft herauskäme.
Herr Alekseenko rief seinen Mitgefangenen durch die Zellentür zu, daß auch der untersuchende Arzt Dr. Gläser ihm gestern mitgeteilt hätte, daß er mithilfe seines Hungerstreikes auf keinen Fall aus der Haft herauskäme.
17-jähriger Abschiebegefangener
beendete Durststreik -
setzt den Hungerstreik weiter fort
Der zweite Hungerstreikende, der 17 Jahre alte Siergiej A. hatte nach drei Tagen Durststreik so schwere körperliche Beschwerden bekommen, daß er diesen beendete, den Hungerstreik allerdings fortsetzt. Es geht ihm gesundheitlich schlecht: neben Schwindelanfällen leidet er unter Magen- und Flankenschmerzen, fühlt sich sehr schwach und spricht leise. Er darf sich zur Zeit auf seiner Etage noch frei bewegen.
Beide Hungerstreikenden hatten bereits
ein halbes bzw. ein Jahr in Berlin in Abschiebehaft gesessen, ohne daß
es den Behörden möglich war, sie abzuschieben. Sie mußten
entlassen werden. Nun wurden sie im Land Brandenburg festgenommen und sitzen
erneut in Abschiebehaft. Auf dieses ignorante und menschenverachtende Verhalten
der deutsche Behörden machen die Gefangenen unter Einsatz ihrer Gesundheit
jetzt aufmerksam.
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